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Gerhard Trummler

BIOGRAPHIE

 

Kurzbiographie

Gerhard Trumler - Geboren1937 zählt er zu den renommiertesten und heraus ragenden Photographen Österreichs. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Fahrdienstleiter bei der ÖBB sowie als Fluglotse und ausgebildeter Banker schließt er 1966 sein Studium der Fotografie in Wien ab. Seit 1969 arbeitet er als freier Photograph im eigenen Studio, zunächst für Werbung, Schallplatten - und Computerindustrie, wie auch für Banken. Von 1969 bis 1974 dokumentiert Gerhard Trumler die Wahlreisen des Kanzlers Bruno Kreisky, und des Präsidenten Rudolf Kirchschläger, sowie zahlreicher österreichischer Politiker.
Neben seinen Publikationen in prominenten Zeitschriften und Magazinen Mitteleuropas und Übersee, u.a. Die Zeit, FAZ, NZZ, Süddeutsche, profil,, Ovation Magazine NY, The Smithsonian Wash.DC, GEO Paris, Bell´Europa, Life Tokyo, Photography International Taipeh etc, hat er seit 1978 weltweit fast 200 eigene Bücher und über 150 Portfolios mit kulturellen und sozialkritischen Themen erarbeitet.
Gerhard Trumler ist Mitglied im Wiener Künstlerhaus und Vorstandsmitglied der Österreichischen Photographischen Gesellschaft. Sein photographisches Wirken erhielt Anerkennung, besonders durch Ausstellungen in zahlreichen internationalen Galerien und Kunstmuseen, wie etwa im Kunsthistorischen Museum Wien, in der LEICA GALLERY in New York, in Florenz und Rom, im Europaparlament Strassburg, oder der UNO in New York, sowie durch zahlreiche Auszeichnungen, wie beispielsweise dem «Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst II.» der Republik Österreich, dem «Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich», der «Albert Schweitzer Medaille» für Europäische Kulturpublizistik«, der «Goldenen Medaille der Österreichischen Photo­graphischen Gesellschaft«, dem «Goldenen Rathausmann» des Bürgermeisters Stadt Wien, dem «Goldenen Lorbeer« des Künstlerhauses , sowie laufend Staatspreise für die «Schönsten Bücher Österreichs».
Zu seinen bekanntesten Buchpublikationen zählt das grosse fünfbändige Werk BUNTE STEINE (1994 bis 2005), eine Anthologie österreichischer Kulturlandschaften mit Texten des berühmen österreichischen Dichters Adalbert Stifter. Es wurde im September 2005, dem Stifter Jubiläumsjahr feierlich der weltberühmten Bibliothek von Alexandria übergeben. Das 1991 in New York erschienene und weltweit übersetzte Buch DIE SCHÖNSTEN LANDSCHLÖSSER UND HERRSCHAFTSSITZE IN OSTEUROPA war ein grosser Publikumserfolg und in kürzester Zeit vergriffen. 2007 wurde es als dreibändige Ausgabe neu aufgelegt. Die meisten der bisher erschienen Bücher von Gerhard Trumler sind seit langem vergriffen, wie etwa sein Werk über WIENER MODE-1900, publiziert 1988 in Tokyo. Das1978 erschienene Buch über den griechischen Berg ATHOS wurde vom Präsidenten dieser Mönchsrepublik zum «Schönsten Buch über den Heiligen Berg im 20. Jahrhundert» erklärt, und 2009 wegen der grossen Publikumsnachfrage im Brandstätter Verlag neu aufgelegt.
Die Photographien von Gerhard Trumler wurden und werden an zahlreichen prominenten Orten mit grossem Erfolg präsentiert, und finden überall in der Welt grosse Aufmerksamkeit, sei es nun im Kunsthistorischen Museum in Wien, im UNO Headquarter in New York, im Europa Parlament in Strassburg, oder im Europarat in Brüssel..

Wenn er nicht gerade auf einer seiner zahlreichen Photoreisen weilt, lebt und lehrt Prof. Gerhard Trumler am Rosenhof in seiner Traumlandschaft, dem nieder­österreichischen Waldviertel im Norden Österreichs

Home <www.trumler.at> E mail <photoart@trumler.at>

 

 

Gerhard Trumler

Der Künstler bringt es fertig, die Kargheit des Landes einzufangen mitsamt seiner Schönheit und die Dinge ihre eigene Geschichte erzählen zu lassen
Der Standard

1937 Geboren in Wien, als erstes von vier Kindern
1940 lebt mit seiner Familie im niederösterreichischen Waldviertel bis 1946
1948 Realgymnasium in Wien bis 1956
1950 Erste Kamera
Beteiligungen und Preise bei Amateur Photowettbewerben
1956 Matura
Inskription Jurastudium Universität Wien. Nebenberuf bei den ÖBB -
Österreichischen Bundesbahnen
1957 Unterbrechung des Studiums. Nebenberuf wird zum Hauptberuf ­
Zahlreiche Fachprüfungen
1958 ahrdienstleiter bei den ÖBB, Berufswechsel zur Österreichischen Flugsicherung
Inskription zur Fortsetzung des Studiums, bald jedoch neuerlicher Abbruch wegen ­starker beruflicher Belastung. Wiederum zahlreiche umfangreiche Prüfungenn
Verstärkte Zuwendung zur Photographie nach erfolgreichem Abschluß der Ausbildung
1965 Radarfluglotse -
Wegen Photostudiums in München und Wien, Ausscheiden aus derr Flugsicherung
1966 Abschlussprüfungen Photographie in Wien
1967

Start einer Banker Ausbildung, begleitet von reger Publikationstätigkeit im Werbesektor
der ZENTRALSPARKASSE DER GEMEINDE WIEN. Bankprüfungen

1969 Endgültige Beendigung der unselbstständigen Berufslaufbahn
Freelancer im eigenen Photostudio in Wien, Werbe- und Industriephotographie
Arbeiten für Computer- und Schallplattenindustrie, sowie bevorzugt für Banken,
u.a. Geschäftsberichte, Imagepublikationen etc
1970 Staatspeis (für Werbung - im Team) «Z Kunden wissen, was mit ihrem Geld gschieht»
1969 bis 1975 Photographische Dokumentation der Wahlreisen des Kanzlers Bruno Kreisky
1974 Photographische Dokumentation der Wahlreisen des nachmaigen. Bundespräsidenten
Rudolf Kirchschläger
1977 Neben Industrie- und Werbephotographie stärkere Hinwendung zu Architektur und
Landschaft,mit Schwerpunkt KulturIntensivierung der photographischen Gestaltungen von Kunstmonographien, Ausstellungskatalogen, Imagepublikationen etc
Beginn der Publikation von eigenen Büchern bei österreichischen, deutschen und schweizerischen Verlagshäusern, mit Themen Kunst, Kultur, Architektur, Natur
1978 Erstes Buch erscheint im Molden Verlag:
KLÖSTERREICH - Die Klöster und Stifte in Bayern, Österreich und der Schweiz.
Textautor Prior Joachim Angerer.

Dieses Werk erfuhr innerhalb der folgenden zwanzig Jahre 12 Neuauflagen.
Auszeichnung Die Schönsten Bücher Ösderreichs 1978
Auszeichnung Photobuchwoche Stuttgart
Bis 2007 Publikation von fast 150 eigenen Büchern Buch: GROSSES ÖSTERREICHISCHES WEINLEXIKON, Verlag Molden,
Text György Sebestyen ­

Auszeichnung Die Schönsten Bücher Österreichs 1978

1979 Drittes Buch im Molden Verlag: TRAUMSCHLÖSSER UND BURGEN IN ÖSTERREICH

Verstärkte Publikationstätigkeit in österreichischen und internationalen Kunst- und Kulturpu blikationen u. a. für LIFE/Tokyo, THE SMITHSONIAN­/Washington D.C.,
ZEIT/Hamburg, BELL' EUROPA/Milano, OVATION MAGAZINE/New York,
FASHION FOUNDATION OF MODE/Tokyo, FAZ/Frankfurt, NZZ/Zürich,GEO/Paris, ZÜRICHER WELTWOCHE, RHEINISCHER MERKUR/Bonn, etc
1980 Buch: JOSEF PLECNIK
Auszeichnung: Aufnahme unter DIE SCHÖNSTEN BÜCHER ÖSTERREICHS 1980
1981 Preis der Photoindustrie für Professionelle Photographie
Preis der Stadt Ischl: Für die Beste Ausstellung in der Galerie Pavillon Bad Ischl
Grosses Goldenes Ehrenzeichen der Österreichischen Bundesinnung der Photographen:
«Für Verdienste um die Österreichische Berufsphotographie»
Buch: LAINZ, EIN PLATZ ZUM STERBEN ? Edition Maioli Wien
Buch: DER BÖHMERWALD - Auf den Spuren Adalbert Stifters, Verlag Brandstätter Wien

Auszeichnung: Österreichischer Staatspreis SCHÖNSTES KULTURBUCH ÖSTERREICHS

 
1981 Ankauf von 22 Portfolios WALDVIERTEL vom Vorstand der Firma AGFA GEVAERT AG
1984 Preis des Landes Niederösterreich für Photographie
1987 Aufnahme in das Wiener Künstlerhaus
1987 Photographische Ausgestaltung der Repräsentanz Mailand
der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien

Buch: STATIONEN DER ERINNERUNG - Die alten Bahnhöfe in Österreich in der
Österreichischen Staatsdruckerei
Auszeichnung: Staatspreis Schönstes Photobuch Österreichs 1987
Buch: OBERÖSTERREICHISCHE BAUERNMÖBEL im Verlag K+S Wien
Auszeichnung: Staatspreis Schönstes Photo Kunstbuch Österreichs 1987
1987 Buch: OBERÖSTERREICHISCHE BAUERNMÖBEL im Verlag K+S Wien
Auszeichnung: Staatspreis Schönstes Photo Kunstbuch Österreichs 1987
1988 Professor/Photographie 
1989 Gründung der Photoakademie - Nordwald  in Fraberg/Waldviertel-Niederösterreich  und der EDITION PORTFOLIO Fraberg und Wien
1990 Photographische Ausgestaltung der Österreichischen  Aussenhandels Vertretung  Repräsentanz Los Angeles USA 

1990 Buch: ATHOS - Heiliger Berg, im Verlag Veritas Linz

Auszeichnung: Aufnahme unter DIE SCHÖNSTEN BÜCHER ÖSTERREICHS 1990

Laudatio vom Präsidenten der Mönchsrepublik Athos, P. Mitrophanis:
ATHOS: SCHÖNSTES PHOTOBUCH über den HEILIGEN BERG IM 20. JAHRHUNDERT

Buch ÜBER BILDER im Verlag J+V Wien, Staatspreis Schönstes Kunstbuch Östereichs 1991

1992 Privataudienz bei Papst Johannes Paul VI in Rom : Einladung auf Grund der ausserordentlichen Resonanz im Vatikan nach der erfolgreichen Publikation von VIA CRUCIS, für die G.T. eine künstlerisch gestaltete Serie von Photographien in der Kirche Sant Igino Papa erarbeitet hatte. 

Nach Empfehlung von Architekt Holzbauer, Ankauf von zehn grossen Photographien 100 x 100 cm aus der Reihe Bunte Steine durch  Bank Austria für die Empfangshalle des neuen Verwaltungszentrums LAS in Wien

Photographische Ausgestaltung der Österreichischen Aussenhandels Vertretung Repräsentanz Budapest

1993 Erste CD-ROM: SCHLOSS SCHÖNBRUNN im Verlag Brandstätter Wien
Buch ATHOS in englischer und griechischer Sprache in der Edition Adam/Athen

Auszeichnung Albert Schweizer Medaille

1994 Erscheinen des ersten Bandes der Anthologie BUNTE STEINE (ausgelegt auf fünf Bände)
Die gesamte Reihe wurde von Trumler selbst entworfen, gestaltet, produziert und finanziert
GRANIT - Das Land vor dem Winter - Waldviertel

Auszeichnung: GRANIT - Österreichischer Staatspreis für DAS SCHÖNSTE BUCH ÖSTERREICHS 1994

1996 Zweiter Band der Reihe BUNTE STEINE
KATZENSILBER - Land zwischen Mihel und Aist - Mühlviertel, Bibl. der Provinz Weitra
Auszeichnung: Schönste Bücher Österreichs 1996

Zweite Auflage GRANIT Weltausstellung Sevilla Grossbilddisplay des Orchesters der Wiener Philharmoniker

1997 Silbernes Ehrenzeichen «für Verdienste um das Land Niederösterreich»

Buch EISENWURZEN im Verlag Pichler Wien

1998 Erstmalige Versteigerung einer Photographie in einer Auktion im Wiener Dorotheum

Dritter Band der Reihe BUNTE STEINE
BERGKRISTALL - Land im Gebirg - Tirol.
Erfolgreiche Präsentationen in Bozen, Innsbruck und Wien

Auszeichnung: BERGKRISTALL: Schönste Bücher Österreichs 1998

Buch ÖTSCHERLAND im

Verlag Brandstätter Wien Neuauflage Buch STATIONEN DER ERINNERUNG (Erste Auflage aus 1987 vergriffen)
Buchpräsentation im Hofsalonwagen von Kaiser Franz Joseph I

1999 Beginn der Edition Portfolio (bis 2005):
Abfolge von 4 Photographien jährlich, Auflage 99 Exemplare

Publikation Austrian Documentary Photography im Verlag Photographers International in Taipeh/Taiwan zusammen mit F.Hubmann, E. Lessing, C. de Grancy u.a.

Buch WEINLANDSCHAFTEN ÖSTERREICHS Verlag Pichler Wien
Buch ATHOSGUIDE Edition Adam, Athen Griechenland

Photographische Ausgestaltung der Konzernzentrale BILLA AG (Rewe Austria)

2000 WELTAUSSTELLUNG HANNOVER Bilddisplay Wasser Impressionen aus Österreich

Photographische Ausgestaltung der Ottakringer Brauerei Wien
Auszeichnung: Paul Harris Fellow ROTARY INTERNATIONAL Distr.1910

Ausstellung HOMMAGE und Buchpräsentation im Schloss Weinberg OÖ

Buch Zu Tisch bei Sigmund Freud im Verlag Brandstätter Wien

Vierter Band der Reihe BUNTE STEINE
TURMALIN -Wirklichkeit eines Traumes WIEN
2001 Ausstellung KHM  Kunsthistorisches Museum Wien Portraitgalerie im Palais Harrach
Ankauf Triptychon Waldlichtung im Kremstal durch Kunsthistorisches Museum Wien KHM Buch GERHARD TRUMLER PHOTOGRAPHIEN 1970 – 2000 Verlag Brandstätter Wien
Auszeichnung Schönste Bücher Österreichs 2001
Auszeichnung Schönste Buchumschläge Österreichs 2001
Nominierung Staatspreis Schönstes Buch Österreichs 2001

2001 Ausstellung KHM Kunsthistorisches Museum Wien Portraitgalerie Palais Harrach

Ankauf Triptychon durch Kunsthistorisches Museum Wien KHM
Waldlichtung im Kremstal
Buch GERHARD TRUMLER PHOTOGRAPHIEN 1970 – 2000 Verlag Brandstätter Wien
Auszeichnung Schönste Bücher Österreichs 2001
Auszeichnung Schönste Buchumschläge Österreichs 2001
Nominierung Staatspreis Schönstes Buch Österreichs 2001

Ausstellung in Budapest

Fünfter Band der Reihe BUNTE STEINEKALKSTEIN - Salzkammergut Erscheinungstermin auf 2005 verschoben

2002 Auszeichnung der Republik Österreich «Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst»

Auktion: Dorotheum Wien - Portfolio Twenty Days in America
Workshop: Schule des Sehens «Nordwald Akademie Fraberg» Waldviertel NÖ

Ausstellung in New York USA und im Schloss Ottenstein Waldviertel NÖ

2002 PORTFOLIO Anthologie: AUS DER NEUEN WELT - Hommage Antonin Dvorak -
zum 100 jährigen Todestag des Komponisten
Sieben Portfolios mit insgesamt 105 Photographien:
1. TWENTY DAYS IN AMERICA
2. SOME DAYS IN AMERICA
3. PUEBLO LANDS
4. INDIAN LANDS
5. BACK TO NEW YORK AGAIN
6. STROLLING AROUND MANHATTAN
7. TWO MINUTES AWAY FROM MANHATTAN

Beginn der Photoarbeiten an einer neuen Reihe von eigenen Buchprojekten
1. PRAG -- Stadt zwischen Golem - Kafka - Schwejk 2007 Brandstätter Verlag Wien
2. WIEN POETISCH 2008 Edition Portfolio Wien und Fraberg
3. CHAIR´D IN THE ADAMANT OF TIME - Texte Walt Whitman - «Leaves of Grass«
2003 Ausstellungen in Leipzig und Tirana, Albanien

Ausstellung in Lima, Peru
2004 Ausstellungen in Florenz, Rom und Santiago de Chile
2005 Ausstellungen in Rom und Wanderausstellung 2005 bis 2008 durch zahlreiche Museen in Städten der Tschechischen Republik, sowie durch alle Österreich Bibliotheken Tschechiens, änläßlich des 200 jährigen Jubiläum des Geburtstages des Dichters Adalbert Stifter.

Ausstellungen in der Donauuniversität KREMS NÖ und im Höbartmuseum Horn, NÖ

2006 Auszeichnung durch die Österreichische Photographische Gesellschaft Wien - Goldmedaille
Ausstellungen in New York, Strassburg, Brüssel, Wien und der Tschechischen Republik

Publikation des Grossen Waldviertel Buches Photographische Ausgestaltung der

Vertretung der Repulbik Österreich
bei den Vereinten Nationen in New York

2007 Ausstellungen in Wien, Prag, New York und im Waldviertel NÖ

Buchpublikation PRAG – Golem Kafka Schwejk

Anlässlich des 70. Geburtstage von Gerhard Trumler:
Grosse Monographie PROVINZEN UND METROPOLEN

AUSZEICHNUNGEN
Goldener Rathausmann - Bgm Dr Häupl Stadt Wien
Goldenes Verdienstzeichen Land Niederösterreich
2008 Ausstellungen in Kiew und Lemberg, in New York, Prag und in der Tschechischen Republik
Abschluss der vierjährigen Wanderausstellung MITTERNACHTWÄRTS durch CZ
Berufung zur Jury des «FIAP Salons 2008» Lemberg/Lviv, Ukraine
Portfolio : WIEN DIAGONAL - 3.000 Photographien «Ein Wien Profil«
2009 Ausstellungen in Gmunden und New York, diverse Bücher
Neuerliche Einladung hzur Jury «FIAP Salon 2009» Lemberg/Lviv, Ukraine
Neben Zahlreichen Büchern in anderen Verlagen:

Bücher: WIEN POETISCH Edition Portfolio
TEUFELSMÜHLE Edition Portfolio Fraberg und Wien -

2010 Ausstellung in Bad Ischl und Wien, diverse Bücher

Ausstellung «AUSTRIA SALUTESV NEW YORK« auf Wunsch von Dr Gerhard Pfanzelter (Ständiger Vertreter Österreichs bei der UNO), nach erfolgreich abgeschlossenen Verhandlungen der Republik Österreich zum Erreichen eines «nicht ständigen Sitzes für Österreich im Sicherheitsrat« der UNO, in die Räume der Vertretung Österreichs bei den Vereinten Nationen am East River dauerhaft integriert.

Buch SCHIFFFAHRT NACH TAROCKANIEN,
Der Wiener Neustädter Kanal - Edition Portfolio

Buch PARIS imited Edition Portfolio

2011 Buch WOLFGANGSEE,
Ausstellungsreihe SCHIFFFAHRT NACH TAROCKANIEN

Berufung zum Vorstandsmitglied der Photographischen Gesellschaft
.Jubiläumsausstellung ZEITZEUGEN im Wiener Künstlerhaus : Präsentation von zwei gross formatigen Bildern «Vor dem Start«, und «Portrait Grünhofer«

Objekt «WALDVIERTEL SCHACH»

Buch: Nachdem die erste Auflage aus 1991 vergriffen war: Neuauflage The Villas of Central Europe in drei getrennten Bänden Verlag Abbeville Press, NewYork

2012 Bücher: TRAUNSEE, WIEN –- Portrait Poesie
Ausstellungsreihe: Fortsetzung SCHIFFFAHRT NACH TAROCKANIEN

neu: LIMITED EDITION PORTFOLIO mit Auflagen von 50 Exemplaren

Chair´d in the Adamant of Time - New York und die Wüstenstaaten USA
Texte Walt Whitman - «Leaves of Grass«.

Das Buch der Mühlen im Lande unter der Enns

2013 Bücher Zahlreiche Neuerscheinungen, u.a.: Salzburg, Kärnten,
Das Grosse Buch der Alten Mühle

 


 

 

 

ESSAYS

 

Delectare....
Movere...
Prodesse...

Quintus Horatius Flaccus



Helmut A. Gansterer
Entspannung der richtigen Art Granit, Das Land vor dem Winter - Waldviertel

Unter den jungen Photographen Österreichs gibt es tausend Talente. Die ältere Garde aber ist schmal geworden. Ernst Haas, der Berühmte starb früh, kaum sechzig. Seine langjährige Gefährtin, Inge Morath, ist die letzte Frau unter jenen, die über die Grenzen bekannt sind. Bei den Männern gibt´s Erich Lessing, Lothar Rübelt, Franz Hubmann, – und Gerhard Trumler. Der Jüngste in der Garde der polyglotten, lichtstarken grauen Panther. Trumler hat nach circa 80 Büchern nun sein kostbarstes vorgelegt, im sehr bemerkenswerten und tapferen Verlag Bibliothek der Provinz, der in Weitra im Waldviertel sein Headquarter hat und keck unter Wien-Linz-Weitra-München firmiert, so wie einst Fred Adlmüller unter Wien-New York-Bad Gastein. Trumlers Werk heißt Granit. Es ist quadratisch wie ein 6x6 Hasselblad Dia, nur viel größer und dicker und auch ein wenig teurer, und es ist weiß wie der Schnee der stillen Gegend, die der Künstler uneinholbar gründlich und sensibel photographiert hat: das Waldviertel, dessen Wälder, Steine und Einwohner und deren Häuser und Stuben und Werkstätten.
Das Buch ist auch für jene da, die nichts mit dem Waldviertel am Hut haben, das im Untertitel entzückend Das Land vor dem Winter genannt wird. Wer das Waldviertel noch nie besucht hat, der kennt es aus den Träumen, die auf Tage folgen, die zu voll waren mit Lärm, Tempo, Terminen und nach einem Ausgleich verlangen in einer Gegend, in der nicht nur irgendeine Natur zu Hause ist, sondern der Friede des Urgesteins vom Anfang der Welt.
Aus Klugheit, nicht aus Bescheidenheit - die bei Photographen dieses Ranges ohnehin an Koketterie grenzte - hat Trumler zur Beförderung des Themas Waldviertel  und seiner Photos die Texte des bestmöglichen Autors beigefügt, Adalbert Stifter, der über ...die erste Geburt aus dem glühenden Fluß des Magmas und den Sieg des Windes und der winzigen Pflanzen über das härtere Gestein... so schreiben konnte wie keiner nach ihm. Das ist auch gut zur Wiederentdeckung Stifters. Heute kennen die wenigsten selbst sein Hauptwerk Witiko.
Der Bildband ist in der Tradition der grossen amerikanischen Photographen rund um Stieglitz (An American Place) gehalten: im strengen Schwarzweiß der Lichtkünstler photographiert, ohne Beschnitt des Originals kopiert (Trumler: «Obwohl ich mich bei einem der Bilder schon ärgern mußte, wie denn dieser Baum am Bildrand dasteht »), in maximaler Tonwertabstufung ausgearbeitet und mit Argusaugen beim Druck überwacht, was Verleger, die nicht hundertprozentig in Qualität verliebt sind, normalerweise in den Wahnsinn treibt. In diesem Buch ging Trumler noch einen Schritt weiter. Er lehnt jenen schwarzen Rand ab, den man Schwarzweißbildern gern als Rahmen gibt. Um reinweiße Stellen am Rande der Bilder nicht charakterlos in das reine Weiß der Buchseite fließen zu lassen, bestand er auf einer Lackierung der Bildfläche. 
Gerhard Trumler selbst hat man sich als zweiteilige Persönlichkeit vorzustellen. Er ist im Gespräch mit Menschen, die er mag temperamentvoll bis zur Fahrigkeit, zuweilen schmerzhaft intensiv und sprunghaft - und kann dann doch für Stunden und Tage einsam hinausgehen in die Natur und Bilder sehen, die ein Unruhiger niemals sähe. Seine photographischen Techniken und Werkzeuge sind natürlich erstklassig (Leica - Hasselblad - Sinar), seine Belichtungen und Filmentwicklungen längst durch Erfahrung intuitiv und sein Anspruch ans Endprodukt genzenlos.  Nach vielen erfolgreichen Jahren und vielen Büchern macht nur noch das Beste Sinn. 1995  - trend  + Cristian Sotriffer Der Bilderpoet Über den Entdecker mitteleuropäischer Zwischenräume - den Photographen und Büchermacher Gerhard Trumler. 
Der Photograph, den man in stetiger Bewegung erlebt – einerseits deswegen, weil er ständig ­unterwegs scheint, einen Termin da, den anderen schon wieder dort wahrzunehmen hat, ­andererseits seiner lebhaften narrativen Schilderungen wegen – dieser Künstler hat es jetzt also auf sechzig Lebensjahre gebracht. Vielleicht kann er deshalb noch weiter aus sich herausgehen als gewohnt, wohl nicht ohne berechtigtem Stolz ­darüber, zu jenen Photographen zu zählen, die sich in ihrem Heimatland Österreich durchgesetzt haben, also renommiert sind.

Gerhard Trumler tat sein Möglichstes dazu, er hätte sich aber noch so sehr bemühen können, hätte er nicht von Anfang an ungeheuer viel Fleiß und Energie aufzubringen, sowie absolute  Qualität und Ideen anzubieten gehabt, ohne die seine Überzeugungsarbeit pro domo  kaum solche Früchte getragen hätte. Aber wie sein Beispiel zeigt, kann ein Überzeugtsein von den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten nicht schaden und ist vor allem in jenen Fällen von Wichtigkeit, in denen es gilt, das durchzusetzen, worum es dem Künstler eigentlich geht, und das ist nun nicht gerade das Spektakuläre, sondern eher das Stille, das Verborgene, das Ausser der Welt Liegende, wie er es in seinem bevorzugten Waldviertler Lebensraum entdeckt und ­gestaltet. In dieser Landschaft verfügt Trumler über jene Basis, auf welcher sich eine Vorstellung  kontinuierlich entwickeln läßt. Über die von ihm so geliebte Traumlandschaft gibt es sozusagen logische Verbindungen zu benachbarten oder verwandten, mit ihr verzahnten Gebieten im Herzen Europas zwischen dem Böhmerwald, Pannonien und Tirol.

Schritt für Schritt hat sich Gerhard Trumler einfühlsam an all jene Themenbereiche behutsam herangearbeitet, die es ihm ermöglichen, zwischen alter Kulturausformung mit ihren noch unverbrauchten Substanzen und dem zu vermitteln, was er als sich mit dem Gegenwärtigen ­vermählend wach und sensibel beobachtet -- als Photokünstler auch bildhaft kommunikativ zu vermitteln versteht. Seine eigentliche  Geschichte beginnt mit dem Erwerb der ersten Kamera im Alter von dreizehn Jahren. Sie begleitet ihn auf den verschiedensten Wegen, aber es dauert dann noch über zwei Jahrzehnte, bis der nun schon über dreißig­jährige Selfmademan sich dazu entschließt, alles auf eine Karte zu setzen. Diverse Betätigungen vom Radarfluglotsen bis hin zum Banker hatte er vor bald dreißig Jahren aufgegeben, um ausschließlich nur mehr zu photographieren. Nach und nach gelingt es ihm  in erster Linie sich selbst und der eigenen Karriere zu dienen, und dies erreicht er am besten mit eigenen Büchern der verschiedensten Art – vom Klösterreich über die Eisenwurzen bis hin zu den Traumschlössern. Mittlerweile zählt er etwa hundert Werke, und zahllose weitere, an denen er zumindest beteiligt war. Den Durchbruch schafft er in den neunziger Jahren. Gerhard Trumler findet mehr und mehr zu sich selbst, zum Eigenen, zu seiner nun ­unverwechselbaren Handschrift, die er Schritt für Schritt sich sorgsam anzueignen gelernt hatte, wie die Entwicklung von Poesie über das Bild. 
Zu seinen wichtigsten und kennzeichnendsten, erlesenen Bildbänden zählen die Bücher der Reihe Bunte steine. In ihnen folgt er geistig den Gedanken des verehrten und geliebten Dichters Adalbert Stifter. 1994 erscheint sein Buch Granit- Das Land vor dem Winter - Waldviertel, in jenem Verlag der Provinz  in Weitra, der ihm eine Basis für das Verwirklichen dessen verschafft, worauf er von vornherein hinauswollte. 1996 folgt Katzensilber - Land ­zwischen Mihel und Aist,  die innere Landschaft des dem Waldviertel anschließenden Mühlviertels, in der er sich jahrelang schon umgesehen hatte.  Die zwischen Text (von Adalbert Stifter) und Bild vermittelnde Gestaltung dieser Bücher ist nicht nur gediegen, sondern in einer Zeit des Verlustes dessen, was wir Buchkultur nennen, in ihrer Art ohne Beispiel.
Gerhard Trumler weiß genau, wie es weitergehen wird und soll: Er stellt sich, was er erfolgreich ­ausgedacht und entwickelt hat, als work in progress vor, dessen Ergebnis man ­vielleicht später einmal die Trumler-Bibliothek wird nennen können. Für dieses Jahr ist das Erscheinen von  Bergkristall - Land im Gebirg -  vorgesehen, und damit sucht Trumler das We

 

 

Frederic Baker
GERHARD TRUMLER PHOTOGRAPH

Überraschendes Staunen beginnt sich auszubreiten, in Gerhard Trumlers Gegenwart, weil es kaum vorstellbar erscheint, wie ein Mensch, sprühend von unermüdlicher Dynamik, es fertigbringen kann, Bilder von solcher Ruhe und Besinnlichkeit zu schaffen.
Während unseres Gespräches in seinem Wiener Studio werden wir andauernd von Telepho­n­a­nrufern unterbrochen,die jenen Mann sprechen wollen, der anscheinend die Auszeichnung Schönste Bücher Österreichs für sich monopolisiert hat. Sein jüngstes ausgezeichnetes Buch, Katzensilber, ist ein photographisches Portrait der Menschen in dem Ambiente des Mühlviertels, einer wenig bekannten Landschaft im Norden von Oberösterreich, hart an der Grenze zu Tschechien. Dieses wunderschöne Fleckchen Erde mit seinen tiefen Flusstälern und den thronenden Vierkant-Bauernhöfen auf den tiefgrünen Hügeln blieb wegen der Nähe zum Eisernen Vorhang isoliert, aber gleichzeitig gerade deshalb verschont von den Segnungen eines überbordenden Tourismus und einer industriellen Landwirtschaft. 
Die Photographien von Gerhard Trumler muten an, als wären sie Kinder des 19. Jahrhunderts, sie sind jedoch erst in den vergangenen drei bis vier Jahren entstanden! Zu klein und zu steil sind die Felder und Wiesen des Mühlviertels, und deshalb werden mancherorts noch Pferde vor den Pflug gespannt. Nicht als Reiseführer hat Trumler Katzensilber konzipiert und deshalb auch keine Ortsbezeichnungen seinen Bildern beigefügt. Er möchte die Betrachter seine Bücher dazu bewegen, ihre eigene Bilderreise in dieses Land zu gestalten, ihre eigenen Kostbarkeiten zu suchen und zu finden. Liebhaber, die Trumlers jüngste Portfolio - Bildersammlung erwerben wollen, müssen rasch zugreifen: Katzensilber ist in einer limitierten Auflage erschienen, und auf dem bestem Wege, bald vergriffen zu sein, ebenso, wie sein Vorgänger Granit das längst ausverkaufte Waldviertel Buch.
Ein Schlüssel für Trumlers Erfolg ist seine kompromisslose Genauigkeit im Detail, wie etwa die exakte Ausrichtung des Griffes eines Brotmessers auf einem bäuerlichen Küchentisch. Wir blicken aus dem Studiofenster hinaus in eine Stadtlandschaft, die übergossen scheint, von melancholischem Himmelsgrau, und Gerhard Trumler erklärt dabei ein weiteres Kriterium in seinen Bildern – die Qualität des Lichts. Wolkenverhangener grauer Himmel sei die beste Voraussetzung für seine Photographien, denn nur so erreicht er die feinen Töne und Abstufungen in seinen Bildern. The European Magazine  - 1997 -



Kristian Sotriffer
Unsentimentaler Blick auf Verschwindendes

Jetzt - bald 65 Jahre alt, nach unzähligen Publikationen und Ausstellungen, ist er schon so bekannt wie ein bunter Hund, der er ja auch ist, obwohl er das Schwarzweiß liebt. Die Werbetrommel für seine Produkte zu rühren, liegt ihm im Blut, und so ist er sich selbst sein bester Agent. Ist also kein stilles Wasser, dem aber seine Zuneigung in vielen Still-Leben gilt. Der Selbstdarsteller Trumler ist ein anderer, als der, der in seinen Bildern erkennbar wird. In diesen forscht er Verborgenem oder Vergehendem nach: der alten Bauernkultur im Mühl- und Waldviertel etwa (wo er über einen Wohnsitz verfügt), den damit verbundenen Verrichtungen und Fügungen, dann in Tirol, und derzeit im Salzkammergut. Zwischendurch erforscht, durchsucht er urbane Räume zwischen seiner Heimatstadt Wien und den Zentren und Wüsten jenseits des Atlantiks.
Seine Orientierung findet er bei den Klassikern der Photographie des vergangenen Jahrhunderts, denen er kürzlich eine Hommage widmete. Ihnen tritt er so ehrerbietig gegenüber, wie er sich ehrfurchtsvoll mit alten Existenzformen auseinandersetzt - endendem Leben in Relikten. So führt Trumler mit seinen Aufnahmen, seinem wohlgesetzten Aneinanderreihen kleiner Einheiten in mehrfacher Hinsicht in historische Tiefen. Von ihnen sprechen sowohl die Natur wie das Sichbehaupten des Menschen in ihr.
Im Rahmen solcher Verflochtenheiten zwischen Haus, Baum und Acker, zwischen Gerät und geborgener Frucht siedelt der Künstler seine Porträts an. Im Zusammenhang mit dem jeweiligen Ambiente, aus dem seine alten Gesichter heraustreten, breitet sich Melancholie aus. Trumler erlebt, was er antrifft, als bedrohte oder verschwindende Kultur. Sein wehmütiger, aber unsentimentaler Blick hält sich an Adalbert Stifter, von dessen Bunten Steinen er sich auch die Titel für jene seiner buchkünstlerisch weit hervorstechenden Bände entlehnt hat, in denen er sein reiches Material ordnet: Granit, Katzensilber, Bergkristall und Turmalin. Der letzte Band dieser Reihe Kalkstein wird noch folgen.
Die Ausstellung zieht einen umfassenden Querschnitt durch Trumlers Werk, wobei bestimmte wiederkehrende Topoi und Charakteristika eine Hauptrolle spielen. Zahlreiche dieser Bilder hat der Betrachter bereits verinnerlicht, sie begegnen ihm jetzt als gute Bekannte, bestimmt durch spezifische Merkmale, wieder. Ihr Kontemplatives prägt sich dem visuellen Gedächtnis ein wie andere Ikonen der Photographie zwischen Ansel Adams und Edward Steichen. Stets handelt es sich um Beobachtungen weniger eines Spezialisten als um die eines Liebenden. Trumler übt sich nicht vordergründig im Hervorbringen photographischer Kunststücke, dafür aber schärft er den Blick fürs Wesentliche. Als Realist mit einem ausgeprägten Sinn fürs Symbolische. - 2001- morgen -


Wilfried Seipel
Begegnung und Gespräch

Steine, bunte Steine, wie von dem österreichischen Dichter Adalbert Stifter beschrieben, die Wälder und Wiesen im Schnee und mit Blüten, die Wurzeln und Blumen, die Bäche und der weite Blick über das Land - in vielen Tausenden Bildern und über hundert Büchern – hat der Photograph Gerhard Trumler diese archetypischen Ausformungen der Natur geschildert. Ohne Verklärung, sondern mit Unnachsichtigkeit, ohne Verfälschung sondern mit Raffinesse und mit scharfem Objektiv, mit Blick fürs Detail und das Ganze, zugleich mit handwerklicher Meisterschaft auf höchster Ebene, auf der sich Blick, Motiv und Ausarbeitung in zäher Beharrlichkeit, aber in letztlicher Harmonie einem einzigen Ziel verschrieben haben: Der guten  grossen Photographie, mit ihren eigenen Gesetzen und ihren eigenen Phänomenen.
Die Trumlerschen Photographien fordern nicht nur zur Betrachtung heraus, zu Wohlgefallen und nickender Erinnerung, vielmehr offenbaren sie ein Tiefes, oft Dunkles, das an das Innerste geht, an das Innerste der Natur, aber auch des Menschseins. Die Trumler eigene Bildsprache stellt in ihrer Unverwechselbarkeit, in ihrer Klarheit, in ihrem Selbstverständnis und Anspruch einen Meilenstein dar, in der an großen Photographen keineswegs armen Geschichte der Photographie in Österreich.
Wer seine Bilder betrachtet, sich mit ihnen nicht nur oberflächlich auseinandersetzt, sondern einzudringen versucht in die jedem Photo eigene Bildwirklichkeit, wird verstehen, daß Trumler alles andere als ein Nostalgiker genannt sein möchte. Seine Traurigkeit ist nicht aus einer rückwärts gewandten Sehnsucht nach Vergangenheit begreifbar, sondern aus der Erkenntnis der unaufhaltsamen Veränderung der Zeit, des Lebens, aber auch der Natur und der vom Menschen geschaffenen Kultur und ihrer Hervorbringungen. Denn das schwindende Leben, wie es Trumler als beharrlicher Chronist immer wieder dokumentiert, ist frei von Idylle, von verklärtem Blick oder nostalgischer Zuwendung. Die ihm in seinem Alltag  eigene Nüchternheit, seine Kraft zur Lebensbewältigung, die er als ständige Herausforderung annimmt, sein Durchsetzungskampf über verschiedene Berufswege zum letztlich entscheidenden Durchbruch zum Photographen, geben Zeugnis darüber, verraten etwas von Stifterscher Qualität seiner Rezeption der uns umgebenden Natur und ihrer Formenwelt.  Die Verdichtung seiner Steinwelten, indem er – so wie Adalbert Stifter – versucht, «von den ganz kleinen Dingen in den Kosmos zu gehen und hier das Wirken höherer Gewalten zu zeigen», enthebt ihn jeder Nähe zu unlauterer Verklärung oder Sentimentalität. Die Reduktion seiner Motivik führt zur Affinität für japanisches Formverständnis, wie sie in Zen-Gärten zu finden ist. Es ist keineswegs unbedingt die Kalligraphie, doch ob es nun ein Schneeacker im Waldviertel ist oder ein Sand - oder Kiesgarten in einem japanischen Kloster in Kyoto, beides ist kontemplativ zu verstehen, denn auch dieser Sand - und Kiesgarten ist nichts anderes als eine überhöhte Darstellung der Natur, ein Zusammenspiel zwischen der Erde, zwischen Elementen und einer geistigen Dimension. 

Wenn man in einer Landschaft arbeitet, eine Landschaft über Jahre in sich aufnimmt, so ergibt sich daraus ein bestimmtes Wissen, ein Gefühl, besser noch: ein Mitfühlen. Und aus diesem Mitfühlen entsteht ein Erleben, das sich letztlich auch in den Portraits jener Menschen widerspiegelt, die in diesen Landschaften leben. 

Und so verbindet sich in den Photographien Trumlers photographisches Erschauen mit erkennendem Mitfühlen, nüchterne Erzählkunst mit bewunderndem Blick, formale Gestaltung mit großem, handwerklichem Geschick, wie es die eigentliche Kunst des Vergrößerns mitbestimmt. Seine Lebensenergie seine vitale Strahlkraft, mit der er seine Bücher, seine Ausstellungen, seine Diskussionen erfüllt, sind nur ein scheinbarer Gegenpol zur verinnerlichten Reduktion auf das Wesentliche, wie es sich in seinen Photographien widerspiegelt. Ein herbes Temperament und sein Bedürfnis nach kontemplativer Auseinandersetzung finden in ihm eine harmonische Zweiheit - 2001 - HR. Dr. Wilfried Seipel ist Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien



R. Lehmann
Die Quintessenz des Photographen

Einzigartigkeit – mindestens aber Seltenheit – gilt üblicherweise als Nachweis von Qualität. Die Bibliographie von Gerhard Trumler scheint diesem Junktim zu widersprechen. Der Photograph hat seit 1978 weit über 100 Bücher gestaltet und an fast ebensovielen mitgewirkt. Aber der weitgespannte Themenbogen vermittelt keine Konzentration auf wenige, dem Künstler wesentliche Themen. Herausgegriffen nur einige der zahlreichen Buchtitel: «Biedermeierstickerei», «Klösterreich», «Das Buch der Alten Mühlen», «Traumschlösser», «Zentrum Praterstern», «Klaviere aus Wien», «Auf den Spuren der Habsburger», «Heiliger Berg Athos», «Demokratie der Könige - Die Wiener Philharmoniker», «Bier», «Brot», «Wein» und «Eisen». Marketingstrategen und Brandingexperten werden den Kopf schütteln. Die lange Liste seiner Bücher mutet nicht an, wie ein Gesamtverzeichnis, sondern eher wie ein Gemischtwarenladen: wie eine jener Greislereien mit 100 Gerüchen und 1.000 Laden und 10.000 Artikeln, die Trumler kurz vor ihrem Dahingehen in einem abgeschiedenen Waldviertler Dorf noch entdeckt und dokumentiert hat.
Diese aussergewöhnliche Vielfalt schadet jedoch Trumlers Arbeit in keiner Weise; seine Publikationen räumen regelmässig Preise in Kategorien wie «Die Schönsten Bücher Östterreichs» ab. Und schliesslich: Gekauft werden sie auch noch! «Von Klösterreich» wurden sagenhafte zwölf Auflagen publiziert. Auch sein neuestes Buch «Gerhard Trumler-Photographien 1970 bis 2000» - dem die Bilder auf diesen Seiten entnommen sind - wird zum Inbegriff des Glücks eines jeden Verlegers werden: zum Longseller nämlich, der über Jahre hinweg die Betrachter zum Kauf animieren wird.
Eine Auswahl aus Trumlers Werken ist nun im Palais Harrach zu erleben. Das Kunsthistorische Museum Wien veranstaltet dem 63-Jährigen zu Ehren eine Personalie.  Die Ausstellungskuratoren sind nicht zu beneiden. Denn diese Auswahl zu treffen, gleicht angesichts von Trumlers überschäumender Schaffenskraft dem Versuch, ein sich durch die Brandung ständig veränderndes Mosaik eines Kieselstrandes durch einige wenige Steine darzustellen.
Was also ist die Quintessenz, die Unverwechselbarkeit Trumlers, die in einer Industrieaufnahme eines Wiener Gasometers ebenso zu entdecken ist, wie in dem Portrait einer Tiroler Bäuerin, in der Erscheinung eines orthodoxen athonitischen Mönchs wie in dem abgenutzten Griff eines Messers auf dem Küchentisch? Erstens: Die Neugierde des Photographen.  Trumler – so meint man – hat schon alles gesehen. Das unterstellt man vielen Photographen, auch wenn´s nicht wahr ist Doch selbst, wenn dem so wäre, bringt Trumler jedem seiner Themen eine wahrhaftige Neugier entgegen, die nur Ignoranten mit dem Attribut kindlich abtun, weil sie Unvoreingenommenheit mit Mangel an Qualität gleichsetzen. Letztlich spricht daraus nur der Neid des Wortmenschen gegenüber dem Bildmenschen: Trumlers Absichten und Ansichten vermitteln sich so wortlos wie die Gefühle im Gesicht eines Kindes. Und noch etwas: Auch Trumler wird schon einmal belanglose Bilder photographiert haben.Nur: Er verschont uns damit.  Sein Qualitätsanspruch verbietet Kompromisse; auch darin ist er einem Kinde ähnlich. Zweitens: Die Demut vor der Grösse.  Trumler verfügt über diese selten gewordene Gabe. Er erkennt Grösse! Und er kann sich ihr fügen. Das sind für einen Künstler zwei recht brauchbare Voraussetzungen, um selber Werke von Grösse zu schaffen. Seine Beschäftigung mit Adalbert Stifter in seinem Buch Der Böhmerwald ist ein gutes Beispiel für diese Vermutung: Trumler widersteht der Versuchung, die Texte Stifters als Reiseführer zu den Schauplätzen von Witiko und Hochwald misszuverstehen. Eher scheint er sich von Stifter in Schwingungen versetzen zu lassen, die es ihm ermöglichen, im Böhmerwald ein Paradigma von Natur zu erkennen. Folgerichtig ist Trumlers neuem Buch ein Stifter Zitat – Das Sanfte Gesetz – vorangestellt:  «Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wachsen der Getreide, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde, das Glänzen des Himmels, das Schimmern der Gestirne, halte ich für gross». Drittens: Österreich ist bei Trumler nicht «Das Fette an dem man würgt», wie Handke einmal meinte. Das Land, das Trumler zeigt, ist schön: Keine Skilifttrasse zerfurcht die Alm, kein Ticket-Kobel verschandelt den Schlosshof, in der Bauernstube hängt noch das Kruzifix, nicht die Satellitenschüssel. Trotzdem schmerzen die Bilder, weil niemand, der Österreich kennt, sie unbefangen sehen kann. Trumler inszeniert seine Photographien nicht, er macht sich die Mühe, die letzten Spuren von Authentizität aufzustöbern und zu dokumentieren. Die Absage an die Inszenierung bewahrt seine Bilder auch davor, kitschig, also unglaubwürdig zu wirken. Sie stimmen; bloss das manchesmal traurig. Viertens: Die kluge Wahl seiner Partner. Jede Kunst stösst an ihre Grenzen, hat sie kein Publikum. Nur wenigen Künstlern ist es gegeben, Partner zu finden, die ihre Arbeiten einer verständnisvollen Öffentlichkeit näher bringen (und auch preisgeben). Trumler hatte im Laufe seiner publizistischen Karriere das Glück, drei Brüdern im Geiste zu begegnen, die wie er, ungestüm flackernde Neugier mit schmerzhaft pedantischem Qualitätsanspruch in sich vereinen. Am Anfang steht Trumlers Zusammen­arbeit mit Fritz Molden, in dessen Verlag Klösterreich erschien. Dann vertraute er seine Bilder Christian Brandstätter an, in dessen Verlag der sagenhafte Böhmerwald und auch die besprochene Monographie erscheint. Seit einigen Jahren ist er auch mit dem Waldviertler Verleger Richard Pils eine fruchtbare Beziehung eingegangen. Die Reihe Bunte Steine, eine Anthologie österreichischer Landschafts,- und Kultur­portraits, ist in diesem Verlag entstanden.
Fünftens: Die Vielfalt seiner Biographie. Diese Vielfalt selbst, die es Trumler, der sich so als rechtes Medium – ­im publizistischen, wie im metaphysischen Sinn – deklariert, ermöglicht es, Kontakt mit dem Visavis aufzunehmen, das dadurch eben kein Objekt der photographischen Begierde wird, sondern in seinen Rechten belassen, gleich ob es ein Wiener Gasometer ist, oder eine Tiroler Bergbäuerin. Trumler kommt 1937 in Wien zur Welt, wird nach der Matura 1956 Fahrdienstleiter bei den ÖBB, 1958 Fluglotse am Flughafen in Wien, lässt sich sogar zum Banker ausbilden, um sich nach einem Photostudium in München und Wien 1969 im eigenen Studio selbstständig zu machen. Vorerst arbeitet er erfolgreich für Werbung und Industrie – und heimst seinen ersten Staatspreis ein – bevor er Mitte der 70er Jahre zu seinen ureigenen Themen findet: Kunst, Kultur, Architektur und Landschaft. Trumler musste sich also seine Photographie erarbeiten, ja erkämpfen! Und dies ist die Quintessenz, die in seinen Bildern deutlich wird: Trumler ist unendlich froh und glücklich darüber, zu photographieren und zu photographieren und zu photographieren ...  - 2001 - R. Lehmann ist Chefredakteur und Herausgeber des Magazins Universum



Peter Baum
Visueller Vagabund mit ordentlichem Wohnsitz
Die stillen photographischen Höhenflüge des Gerhard Trumler.


Gegenüber der Wirklichkeit der Außenwelt beruht jede Photographie auf mehr oder minder bewußt vorgenommener Abstraktion. Zugleich ist jedes Photo auch Beweisstück subjektiver Sicht und individueller Befindlichkeit, verbunden mit dem Bestreben persönlicher Aneignung der Welt. Die Zeit, die unser Bewußtsein trägt und die Tagesabläufe regelt, ist im Photo zum Stillstand gekommen. Gegenüber einer unreflektierten Inflation an Bildern, der wir täglich ausgesetzt sind, ist selbst das photographische Klischeeverhalten der Knipser ein Akt visuellen Bewußtseins. 
Gerhard Trumler hat in den letzten Jahrzehnten die Welt vermutlich öfter und länger durch die Sucher seiner Kameras gesehen als mit freiem Auge. Er ist zweifellos ein Besessener seiner Ambitionen, ein Unermüdlicher und Ausdauernder. Als jemand, der viel und technisch enorm versiert arbeitet, mag er manchem ein Dorn im Auge sein. Er befindet sich hier jedoch in bester Gesellschaft und beweist, über welch hohen Grad an photographischem Know-how er verfügt.  Trumler hat immer wieder und vor allem zuletzt photographische Steigerungen und Höhenflüge erreicht und verdankt diese einer zunehmend selektiver gewordenen Haltung. Hier haben sich Reduktion und Abstraktion als deutliche Pluspunkte niedergeschlagen und zu einer Verknappung beziehungsweise Präzisierung der formalen Mittel geführt.
Trumler ist immer mehr und tiefer in eine Welt ohne Sensationen eingedrungen. Er hat den städtischen und bäuerlichen Alltag – auch in seinen Relikten und Sachbezügen – für sich und uns entdeckt und in einem breiten, anziehenden Panorama erschlossen. Dabei achtet der Photograph auf Stofflichkeit, Struktur, feine Zwischentöne und die Wirkungen des Lichts, die er einfühlsam dirigiert. Trumlers Zugriff auf diese Welt, die er als visueller Vagabund in Muße durchstreift, ist von ausgeprägten persönlichen Vorlieben und Sichtweisen gekennzeichnet, zugleich aber überaus selektiv und präzise. In seinen Schwarzweißbildern gelingt die Symbiose von Sachlichkeit und Poesie. Sie ist geradezu zum Markenzeichen seiner neuen großartigen Bildbände geworden, die in Permanenz unter die Schönsten Bücher Österreichs gereiht werden.
Was Trumler zwischen Granit und Turmalin herausgegeben hat, kann sich mit Recht sehen lassen, desgleichen sein neues Buch Hommage. In ihm sind Aufnahmen aus Trumlers umfangreichem Archiv sensibel vereint, die große Ähnlichkeit und Deckungsgleichheit mit einigen der bekanntesten Inkunabeln der Photogeschichte aufweisen. Der Bogen dieser spannenden und zugleich amüsanten Spurensuche erstreckt sich von Diane Arbus, Brassai und Ansel Adams über Dorothea Lange, Heinrich Kühn und Charles Sheeler bis hin zu Alfred Stieglitz, Josef Sudek, Minor White und Edward Weston. Trumlers Ehrenbezeugungen an diejenigen, die Photogeschichte schrieben, widerstehen dabei jeder banalen Anbiederung und forcieren demgegenüber einen ambivalenten, herausfordernden Dialog. Daß in einem derartigen Prozeß auch photohistorische beziehungsweise ästhetische Rezeption gefordert und gefördert werden, liegt auf der Hand. 
Trumler hat gewiß Vorbilder und visuelle Bezugspunkte. Er hat sich nie gescheut, dies zuzugeben, zumal derartige Anhalts- und Ausgangspunkte zumindest dem Kenner der Materie vertraut sind. Zugleich hat Trumler in steigendem Ausmaß bloßen Moden und photographischen Trends widerstanden und durch zunehmendes Bewußtsein basierend auf ebenso ausgefeilten wie notwendigen technischen Standards universelle Meisterschaft erlangt. Er verdankt sie steter Persönlichkeitsentfaltung, in der die ganze Spannweite seiner oft schwierigen und überbordenden Subjektivität als unverrückbare Richtschnur enthalten ist.  - 2001 - Peter Baum ist Direktor der NEUEN GALERIE der Stadt Linz OÖ



Kristian Sotriffer
Suche nach Seele Was nicht mehr sein wird – Der Photo-künstler Gerhard Trumler zieht Bilanz.

Im März 2001 hat er eine Ausstellung im Palais Harrach unter der Patronanz des Kunsthistorischen Museums in Wien. Aus seinem Archiv zog er nun  heraus, was ihm für seine Arbeit als Photograph charakteristisch erschien. Wer sich mit dem dadurch zustandegekommenen Überblick eines ausdauernd und genau Beobachtenden oder Reagierenden beschäftigen wird, kann über das breite Spektrum staunen, innerhalb dessen sich Gerhard Trumler bewegt. Wie er sich in Gang versetzt, ist allen jenen vertraut, die ihm einmal begegnet sind – womöglich unvermutet auf einem seiner Streifzüge durch Wien oder das Waldviertel: Aufgeregt, hektisch, lamentierend (wenn ihm etwas in die Quere kommt, wenn irgendetwas stört, ein Objekt seiner Begierde nicht so präsent wird, wie er sich´s gewünscht hätte). Paradoxerweise kommen dabei meist stille Bilder zustande. Die Ruhe, die er nicht hat, findet sich in seinen Photographien. Denn in jenem Augenblick, an dem er auf den Auslöser drückt, ist Trumler voller Bedachtsamkeit; dann sammelt sich in ihm ein geradezu meditatives Element an, und davon erscheinen zahlreiche seiner Aufnahmen – auch die geglückten Schnappschüsse – geprägt.
Das also wird jetzt wieder zu erfahren sein vor seinen Bildern des Verborgenen im wohltuenden, nuancenreichen, charaktervollen Schwarzweiss. Was Trumlers Aufmerksamkeit erfuhr, ist in sich stimmig (und nicht nur stimmungsvoll). Er benötigt keine Tricks, keine Experimente, keine besonderen Effekte, um sichtbar werden zu lassen, was den meisten als  Unbekanntes im scheinbar Vertrauten entgeht. Dieser Lichtbildner ist auch kein ausgesprochener Spezialist, aber ein Liebhaber. Kein Vernebler, sondern ein Scharfmacher im besonderen, nämlich den Blick schärfenden Sinn. Auch kein Träumer, sondern ein Realist, ausgestattet mit einem Sinn fürs Symbolische.
Gerhard Trumler, der zuvor Lebens- und Berufserfahrung in anderen Bereichen gesammelt hatte, läuft mit seiner Kamera seit über fünfzig Jahren in der Welt herum. Gleichzeitig maß er sich an seinesgleichen, den Photoklassikern. Das läßt sich gut ablesen, an einem im vergangenen Jahr erschienenen Bildband, einer HOMMAGE. In ihr versammelt er bekenntnishaft eine Art Extrakt seiner kennzeichnenden Bilder, die er in Bezug zu dem setzt, was er einer ganzen Ahnenreihe zu verdanken hat. Seine Bezugspersonen oder Vorbilder reichen von Ansel Adams oder Eugène Atget und Diane Arbus bis zu August Sander, Alfred Stieglitz und Paul Strand. Dazwischen neben anderen Henri Cartier-Bresson, Walker Evans, Dorothea Lange, Laszlo Moholy-Nagy und Edward Steichen. Mit all diesen Größen hat Trumler gemeinsam, dem Allgegenwärtigen, scheinbar Banalen einen neuen, einen anderen Aspekt oder Akzent, eine bestimmte Seite, eine Besonderheit im Detail abzugewinnen. Gut läßt sich dies in seinem bisher letzterschienen Band aus eine mehrbändigen Reihe – einer Bibliothek – mit der Kennmarke Bunte STeine erkennen und ablesen, besser absehen. Dieses Buch trägt den Titel Turmalin und gilt dem Topos Wien - einer weiß Gott abgedroschenen Angelegenheit voller Klischees. Aber nicht bei Trumler: er hat die Sache ja auch reifen lassen können, und gereift ist auch sein Verständnis gegenüber dem Exquisiten in seinem Licht/Schatten-Verhältnis, dem Graphischen, dem Herausgefilterten, mitunter angemessen Abstrahierten.
Gerade sah sich dieser umtriebige, ständig auf Achse befindliche Mensch in den USA um – auch dort auf den Spuren seiner Ahnen und dem, was sie schon vor ihm gesehen hatten, was Trumler nun aber auf seine Weise nochmals wahrnehmen wollte.  Jetzt ist er dann wieder im Salzkammergut unterwegs, Motive für den nächsten Bildband suchend, der den Titel Kalkstein tragen wird und der für das Jahr 2002 projektiert ist. Trumler wird dann das Alter von 65 Jahren errreicht haben, aber Überblick halten, seine Ernte einfahren, das tut er schon jetzt. Kalkstein wird das Programm Bunte Steine abschliessen: Granit (seiner Wahlheimat, dem Waldviertel folgend) stand 1994 am Beginn, Katzensilber (das Mühlviertel) folgte 1996, Bergkristall (Tirol) erschien 1998. Adalbert Stifters Leitgedanke prägt die Struktur des in diesen Bänden Eingesammelten, Konzentrierten auf der Suche nach der Essenz, der Seele einer Landschaft und der in ihr entwickelten Kultur. Jahre später, so denkt Trumler, könnte er den Spuren dessen, worauf er seinen Blick (noch) richten könnte, erneut folgen. Dabei erkennend, daß er für unser aller Gedächtnis bewahrt hat, was es dann als Entschwundenes schon nicht mehr geben wird. - 2001 - KS

 

Martin Ortmeier
Der Photograph vor dem Winter

Seine Kunst beruht auf Vermeidung jeglicher Sentimentalität, dem Bestehen auf Kälte, Verlorenheit, Enge und Armut dieses Daseins.  Die Schönheit ist das Unerwartete, sie kommt aus der Ruhe, die diese Bilder vermitteln.
Das Hier und Jetzt ist der Stoff des Photographen. Am Auslöser ist unweigerlich Gegenwart. Gerhard Trumler sucht in dieser Gegenwart Motive, die Relikte einer vergangenen Zeit sind. Die letzten Zeugen und Zeugnisse einer Welt, die sich der Moderne zuwendet und damit alles  Regionale  löscht. Der Gemischtwarenladen im Dorf, der bröckelnde Putz des Bauernhauses, der alte Reisigbesenbinder, das letzte Strohdach des Waldviertels, immer wieder gefurchte Gesichter und Äcker, schwielige Hände, emaillierte Blechhafen. Hymnen auf die Kittelschürze! 
Trumler kommt, kurz bevor es das alles nicht mehr gibt: Gekalkte Stuben, kariertes Bettzeug, Herzjesu- und Herzmariä­bilder, Walzen und Schablonendekor in den abgeschiedenen Kammern, marode Herrgotte an den Wegen und die gewachsenen Steine in den Wiesen. Das ist der Nachsommer der Heimat, das Land vor dem Winter. Und immer wieder der vertrauensvolle Blick in die Kamera. Bei allem Respekt  vor der, jenseitige Ewigkeit ­vermittelnden Macht des Pfarrers doch die Hoffnung, daß der Photograph dem Dasein hiesige Dauer verleihen wird!  Er raubt das Bild, aber er schenkt Menschen und Dingen Nachleben.
Was bleiben soll in der Schwemme der Photographien, das braucht inhaltliche und bildgraphische Evidenz. Und dazu greift Trumler schon auch mal ein in die Wirklichkeit. Er hat keine Scheu vor dem Arrangement, wenn es dem Bild einen Markt und dem Abgebildeteten damit ein Bleiben gibt: `s Bleiben, ein Austrag in ­effigie!
Den vergänglichen Menschen samt ihrem hinfälligen Lebenswerk gibt dieser Photograph Dauer. Es scheint ein Widerspruch, daß er das, was selbst nahezu ewig ist, die Steine in den Wäldern des Wald- und Mühlviertels, der Vergänglichkeit überantwortet. Sie haben nicht die Schrunden der von den Gletschern zurückgelassenen Findlinge. 
Adalbert Stifter hat sie mit immer neuen Worten gepriesen: «Und zwischen den Stämmen ist die Saat der Granitblöcke ausgebreitet, einige grau, die meisten mit Moos überhüllt, dann scharen sich die Millionen Waldkräuter, die Waldblumen, dann sind die vielfarbigen  Schwämme, die Ranken und Verzweigungen der Beeren, die Gesträuche, und es ist manches Bäumchen, das sein junges Leben beginnt»  (Aus dem Bayerischen Walde).
Dieselben Steine sind bei Gerhard Trumler ausgesetzt im ersten überweißen Schnee, sie wachsen nicht aus dem Boden, sondern versinken darin, gesellen sich zu entlaubten Bäumen, werden graphische Gebilde. Die Körnung des Granits wird zum Äquivalent der Körnung des Lichtbildes. Der ewige, unverrückbare Stein wird Blatt, wird flüchtiges Bild, das angewiesen ist auf den Lichtbildner, der es fixiert.
Diesen Widerspruch lebt der Wiener Photograph Gerhard Trumler rastlos. Von Tirol bis ins Burgenland hält er im Lichtbild fest, was zu vergehen droht: die alten Menschen, das einfache Leben, die mürbe Schönheit der Natur. Und weil er, anders als die Menschen, die ihm Bild stehen, der Dauerhaftigkeit des Lichtbildes nicht völlig vertraut, läßt er Bücher drucken, ebenso rastlos, mehr als achtzig  inzwischen. Zu den schönsten zählt Granit, das Land vor dem Winter - Waldviertel, 1994 erschienen, sogleich zum SCHÖNSTEN BUCH ÖSTERREICHS erkoren, 1996 gefolgt von KATZENSILBER, Land zwischen Mihel und Aist - Mühlviertel. Und weitere sollen nachkommen, auf Jahre hinaus schon geplant: Bergkristall, Turmalin, Kalkstein, Chalcedon usw - rastlos das Vergängliche festhaltend, rastlos sich festhaltend an der Illusion, eines Tages wäre es ihm möglich, «...sich endlich fallenzulassen, endlich  zuzulassen, daß geschehen wird, was geschehen soll! »  (Gerhard Trumler auf der Rückseite des Schutzumschlages des Buches GRANIT )  Am Auslöser ist unweigerlich Vergänglichkeit! Martin.Ortmeier. Finsterau- 1996 -

 

Martin Ortmeier
Regionalitá
Die ästhetische Form in Einheit mit dem evidenten Gegenstand vollendet ein Kunstwerk

bevor ich auf Gerhard Trumler und die Photographie zu sprechen komme,
muß ich die Geschichte mit dem Rotwein erzählen. Wir sind mit
Gerhard Trumler zusammengesessen und haben einen einfachen Zweigelt getrunken. Dann sind wir auf die perfekten Allerweltsweine aus Kalifornien, Südamerika, Spanien und Australien zu sprechen gekommen und haben diese Cabernet und Merlot mit den Weinen verglichen, die es nur in Europa in eng begrenzten Regionen gibt: den Brunello, den Syrah, den Tazzelenghe und Refosco, den Schilcher und eben den Zweigelt.
Und wir waren einer Meinung, daß wir es mit diesen Weinen nicht ganz leicht haben. Ihr Geschmack und Geruch ist eigen und man muß sich immer erst neu klar werden, ob dieses Eigene nun etwas Wertvolles oder eher eine Minderung sei.

An diese Weine muß man sich - Gerhard Trumler hat dieser Ausdruck sehr gefallen - an diese Weine muß man sich herantrinken. Im Zuge dieses Herantrinkens an einen autochtonen Wein eicht man seine Weinmeßinstrumente, die da sind, Auge, Nase, Zunge und Gaumen. Bei dieser ernsthaften und aufwendigen Arbeit setzen wir Eichhilfen ein:
Brot und Käse oder in harten Fällen auch Salami. Wenn es an Brot und Käse mangelt, kann man sich auch behelfen mit einem Lammbraten oder - wie es Gerhard Trumler vorgeschlagen hat - mit getrüffelten Nudeln.
Die wichtigste Eichhilfe aber ist der Diskurs, der Diskurs mit den Mittrinkern.
Dem Wert des Weines, den wir dann gerecht ermessen haben, geben wir ein Prädikat, wie ich kein höheres kenne: Regionalità. Dieses Prädikat, regionaltypisch zu sein, kriegt ohne weiteres auch einmal ein ganz einfacher Haus- und Hofzweigelt, und wenn es ein gut ausgebauter ist, dann erst recht.

Gerhard Trumler ist ein Zweigelt der Photographie. Jetzt bin ich beim Thema! An Trumlers Photos muß man sich - ich will dieses analoge Wort verwenden, damit ich die Weingeschichte nicht umsonst erzählt habe - an diese Photos muss man sich heranschauen. Was ist denn schon dran an Trumlers Bauernhäusern und alten Leuten und an der Schüssel voll Erdäpfeln!? Keine Rosenbouquets, keine Skylines, keine schimmernden Autolacke, keine Bürgerkriegsleichen und keine blühenden Frauenbrüste, keine unzweifelige Gegenwärtigkeit!
Gerhard Trumler kennt das Land und seine Menschen und er kennt die Dichter, die darüber geschrieben haben. Adalbert Stifter natürlich, der Überösterreicher! Ich spreche nicht von ungefähr vom Nachsommer.
Ingeborg Bachmann, im römischen Exil, Karel Klostermann, der liebende und leidende Böhme, Franz Stelzhamer, der Oberösterreicher. Gerhard Trumler beruft sich auf sie, sie sind Zeugen seiner Regionalità.
Ich will hier eine kleine Passage von Franz Stelzhamer vorlesen, die - wie ich meine - ganz Ton in Ton mit Trumlers photographischer Haltung
ist:

«Der Großvater war im Dorfe der einzige Mann, der eine Tabaksdose führte, und wenn ich mich erinnere, mit welcher gravitätischen Förmlichkeit er die Prise aus seiner Dose hervorhob und der stattlichen Nase zuführte, so muß ich fast glauben, daß sich der Mann auf diesen Luxus etwas eingebildet und zugute getan hatte. Darum kannte er auch das sonst bei Schnupfern so gewöhnliche Beliebt gegen andere gar nicht. Er schnupfte, er allein! Uns besuchte er äußerst selten, nur zu den allerheiligsten Zeiten Die Großmutter kam gar nie, außer es verlangte ein jähes Familienereignis die weise und ratbewährte Alte.
Die war von Haus aus eine größere Bauerstochter gewesen und konnte es dem Großvater und uns allen nie vergessen, daß sie hatte kleiner werden müssen».
Stelzhamer sagt nicht: Aufgepaßt, der Großvater schnupft so herrschaftlich, weil er es seiner Frau, die besser bäuerlicher Abkunft ist, gleichtun wollte. Er stellt es so hin, wie es ein jedes für sich ist, für den aufmerksamen Leser, der sich was denken kann. So setzt Trumler die Dinge und Menschen, die Steine und Wiesen und Felder und Berge ins Bild, daß sich der aufmerksame Betrachter was denken kann.
Selber!

Nun Gerhard Trumler nur in Stichworten: erfolgreich im zweiten, dritten Beruf, als nichtzünftischer Photograph von der Handwerkskammer an die mürbe Brust gedrückt, schließlich Professor zu Wien, zweimal, dreimal und noch öfter ausgezeichnet für das Schönste Buch Österreichs. Natürlich liebt auch er dieses Bauchpinseln, wie wir alle. Aber er weiß sehr wohl, wie schnell dem Ehrenpinsel die Haare ausgehen. Deshalb photographiert er rastlos, deshalb feilt er in der Dunkelkammer an jedem Abzug, deshalb verträgt er sich mit dem vielleicht besten Verleger Österreichs, dem Provinzler Richard Pils.
Der Formwille des Photographen und der Formwille des Büchermachers bringen Produkte hervor, wie es neben den Bänden Granit, Katzensilber und Bergkristall nur wenige gibt.

Wovon ich bisher gesprochen habe, das ist das Handwerk des Photographen Gerhard Trumler.
Ich will vom Künstler Gerhard Trumler sprechen: Manchmal, in glücklichen Momenten - und die sind bei Trumler weitaus weniger selten wie bei vielen anderen - gelingt ein Lichtbild, das über das Dargestellte hinausweist auf ein Höheres, vom Jetzt und Hier auf ein Ewiges.
Die ästhetische Form in Einheit mit dem evidenten Gegenstand vollendet ein Kunstwerk.
Victor Hugo schrieb, die Form sei - er meinte die Struktur des Bildes, das Werk als Komposition - die Form sei der an die Oberfläche geholte Sinn. Dem geneigten Betrachter, der sich an ein Bildwerk herangeschaut hat, eröffnet sich dieser Sinn, der in Worte nicht völlig zu fassen wäre, und er empfindet diesen Sinn als Heil. Künstler und Betrachter streben danach, werden aber nie in dessen unverbrüchlichen Besitz kommen.

Von dieser Gefährdetheit spricht Ernst Bloch in seinem Werk Das Prinzip Hoffnung:
«Der Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor der Erschaffung der Welt, als einer rechten. Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.»
- 1996 - Dr. Martin Ortmeier ist Museumsdirektor der bayerischen Museen Massing und Finsterau

 

Roman Sandgruber
HOMMAGE

Vor uns liegt das neueste Buch von Gerhard Trumler. Es birgt eine Hommage an die berühmtesten Photographen der Welt. Hommage, eine Huldigung, eine Ehrengabe: Dieses Buch aber ist weit mehr als das, es ist eine photographische Präsentation Österreichs an die Welt der Photographie, ja an die Welt überhaupt. Es ist ein zutiefst «trumlerisches» Buch: Für den Kenner, der bei jedem einzelnen dieser Bilder an eine Ikone der Photokunst erinnert wird, aber auch für den photohistorischen Laien, für den dieses Werk nicht ausschliesslich ein Photoessay der österreichischen Kultur bedeutet, sondern darüber hinaus eine beispielhafte Darstellung der ungeheuren Vielfalt photographischer Expressivität.

Im Lehensrecht der Feudalzeitalter bezeichnet «hommaginum» den Huldigungseid des Vasallen, im Kirchenrecht dagegen, das Gehorsams,- und Huldigungsversprechen der neugeweihten Priester an den Bischof, oder das der Mönche an den neugeweihten Abt.
Nun ist Gerhard Trumler aber ganz sicher kein Vasall oder Untertan, er ist auch kein Mönch, der ein Versprechen ablegen will um sich danach in Demut zu üben. Nein, Trumler ist gerade das Gegenteil von dem allen.
Er ist ein Aufmüpfiger, ein Rastloser, ein Ungebundener, ein Rebell.
Aber er kennt die grossen Vorbilder, die vielfältigen stilistischen Bindungen und Abhängigkeiten, welche die Historie der Photographie wie die jeglicher Kunstgattungen prägen, und so knüpft Trumler ein Band zu den herausragenden Persönlichkeiten der Photokunst, in Verehrung und Respekt, wohl nie in einseitiger Abhängigkeit, sondern durch jenes befruchtende Wechselspiel, das in überaus bezeichnender Weise sowohl für das feudale Lehensrecht, als auch für die monastischen Ordensregeln charakteristisch erscheint.

Gerhard Trumler hat keine geradlinige Karriere verfolgt, ganz sicher aber eine zielstrebige. Er ist ein Könner, der sein Können stets hart erarbeiten musste, der erst im Alter von 30 Jahren seiner photographischen Berufung folgen durfte, sein erstes Studio 1969 einrichtete, sich als Industrie-, und Werbephotograph Anerkennung verschaffte, in den achtziger Jahren mit unzähligen Bucherfolgen auf sich aufmerksam machte und schliesslich in den Neunzigern seinen grossen Durchbruch schaffte, mit seinen sensibel photographierten und selbst gestalteten kostbaren Photobildbänden, der Reihe Bunte Steine.
1994 erschien Granit - Waldviertel, 1996 Katzensilber - Mühlviertel,
1998 Bergkristall - Tirol, 2000 Turmalin - Wien. Der fünfte Band Kalkstein - Salzkammergut wird 2004 dieses umfangreiche Werk beschliessen.
Als Textbegleitung wählte Trumler Ausschnitte aus den Werken seines Lieblingsdichters Adalbert Stifter.

Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiss gesetzt, und so begann Gerhard Trumler nach der Reifeprüfung zunächst mit einem Studium der Rechte, begleitet von einer Ausbildung zum Fahrdienstleiter bei den Österreichischen Bundesbahnen. Zum Beamten war er nicht wirklich geeignet, er wäre heute auch schon lange Zeit im Ruhestand, was bei Trumler wohl unvorstellbar wäre, und so wechselte er über zur Luftfahrt und wurde Radarfluglotse. Eine der bestimmenden Eigenschaften dieser Profession, das genaue Sehen und das rasche Erfassen einer Situation, ist ebenso die höchste Tugend eines Photographen.

Dass Trumler danach auch eine Ausbildung als Banker erfuhr, hat ihm sicherlich nicht geschadet. Denn Verkaufen zu können, mit seiner Kunst auch Geschäfte zu machen, will gelernt sein. Und Trumler hat es gelernt. Seine Bücher blieben nie unverkauft, erlebten, erleben oftmals mehrere Auflagen und sind fast durchwegs vergriffen.

Als Werbephotograph, aber auch als persönlicher Photograph von Bruno Kreisky 1969 bis 1975 ging Trumler durch eine sehr harte Schule, lernte aber so vom Altmeister der politischen Selbstdarstellung die hohe Kunst des Auf sich aufmerksam Machens.
Trumlers Schaffen ist bunt wie sein Lebenslauf: Menschen, Originale, Landschaften, Architekturen, kleine Dinge und grosse Ereignisse, Klöster - sein Buch Klösterreich hat 12 Auflagen erlebt, weiters Schlösser - sein prächtiges Buch Die schönsten Herrschaftssitze Osteuropas übersetzt in vier Sprachen, wurde in New York, Rom, Paris und München publiziert und fand, ebenso wie Traumschlösser, grossen Erfolg und bibliophile Anerkennung.

In seinem Buch Stationen der Erinnerung hielt Trumler liebevoll die alten, verdämmernden Stationen und Bahnhöfe im Bild fest, – Lainz, ein Platz zum Sterben? war seine Abrechnung mit der Härte des Altwerdens. Athos, Heiliger Berg - Berg der Heiligen, brachte ein Portrait von Europas stillster Republik.
Und als Begleiter immer wieder Adalbert Stifter, der stille Dichter und sein Sanftes Gesetz, das so sanft nicht ist. Trumler hat noch viel viel mehr photographiert und publiziert: die Werke und das Ambiente des slowenisch-tschechisch-österreichischen Architekten und Otto Wagner-Schülers Josef Plecnik, weiters die allererste Monographie von FRANZ VON ZÜLOW, ebenso, wie das Jubiläumsbuch der WIENER PHILHARMONIKER, THONET MÖBEL, SCHREBERGÄRTEN oder VOGELSCHEUCHEN
Doch Gerhard Trumler kann auch Geniesserisches genüsslich präsentieren, und dies bildet bekanntlich die höchste Kunst:
Bierbücher, Weinbücher, Wasserbücher, Tabakbücher, Käsebücher und eine Darstellung des kulinarischen Lebens von Sigmund Freud. Nahezu hundert Bücher und über dreissig Einzelausstellungen sind es bislang geworden. Und Pläne und Projekte gibt es sonder Zahl.
Trumler ist ein Umtriebiger, der dennoch die Stille liebt und sie liebevoll portraitiert. Er scheut sich aber auch nicht vor dem Lauten, vor den Märkten, vor dem Trubel, vor dem Geschrei: Und dennoch ist er ein Meister der Stille: Photographien sind stumm, sind leise, haben nicht das Marktschreierische des Tonfilms, nicht das Vergängliche des Fernsehens. Trumler photographiert die harten Granitsteine «seines» Waldviertels und ist doch auf seiner immerwährenden, nie endenden Suche nach dem Sanften Gesetz, so wie einst der so tief verehrte Adalbert Stifter.
Trumler ist ein Getriebener, der auf Türme klettert, auf Gerüste oder hohe Berge, der sich in sein Auto setzt und hunderte Kilometer weit fährt, um eine Kirche im richtigen Licht zu photographieren, oder den Steirischen Erzberg, angezuckert vom ersten zarten Schnee des frühen Winters.

Trumler, man könnte vielleicht auf Grund seines Namens meinen, dies ist der Trommler, welcher die Trommel rührt, für seinen Namen, für sein Land, für sein Werk, für die Photokunst. «Trommeln gehört zum Handwerk». Doch all dies wäre zu kurz gegriffen. Den Namen Trumler mit dem Trommler in Zusammenhang zu bringen, trifft wortgeschichtlich nicht zu, und täte überdies auch Gerhard Trumler mehr als Unrecht.
Die Etymologie führt uns zu der wahren Wurzel des Namens Trumler: Der Trumler ist der Steuermann auf den Salzschiffen, die einst die Flüsse Inn, Traun und Donau befahren haben. Ein Steuermann, der auf der trum, dem vorderen Ende des Salzschiffes stehend, sein Boot sicher führt.

Gerhard Trumler ist ein Steuermann, welcher der österreichischen Photographie die Richtung gewiesen hat und sie mit seinem Werk sensibilisiert und so erfolgreich steuert.
Von Gerhard Trumler, dem Steuermann der alten Salzschiffe, wünschen wir uns, dass er noch lange die Richtung vorgibt und als Draufgabe sein lange angekündigtes Photobuch über das SALZ, jenes für uns alle unentbehrliche Mineral welches einst jahrhundertelang auf vielen Flüssen Österreichs geschifft wurde.
2000 - Dr Roman Sandgruber ist Ordinarius für Sozial-. und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes-Kepler Universität Linz

 

Alexandra Plank
Ein rastlos Ruhender

Trumler, vom Sternzeichen her Schütze, trifft, wenn er auf den Auslöser drückt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele seiner Objekte und verwandelt sie dadurch in Subjekte. Michael Köhlmeier

Besäße der Photograph Gerhard Trumler die Mittel, um unabhängig zu sein, von den Zwängen des Broterwerbs, so würde sein Leben vor allem nur mehr aus einem einzigen Geräusch bestehen: klick, klick, klick, klick! Die Artefakte von gestern, die heute unter unseren Augen vergehen, photographisch festzuhalten, bevor sie endgültig auf dem Schuttabladeplatz der Zeit landen, ist die Motivation, welche den Photographen vorantreibt und dazu führt, daß Buchhandlungen inzwischen eine eigene Trumler-Suite einrichten könnten, wenn nicht zugleich fast alle seine Werke vergriffen wären.

Photographie ist sein Leben, und umgekehrt lebt er die Photographie.
Seine Umwelt sieht er in Bildern, wodurch sich sein Blickwinkel völlig verändert hat, denn er beschränkt sich nicht darauf, nur optisch ansprechende Dinge festzuhalten: «Wer meine Photographien betrachtet und weiter eindringt, als zu einer augenscheinlichen Ästethik, der sieht mehr, als nur die Romantik»

Der Mensch Trumler ist mit dem Photographen untrennbar verwoben, und dennoch weisen die beiden völlig unterschiedliche Charaktereigenschaften auf. Trumler etwa in das Korsett eines Interviews zu pressen erinnert an den Versuch, ein Wildpferd zu dressieren. Scheinbar hat man ihm am Gängelband, doch immer wieder bricht er aus, um davonzugaloppieren. Und erzählt eine Anekdote nach der anderen aus seinem schillernden Berufsleben, und noch eine und noch eine... «Mit vollem Geschäft, das ist meine Devise, nur nichts Lauwarmes!» bekennt Trumler. Woher aber nimmt dieser hemdsärmelige Mann nur die Kraft und die Ruhe her, die seine Bilder ausstrahlen? Der bekannte Literat György Sebstyen gibt darauf eine Antwort (5.Dezember
1987 s.d.).

Daß es vieles von gestern und heute auch morgen noch gibt, dafür photographiert Trumler unermüdlich weiter. Sein offizieller Lebenslauf in seinen Projekten hört nicht auf mit dem Jahr 1999, sondern reicht
(derzeit) bis ins Jahr 2005. Wird er danach seine Pension genießen?
«Aber nein, dann geht es immer weiter!» erzählt begeistert Gerhard Trumler und holt Atem. ...Hier geht´s nicht mehr weiter. Einmal muß Schluß sein. Punkt!
- 1998 - Tirol Magazin

 

Arno Klönne
Granit - Waldviertel

Die Bilder von Gerhard Trumler aus einer der Landschaften Adalbert Stifters sprechen für sich, da muss ich also nicht dreinreden.

Eine Landschaft mitsamt ihrer Lebensweise wird umgewälzt durch die industriekapitalistische Moderne, durch wirtschaftliche und kommunikative Mobilität, die das Spektrum menschlicher Handlungs möglichkeiten enorm ausweitet, auch bereichert - und zugleich vieles von dem zerstört, was über viele Generationen hin Bestand und sozialen Sinn hatte.
Bei Adalbert Stifter findet sich ein Satz, der des genauen Nachdenkens wert ist:
Wie der Mensch doch selber arbeitet, dass das vor ihm Gewesene versinke - und wie er wieder mit seltsamer Liebe am Versinkenden hängt.
Da ist der Widerspruch offengelegt, der im Umgang mit sozialer Geschichte steckt, und der nicht lösbar ist. Was dann aber zu tun ist:
Das Versinkende in Erinnerung behalten, nicht zu Nostalgiezwecken, sondern mit genauem Hinsehen, auch deshalb, weil vergangene oder vergehende Lebenswelten oft ein schärferes Licht werfen auf das, was Gegenwart ist oder als Zukunft Konturen annimmt.

Die Industrielle Moderne und mehr noch die jetzt sich weltweit ausbreitende Nach-industrielle Postmoderne bedeuten nicht nur Beschleunigung, sondern auch Entgrenzung in den Lebensläufen. Die Regionalität von Lebenswelten verflüchtigt sich, was durch die Inszenierung künstlicher Heimatlichkeit nicht aufzuhalten ist. Da ist es sinnvoll, regionale lebensweltliche und landschaftliche Besonderheiten noch einmal erinnernd festzuhalten, was Erinnern in Bildern bedeutet, Anschaulichkeit verlangt, auch den bedachtsamen Blick auf die Besonder heiten regionaler Kulturen.

Dies ist die Sichtweise, die Gerhard Trumlers Photographien auszeichnet, so etwa bei seinem Blick für die alten Menschen, für die Räume, in denen traditionell gelebt und gearbeitet wurde, für die Läden, in denen man sich versorgte, für die Werkzeuge und die Tiere, die Existenz sicherten.

Hier wird Kargheit nicht verschönt!
Die Bilder aus dem Waldviertel, die Gerhard Trumler uns vorstellt, vermitteln keinen falschen Glanz, sie sind aber auch etwas ganz anderes, als historische Photodokumentation; sie halten auf künstlerische Weise die Erfahrung einer Landschaft und ihrer Menschen fest, die jetzt zur Vergangenheit wird.
- 1999 - Dr Arno Klönne. Ordinarius em. für Sozialgeschichte der Universität Paderborn

 

György Sebestyen
5 Dezember 1987

Wir verdanken Gerhard Trumler eine schöne Reihe ganz bemerkenswerte Augen - Blicke.
Der Mann, der heute seinen fünfzigsten Geburtstag feiert, ist freilich vor allem Mann - mit allen schweren und zugleich vergnüglichen Folgen maskuliner Existenz. Aber er ist nebstbei auch noch Photograph, sprudelnde Quelle von Ideen und unser Freund. Solche Qualitäten verdienen es, gesondert untersucht zu werden.

Als Photograph gehört er zu den wenigen großen Künstlern dieser Fertigkeit, die die Malerei nach einigen tausend Jahren der Pflicht enthoben haben, die Wirklichkeit genau darzustellen. Wo es solche Photographen gibt, müssen die Maler in die Freiheit des Informellen ausweichen. Denn dieser Photograph zielt in den Mittelpunkt der Dinge, betreibt entdeckende Phänomenologie, zeigt im Schein das Sein, im Abbild die Struktur, in der Materie den Geist. Wie er das macht, bleibt sein Geheimnis, und er wird sich hüten, die Rezepturen seiner Hexenküche preiszugeben.

Als sprudelnde Quelle von Ideen offenbart sich unser Freund für den Uneingeweihten als Schnellredner sondergleichen. Jedes Wort ein Volltreffer, und nach jeder Salve bleiben die staunenden Zuhörer gleichsam durchsiebt zurück. Der Eingeweihte erkennt allerdings die tiefere Ursache all dieser kräftigen Wortkaskaden. Sie liegt im Geist, der mit atemberaubender Geschwindigkeit Gedanken produziert, sodaß hinter jedem ausgesprochenen Wort bereits ein unausgesprochenes steht, sich vorwärts drängt, den Vorgänger mit einem kleinen graziösen Tritt zum raschen Absprung veranlaßt, um einen Augenblick später vom übernächsten Wort in den Sprudel der Mitteilungen hineingeschleudert zu werden. Solcher Gewalt können nicht einmal die abgebrühten Verleger widerstehen. Ihrer Schwäche verdanken wir wunderschöne Bücher, die einander fürwahr überbieten. Hier wird durch die Platzpatronen des Wortes für Kunst Raum geschaffen - und wir wünschen uns zum fünfzigsten Geburtstag unseres Freundes noch einige Dutzend weitere Bücher, die uns lehren, die Dinge unserer Umwelt besser zu wahrzunehmen.

Doch erst in der Freundschaft treten die Eigenheiten dieses bisher erst Neunundvierzigjährigen erst recht zu Tage, und wir dürfen damit rechnen, daß sie nach dem Schritt durch das goldene Tor ihre höchste Vollendung erreichern werden. Denn wenn der Photograph den wichtigen Gegenstand mit scharfem Auge erblickt, wenn er dessen Wesen mit klarem Sinn entdeckt, wenn er dann mit Sicherheit den geeigneten Standort findet und die beste Art der Belichtung geradezu lustvoll bedenkt, so entdeckt er genauso klar und sicher die Möglichkeit, einem Freund zu Hilfe zu eilen, ergreift ebenso rasch die geeigneten Mittel und hat in erstaunlich kurzer Zeit getan, was zu tun gewesen. Wir haben es nicht nur mit einem Freund, sondern mit einem leidenschaftlichen Freund zu tun, der gekränkt ist, wenn die anderen zu schüchtern sind, ihren Hilferuf hören zu lassen. Oft habe ich selbst das Feuer dieser traurigen und vorwurfsvollen Blicke aufblitzen gesehen, dieses Licht der Bestürzung über einen armen, vergeßlichen, einigermaßen verblödeten Menschen, der durch sein Zögern und Schweigen den Freund daran gehindert hat, einen Freundschaftsdienst zu erweisen, und zwar schnell, zupackend und perfekt. Denn ein Besessener der Vollkommenheit ist er auch noch, dieser Künstler des Photographierens, diese emporschießende sprudelnde Heilquelle der tausend Ideen, dieser mit sicherer Hand zupackende Bademeister, der uns, die wir da im tiefen Wasser hilflos strampeln, emporreißt.

Wenn wir uns nun aber die Frage stellen, woher unser Freund die Kraft nimmt, die Zielsicherheit und den Sinn für seine ausgewogene Komposition des Bildes, der Tat, der Freundschaft und des Feierns, dann liegt es nahe, an Antheus zu denken, jene Gestalt des griechischen Mythos, der unbesiegbar blieb, solange seine Füße die Erde berührten. Wenn das Wort bodenständig jemals einen Sinn gehabt hat, dann in diesem Fall. Es sind die Mächte der Natur, aus denen unser Freund seine Kraft schöpft, genauer gesagt der steinige kalte Boden des Waldviertels, und die Träume, Ahnungen und Visionen, die dieses Stück verzauberten Landes bevölkern. Der Beweis liegt in seinen Kunstwerken, in den Photographien: Selbst der nackte Telegraphenmast gewinnt hier die Kraft und die Ausstrahlung eines Baumes, selbst die windigsten und seelisch dünnen Figuren erscheinen kernig und urwüchsig - von einem aus der Erde ragenden Fels gar nicht erst zu reden, der auf diesen Photographien grandiose Bedeutung gewinnt. Es sind also archaische Kräfte, die hier walten. Wehe dem, der sich ihnen entziehen wollte: Sie holen ihn ein und ziehen ihn mächtig in den Kreis ihres Zaubers zurück.
- 1987 - morgen NÖ

 

Kristian Sotriffer
5. Dezember 1997

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist unsichtbar.
Antoine de Saint Exupery

Möglicherweise wird der umtriebige und emsige Photograph Gerhard Trumler auch an seinem Geburtstag irgendwo herumwirbeln. Geboren wurde er am 5. Dezember vor sechzig Jahren in Wien. Diverse Betätigungen bis zum Radarfluglotsen hatte er vor bald dreissig Jahren aufgegeben, um ausschließlich nur mehr zu photographieren. Vor etwa zwanzig Jahren erreichte er die Herausgabe seiner ersten Buchpublikation - mittlerweile zählt er etwa hundert Werke - und zahllose weitere, an denen er zumindest beteiligt war. Zu seinen wichtigsten und kennzeichnendsten, erlesenen Bildbänden aber zählen die letzt erschienen Bücher der Reihe Bunte Steine. In ihnen folgt er auch geistig den Gedanken des verehrten und geliebten Dichters Adalbert Stifter. 1994 erschien Granit - Waldviertel, im vergangenen Jahr folgte der zweite Band Katzensilber - Mühlviertel, folgen wird Bergkristall - Tirol, danach Turmalin - Wien.
Trumler läßt in seine gekonnten Bild-Essays Melancholie, vor allem aber Poesie einfließen. Und er plant weiter.
«Erreichen» braucht er nichts mehr!
Die Presse 1997 - Dr Kristian Sotriffer, langjähriger Kunstkritiker der Tageszeitung DIE PRESSE

 

Andreas Reiter
Der Geometer innerer und äusserer Landschaften

Dort unten», sagt Gerhard Trumler und beschreibt einen grosszügigen Kreis mit seiner Hand, «dort unten kenn` ich jeden Baum und jedes Haus!» Atemlos stehen wir auf einem Felsvorsprung, den wir gerade auf allen Vieren erklettert haben und schauen auf die verwunschene Landschaft hinunter. Ein dichter Waldgürtel umschliesst den Blick, moosgrüne Hügelkuppen, ab und zu ein altertümlicher Bauernhof.

Hier in Fraberg, in der nordwestlichen Berglandschaft des Waldviertels, hat sich der Photograph Gerhard Trumler seine Lebens- und Arbeitswerkstatt eingerichtet. Aber was bedeutet schon «eingerichtet»? Bei einem, der ständig unterwegs ist, zwischen Nordböhmen und Südtirol, zwischen Lissabon und Istanbul, und bei einem, der vier Telephone fast gleichzeig bedient, dabei dem Gast den weiss Gott wievielten alten Sherry einschenkt und ihn beiläufig auf einen vorbei flitzenden Rehbock aufmerksam macht.
Dieser karge Landstrich mitamt seinen verschlossenen Bewohnern fordert vielmehr den Geometer innerer und äußerer Landschaften heraus. Seit vielen Jahren durchstreift er mit seiner Kamera beredte Wälder und verschwiegene Gasthäuser, belichtet kantige Bauerngesichter, geduckte Wohnstuben, hält auf seinen Bildern den mühevollen Waldviertler Alltag fest.
Gerhard Trumlers Photographien sind stille Erzählungen, sie dokumentieren - ohne zittriges Pathos - eine untergehende, oft aber schon untergegangene Welt. «Weit mehr als die Hälfte meiner Photomodelle sind heute schon unter der Erde», meint er und deutet auf Photographien von zahnlosen Greisen, die mit Holzlöffeln einen verkrusteten Topf auskratzen. Es sind Menschen im Ausgedinge, Menschen, denen die Gegenwart keinen Kredit mehr gewähren will.

Die Obsession, eine nicht immer rosig abgelaufene Vergangenheit für die Nachgeborenen zu speichern, hat Gerhard Trumlers Archiv um ein weiteres Dokument bereichert, ein umfangreiches Buch über das Waldviertel, erschienen im Verlag Brandstätter, die Essenz seiner ethnologischen Streifzüge durch die Höhen und Niederungen dieses so geliebten Landes.
Gerhard Trumler hat sich in all den Jahren die Anerkennung - und was noch weit bemerkenswerter erscheint - das Vertrauen der Bauern erworben. Die einen suchen bei ihm Rat, wie sie ihre alten Höfe fachgerecht restaurieren könnten, die anderen sind stolz darauf, sich oder ihre Familie in einem prächtigen Bildband oder gar einem Museum wiederzufinden. «Es ist alles nur eine Frage der Offenheit», meint er, «einzugehen auf die Menschen, ihnen zuzuhören, mit ihnen zu reden ...» Gerhard Trumler zählt, das ist kein Geheimnis, zu den rennomiertesten und meistbeschäftigten Photographen des Landes. Daß er erst auf zahlreichen Umwegen und relativ spät zur Photographie gekommen ist, kann schnell erklärt werden: Er ist Perfektionist! Und diese Tugend erlaubt nicht immer einen linearen Lebenslauf.
«Ich habe stets nach meiner Maxime gehandelt: Wenn ich etwas machen muß, dann will ich es sehr gut machen!» Und er hat in seinem vorigen Leben sehr viel gemacht und das natürlich perfekt. 1937 in Wien geboren, wollte er nach seiner Matura 1956 Photograph werden, hat aber dann, auf Wunsch der Familie ein Rechtsstudium begonnen. Das Geld dafür mußte er sich durch einen Nebenjob verdienen, bei den Österr. Bundesbahnen. Dort blieb er dann erst einmal hängen, durchlief die gesamte Ausbildung zum Fahrdienstleiter und trat schliesslich in einem kleinen Bahnhof im steirischen Ennstal, nahe dem Stift Admont, seinen ersten Dienst an.
Der Gedanke aber, an die eingleisige Zukunft im Staatsbetrieb beunruhigte ihn bald, er sattelte rasch um und wurde Fluglotse am Kontrollturm des Flughafens Wien-Schwechat (...« ein dem Fahrdienstleiter ohnedies verwandter Beruf!»).

Nach zehn Jahren nervenaufreibender Tätigkeit am Flughafen warf er, buchstäblich, die Türe hinter sich zu. Durch einen Zufall waren damals dem Werbechef der Zentralsparkasse Photographien des jungen Amateurphotographen in die Hände gefallen. Gerhard Trumler wurde vom Fleck weg engagiert ( ...«es war in der Blutgasse!» ).
Zunächst jedoch mußte er wiederum eine Ausbildung absolvieren, diesmal als Bankkaufmann (...«ich habe alle 48 Zweigstellen der Bank durchlaufen!»), dann erst landete er in der Werbeabteilung und damit bei der Werbephotographie. Gerhard Trumler war auch hier nicht glücklich, eingeengt in einen Büroalltag konnte er seine Ideen und seine Phantasie nicht entfalten und so arbeitete er ab 1969 als freier Photograph.
Von nun an ging es steil aufwärts: die ersten großen Aufträge kamen herein, unzählige Bildbände hat er seitdem veröffentlicht - einer seiner schönsten, neben dem meditativen Werk über den Heiligen Berg Athos, ist, wie sollte es auch anders sein, ist ein Buch über die aufgelassenen Bahnhöfe - Stationen der Erinnerung.

Eines Tages klopft es an der Türe zu seinem Studio, und draußen steht der Chauffeur des damaligen Außenministers und Kanzlerkandidaten Bruno
Kreisky: «Ob ich den Chef nicht auf seinen Wahlreisen begleiten wolle?» Gerhard Trumler wollte!
In den Jahren 1969 bis 1975 reiste er mit Bruno Kreisky als dessen offizieller Photograph kreuz und quer durch Österreich. Er konnte damals nicht nur ausgiebig hinter die Kulissen der österreichischen Innenpolitik blicken, er lernte auch die österreichische (Seelen - ) Landschaft quasi durch die Hintertüre kennen.
Dorf für Dorf.

Geblieben ist dem profunden Kenner von Österreichs Landschaft und Seele nicht nur die Lust zu reisen, sondern auch der scharfe Blick für Nuancen, eine Leidenschaft für Details, Ingredienzien, welche seinen
Landschafts- und Städteportraits immer die adäquate Tönung verleihen.
«Am liebsten», sagt er und deutet hinaus in die weite grüne Waldviertler Landschaft, «würde ich ein Buch erarbeiten, über ein Gebiet von zehn Quaddratkilometer Waldviertel. Dann, wenn ich älter geworden sein werde, und reifer, abstrahieren, ausformen, noch weiter eindringen in das Wesen dieser Landschaft, ein Buch über einen einzigen Quadratkilometer, schließlich über einen Quadratmeter, einen Quadratzentimeter, einen Quadratmillimeter ...!
- 1995 -

 

Martin Ortmeier
Bergkristall

Ein Buch voll von Licht
Passau steckt seit acht Tagen im Nebel. Wie ein schlechtes Gewissen
liegt eine graue Decke über der Stadt, ihren Flüssen und Hügeln.
Da habe ich Bergkristall hervorgeholt, weil ich mich erinnerte, daß es voller Licht ist. Und es ist voller Licht: auf den Gräsern, den Dachschindeln, den Gebirgskämmen, auf den Käs- und Brotlaiben- und auf den Gesichtern der Menschen.
Weil ich auch Schnee dem Licht zuschlage, erscheint mir Tirol durch dieses Buch wie ein Land, in dem immer die Sonne scheint. Überhaupt das Immer, das diese Photographien aus dem Jetzt zaubern und die ja auch in den Tiroler Bergen so ineins gehen.
Die Zukunft und die Vergangenheit sind zwei so gewaltige erratische Felsblöcke, die in der Gegenwart zusammenstoßen, daß zwischen ihnen eine Gegenwart gar nicht sein kann - eigentlich. Und gerade in dieser Gegenwart haust der Mensch mit seinem Goasleb´n. Was wundert es da, daß er voller Schrunden und Flecken ist, wo ihm doch ständig diese Zeitfelsen an Haut und Knochen gehen. Nicht der Rede wert, der Mensch, wenn er da nicht seine Augen hätte, durch die das Himmelslicht hineinfällt und aus denen es dann wieder wunderbar herausstrahlt.

Hier ist die Gegenwart in ihrer Schönheit, denn das Licht ist schön und gut und es ist reine Gegenwart.
Da ist der Ort des Lichtbildners, der durch sein optisches Auge in die Welt blickt. Und da ist die hohe Zeit des Photographen, wo das Himmelslicht aus den Augen der Menschen in die Linse seines Apparates fällt.
Es ist schon seltsam, daß wir mit unseren zwei gesunden Augen nicht das zu sehen vermögen, was dieser Photograph mit einem Auge durch seine Behinderung, durch seine schwarze Schnappschachtel, wahrnimmt.

Bergkristall - Staunen - Sehnsucht - Heimweh. Diese Bilder sind erfüllte Augenblicke in unserer menschlichen Endlichkeit.
So waren wir einmal
- 1998 - M.O. Finsterau

 

Christian Brandstätter
Gerhard Trumlers «Wunsch-Maschine»

Dem Mut des Generaldirektors des Kunsthistorischen Museums zu Wien, Wilfried Seipel und seinem Engagement für die Photographie, die mittlerweile international als wohl bedeutendstes Bildmedium des letzten Jahrhunderts allgemein anerkannt ist, verdanken wir wiederum eine Ausstellung eines Photographen in der Expositur des Kunsthistorischen Museums im Palais Harrach.
Diesmal ist sie Gerhard Trumler gewidmet. Ihm werden in den nächsten Jahren in schöner Regelmäßigkeit weitere Photographen folgen, im Mai schon Harry Weber und im nächsten Jahr Erich Lessing, beide als Hommagen zu ihrem 80. Geburtsta

Gerhard Trumler, Jahrgang 1937, kenne ich schon seit mehr als zwanzig Jahren aus meiner Arbeit als Buchverleger. In diesen gut zwei Jahrzehnten wurde er von Leuten wie mir genötigt, Inhaltsverzeichnisse von Textautoren im allseits beliebten Vierfarb-Druck zu illustrieren.
Er leistete perfekte handwerkliche Arbeit, in der immer wieder Außergewöhnliches aufblitzte. Er war fleißig, ja geradezu rastlos - - in manchem Jahr entstanden vier dicke, randvoll mit Photographien gefüllte Bücher - und er konnte davon, zusammen mit der besser bezahlten Werbung, einträglich leben. Er zeugte einen Sohn und eine Tochter - übrigens mit seiner eigenen Frau Friederike, dem auch durch ihn selbst nicht aus den Ankern zu reißenden Heimathafen -, publizierte unzählige Bücher, baute ein Haus im Waldviertel, pflanzte rundherum Bäume. Trumler, was willst Du mehr?
Er wollte!

Er wollte von fremden Federn, Verlegern und deren Launen sich emanzipieren und brachte, beginnend ab 1994 Schwarzweiß-Photographie höchst eigenständiger und höchst eigenwilliger Machart, die er schon viele Jahre vorher undercover betrieben hatte, mit seinem ersten Buch dieser Art, Granit, indem er es selbst finanzierte, ans Licht der Öffentlichkeit. Ein Querschnitt jener Arbeiten, die mittlerweile vielfach ausgezeichnet, in Auktionen erfolgreich gehandelt und überall auf der Welt ausgestellt sind, findet sich in dieser Ausstellung und in diesem Buch.

Ich kenne Gerhard Trumler wirklich schon sehr lange, habe auch schon Ende der 70er Jahre die ersten schwarzweißen Beutestücke seiner Auto- Emanzipation gesehen, kenne, schätze sein Werk in vielen Facetten und habe mich aber immer wieder folgendes gefragt: «Wie kann ein so betriebsamer und scheinbar ruheloser Mensch so leise und in sich ruhende Bilder komponieren ?» Ich denke, es ist so: Susan Sontag, die amerikanische Grande-Dame der Phototheorie, hat die photographische Kamera generell als eine Wunsch- Maschine bezeichnet. Das könnte nun auf Trumler zugeschnitten
bedeuten: Die Kamera als technisches Hilfsgerät, um auch sich selbst aus der Hölle selbstauferlegter Hektik, fremdbestimmter Hast und zivilisatorischer Verwüstung von Landschaft und Architektur in die Kraftfelder von Stille und Poesie zu versetzen.
Er photographiert also das, was er sich von seiner Wunsch-Maschine wünscht und was die bevorzugten Objekte seiner Leidenschaft – Steine wie Bäume, Erdäpfel wie Menschen – auch wirklich tun: Still leben.
Das Hauptthema seiner Bilder ist so, dem kunsthistorischen Terminus nicht unähnlich, das Stilleben, also die Darstellung von Dingen und Menschen, die keineswegs leblos, aber ziemlich unbewegt sind, in sich ruhend, zeitlos. Man könnte daher meinen, Trumlers Bilder wären zu ferne dem Puls der Zeit, der Avantgarde, wären zu schön, zu heil in einer unheilen Welt.
Möglich!
Die Kamera ermöglicht Gerhard Trumler eine Ästhetisierung der Welt nach seiner Facon.Er versteht sich daher auch nicht als Bildberichterstatter oder als Reportagephotograph, sondern eher als Reliquiensammler, als Kulturanthropologe, der nicht festhält, was in Bewegung ist, sondern das, was bleibt, wenn die Bewegung zur Ruhe gekommen ist, und das, was noch übriggeblieben ist, bevor das Verschwinden droht.

Eine abgeschlagene Emailschüssel etwa, mit drei geschälten Erdäpfeln im Gleichgewicht des Wenigen, eine gebeugte Bäuerin mit obligatem Kopftuch im Lot ihrer Anspruchslosigkeit, ein vollbärtiger Landmann in der Würde seines Alters. Oder überhaupt: das selbstvergessene Spiel von Licht und Schatten auf Hausmauern, Stubenwänden, Fensterbänken, Moosteppichen, Eispalästen, Gesichtslandschaften, ja selbst auf Gemeinplätzen.
Oder die leise, etwas verwitterte Stimme, mit der sich ein Granitfindling mitteilt!

seinen Photographien anschaulich und erlebbar macht. Bilder, die durch die Phantasie zu Sinn-Bildern werden können, zu Symbolen eines verdrängten Prästabiliertseins. Weckrufe, die einen Betrachter aus seinen tagtäglichen Alptraum holen können – in eine Harmonie des scheinbar Unscheinbaren.
Gerhard Trumler schneidet sozusagen perfekt komponierte Rechtecke der Poesie des Anspruchslosen, formal ausgewogene Quadrate der Harmonie von Natur und naturnahen Menschen aus der Welt, die ihn umgibt.

Mit dem Photographieren allein ist es aber noch nicht getan, um seine Bilder außergewöhnlich zu machen.
Der ästhetische Schliff des einzelnen photographischen Rohdiamanten, der als Negativ vor und nach der Natur entsteht, vollzieht sich erst in der Dunkelkammer. Gerhard Trumler ist hier ein Virtuose, er gehört in seiner Eigenschaft als Printer von Positivabzügen jedenfalls in Europa zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen.
Wer wie ich den Meister-Alchimisten einmal in der dunklen Kammer hantieren sah – wie er durch einen winzigen Spalt der fast geschlossenen Faust das Licht zu lenken weiß, wie er die Schwingungsebenen des Lichts durch einen huschenden Zeigefinger verändert, wie er kleinste Partien des Positivs aufzuhellen oder nachzudunkeln versteht –, der versteht das Diktum des Photographen:
«Erst in der Dunkelkammer entscheide ich, wie das Bild wirklich wird.» Auch die großen Bilder in dieser Ausstellung verdanken wir seiner stupenden Technik.

Am Anfang dieser Monographie wie auch dominant in der Ausstellung liegen, reden, schlafen Steine, ja ducken sich ganze Steinherden, als ob sie sich aneinander wärmen wollten. Ob schwarzbemoost im Sommer oder rauhreifweiß im Winter, sie sind zu einem Markenzeichen des Photographen geworden. Lassen Sie mich daher apropos Steine am Schluß meiner Ausführungen eines der großen Vorbilder von Gerhard Trumler zitieren, den amerikanischen Klassiker Edward Weston:
« Wolken, Torsi, Muscheln, Paprika, Bäume, Felsen, Schornsteine sind zusammenhängende, aufeinander verweisende Teile eines großen Ganzen, welches Leben heißt » … Dies also: Einen Felsen photographieren, machen, daß er aussieht wie ein Felsen, aber mehr ist als ein Felsen !

Diesem Mehrwert versucht auch Gerhard Trumler in seinem Werk seit Jahren auf die Schliche zu kommen.
Mit stetig wachsendem Erfolg!
- 2001 - C.B.

 

Ausstellung im Fotomuseum Leipzig
TRUMLER ERZÄHLT VON EINFACHEN MENSCHEN

Das haben die alten Mauern des Mölkauer Fotomuseums in Leipzig lange nicht mehr gesehen. Letzten Freitag tummelten sich dort so viele Vernissagenbesucher der Ausstellung HOMMAGE, dass die Räume überzuquellen drohten.

Ein dunkelblauer Volvo rangiert in der Gottschalkstrasse.
Rückwärtsgang - Vorwärtsgang, es passt!
Um 19 Uhr wird seine Fotoausstellung eröffnet, es bleibt ausreichend Zeit für ein Foto des Künstlers vor seinem Werk.
Und schon hat Gerhard Trumler wie aus dem Nichts einen Stuhl gezaubert und sich vor seinem Lieblingsbild in Pose gesetzt. «Ist es so recht?» fragt er. Klick, das Bild ist im Kasten, der Künstler lächelt und heb t an zu erzählen. «Dies ist eine Bäuerin aus meiner österreichischen Heimat, dem Waldviertel», sagt er und deutet auf das grosse Bild hinter ihm: «Sie hält in ihren Händen zwei Eier, die sie mir nach den Aufnahmen als Dank geschenkt hat.»

Und so erzählen fast alle Bilder Trumlers Geschichten von einfachen Menschen. Sie erzählen von dem Bauern, der Jahr für Jahr sein Feld bestellt, oder von dem Schmied, der seinen Frieden in seiner kleinen Werkstatt gefunden hat, die noch aus dem vorigen Jahrhundert stammt.
«Ich will keine nostalgischen Bilder zeigen, sondern das Leben festhalten und zumindest fotografisch dokumentieren, wie es sich heute, am Übergang vom zweiten zum dritten Jahrtausend darstellt», erklärt Gerhard Trumler seinen Anspruch und seine selbst gestellte Aufgabe.

Die aktuelle Sonderausstellung im Leipziger Fotomuseum ist bis zum 6.April zu sehen. Gerhard Trumler tritt das nächste Mal im Herbst mit seiner Ausstellung HOMMAGE im Photofestival MIRAFLORA LIMA/Peru vor die Augen der Öffentlichkeit.
- Leipzig -

 

Joachim Voigtmann
Gerhard Trumler im Fotomuseum Leipzig

Heute begrüssen wir in Leipzig Gerhard Trumler, einen der bedeutendsten gegenwärtig arbeitenden österreichischen Fotografen. Er kommt hierher mit einer Hommage an berühmt gewordene Kotografen- Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Jahrzehnten, zu denen und zu deren Werk er sich mit eigenen Arbeiten in Beziehung setzt. Nach weit mehr als hundert Buchpublikationen, vielen internationalen Ausstellungen und zahlreichen Ehrungen ist solche eine Geste nicht nur gestattet, sondern sie ehrt jeweils beide Autoren.

Was mein Interesse und meine bewundernde Aufmerksamkeit auslöste, war die sich selbst gestellte Aufgabe Gerhard Trumlers, mittels fotografischer Werke einen Beitrag zur Bewahrung gefährdeter Kultzurlandschaften zu leisten, indem er diese Landschaften, deren Menschen mit ihren Arbeits- und Lebensweisen einschliesslich verwendeter Gerätschaften in Werken herausragender schwarz-weisss Fotografien erfasst.

Natürlich erfüllt Gerhard Trumler - und er tut dies bis heute - auch fotografische Aufträge für Bildbände, für Industrie und Werbung, und auch hier hat er einen guten Namen in seiner Heimat, aber die oben beschriebene Zuwendung zu «vergessenen Landschaften» im eigenen Auftrag, erhebt ihn über das Wirken anderer guter Fotografen und brachte ihm nationale Auszeichnungen und internationale Anerkennung ein.

Im Klappentext eines seiner Prachtbände steht zu lesen: «Trumlers Bilder sind stille Erzählungen, ethnologische Prosa, sie dokumentieren
- ohne Pathos - eine untergehende und eine oft schon untergegangene Welt!» Die nüchterne Bestands aufnahme, die ihre Nachhaltigkeit erzielt durch die Meisterschaft des Künstlers in seiner fotografischen Kunst, die jegliche verlogene Sentimentalität vermeidet und uns so hilft, ein offenes Verhältnis zu diesen Bildwelten aufzubauen. Aus dieser Haltung entspringt auch die Verwandtschaft mit der literarischen Handschrift des Dichters Adalbert Stifter, die besonders in dem Waldviertel Buch GRANIT evident wurde.

Ich freue mich ausserodentlich, dass wir Gerhard Trumler nach seinen beeindruckenden Ausstellungen in den neuziger Jahren im Schloss Augustusburg und im Schloss Blankenhain wiederum nach Sachsen holen konnten, diesmal nach Leipzig als einem uralten geistigen und künstlerischen Zentrum unseres Landes.
2003 - Dr. Joachim Voigtmann, Direktor des Aufsicht der Museen in
Sachsen-- +

 

VIENNA
Realta d´un sogno

Vernissage
9.9.2004 18.00
Palagio di parte guelfa
Via delle Terme
FIRENZE

Assessore Eugenio Giani, Stadtrat für Kultur, beleuchtete die kulturelle Entwicklung und Bedeutung, sowie die geistige Verwandtschaft der Städte Wien und Florenz in der Vergangenheit.
Er betonte historische Kreuzungs punkte, an denen gegenseitige Einflüsse Brücken bauten, zwischen den Menschen beider Städte, wie etwa in der Zeit, als die Grossherzöge der Toscana aus der Dynastie Habsburg-Lothrigen damals eine Politik betrieben, die sich sehr vorteilhaft auf die politische, kommerzielle und geistige Entwicklung der Menchen besonders in der Toscana auswirkte.
In einer Zeit des ökonomischen Wohlstandes, welche es vielen Menschen gestattet, sich mit Kunst und Kultur auseinander zusetzen -- es wurde explizit auf Wien als Weltstadt det Musik hingewiesen -- stellt gerade Florenz ein Ziel dar, für einerimmer zahlreicher werdenden Zahl von kunstinteressierten Österreichern.
Zitat:
«In beispielhaftem Gleichklang zwischen unseren beiden Städte bildet eine Ausstellung wie jene von Gerhard Trumler mit ihrer liebevollen, oft aber auch hintergründig geheimnisvollen und nachdenklichen Darstellung der Metropole an der Donau einen neuerlichen Anknüpfungspunkt für die Verdichtung der geistigen Beziehungen zwischen Florenz und Wien.» Zitat Ende.
Und gerade dies sei einer der Gründe für die Verwaltung der Stadt Florenz, Gerhard Trumler mit seiner repräsentativen Ausstellung VIENNA, die gerade durch ihre grosse Distanz von jeglichem Klischee äusserst interessante Kontrapunkte setzt, aus ganzem Herzen willkommen zu heissen, und ihr grossen Erfolg zu wünschen.

Als dritter Redner ergriff der Direktor des Östereichischen Kultuforums in Rom, Dr. Andreas Schmidinger das Wort, und beleuchtete die Ausstellung VIENNA insbesondere unter dem Aspekt der kulturellen Beziehungen zwischen Rom und Wien, sowie den Facetten des erfolgreichen kulturellen Austausches zwischen den beiden Staaten
- Assessore Eugenio Giani, Stadtrat für Kultur der Stadt Florenz +

 

Kurt Herschmann
Gerhard Trumler

Laudatio anlässlich der Eröffnung der Ausstellung VIENNA im Palagio di Parte Guelfa in Florenz 2004 Wir haben heute die ausserordentliche Freude, den berühmten österreichischen Photographen Prof. Gerhard Trumler sozusagen als kulturellen Botschafter der Stadt Wien hier in Florenz begrüssen zu dürfen. Seine Photographien werden von zahllosen internationalen Zeitschriften und Magazinen präferiert und publiziert, von GEO Paris etwa, oder Life/Tokyo hin bis zu Belle Europa und eines von seinen fast 150 weltweit publizierten Büchern ist es auch, welches dieser Ausstellung ihren Namen verliehen hat:
Wirklichkeit eines Traumes ist der Untertitel seines Wien -- Buches TURMALIN. Der Traum ist einer von der Metropole eines grossen Reiches, welches seit Jahrhunderten im Herzen Mitteleuropas gewachsen ist, und geblüht hat. Doch dieser Traum ist lange schon verweht, die Metropole wohl immer noch Weltstadt der Kultur, der Musik, die Wirklichkeit aber wurde von Gerhard Trumler ebenso liebevoll, wie kritisch viele Jahrzehnte hindurch in den Photographien dieses Chronisten der Stadt festgehalten und portraitiert: Die imperialen Bauten ebenso, wie die dahinträumenden alten Häuser der Vorstädte, die kulturelle Vielfalt ihrer Bewohner ebenso, wie jene Mitbürger, denen die Zukunft jeden Kredit verweigert, wobei auch hier die Härte dieser Schicksale für unser Gemüt durch die oft mitfühlende Darstellung in diesen Bildern immer etwas gemildert wird. Gerhard Trumler ist der zweite Photograph, dessen Bilder in einem österreichischen Kunstmuseum, dem Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt worden sind, und in seiner Würdigung des Künstlers stellte der General direktor dieses Museums, Dr. Wilfied Seipel fest:

(Zitat) » Die Trumler eigene Bildsprache stellt in ihrer Unverwechsel barkeit, in ihrer Klarheit, in ihrem Selbstverständnis und Anspruch einen Meilenstein dar, in der an großen Photographen keineswegs armen Geschichte der Photographie in Österreich« (Zitat Ende)

Diese Klarheit nun setzt für uns alle sichtbar, eine althergebrachte Wahrheit ausser Kraft, denn die Bilder von Gerhard Trumler sagen nicht mehr als 1000 Worte: nein, sie sagen mehr als alle Worte!

In einer Zeit, welche die Worte Muße des wunderbaren Schauens aus ihrem Wortschatz gestrichen hat, geben uns seine Photographien die Stille des Betrachtens, die Ruhe des in die Dinge Hineinsehens zurück.

Ein erfülltes Bedeutendes nennt der französische Philosoph Roland Barthes das, was sich als ein Ganzes von Sinn und Form in Intellekt und Emotion unwiderruflich einprägt.
Gerhard Trumler gibt uns eben dieses Ganze.
Mit und in seiner Kunst.
Kurt Herschman, Vize- Honorarkonsul der Republik Österreich in der Toskana

 

Christoph Wagner
Ein Trumm Schweinsbraten beim Trumler Wirt

Im Waldviertel, das gewiß nicht zu den Lieblingszielen urbaner Feinschmecker zählen dürfte, gibt es nur drei Arten von Lokalen:
Solche, die man nicht kennen muß; solche, die man nicht kennt; und solche, die man überhaupt nicht kennen kann. Unsere jüngste kulinarische Reise führte uns zu einem Vertreter der dritten Sorte, zu einem Geheimtip, der so geheim gehandelt wird, daß man ohne persönliche Einladung des Wirtes nicht einmal die Adresse erfährt, geschweige denn, eingelassen wird.

Das pittoreske Häuschen mit seinen zwei mächtigen Kaminen findet man dort, wo der einsame Weiler Fraberg am bergigsten ist, was nicht zuletzt mit den Intentionen des Wirts zusammenhängt, möglichst von allen im Umkreis gesehen zu werden, auch von jenen, die wohl wissen, daß sie niemals würdig sein werden, hier einzutreten.
Um vorgelassen zu werden, muß man nämlich etwas so gut beherrschen, wie der Hausherr selbst. Und damit meine ich nicht etwa kochen, sondern photographieren. Man sollte also zumindest ein begnadeter Maler, Dichter oder Musiker sein, es finden jedoch fallweise auch betuchte Verleger gerne hier Einlaß.

Nach diesen Präliminarien zum eigentlichen Anlaß unseres Besuches, bei welchem uns zuallererst die freundliche Rustikalität der Ambiance, gepflegt von der umsorgenden Hand der Frau des Hauses bestach. Der
Wirt, ein bekannter Exzentriker, empfing uns über die Maßen
freundlich. Wenn es nicht um Bücher, sondern um Kochtöpfe geht, scheint er die Liebenswürdigkeit in Person zu sein.
Gerhard Trumler ist kein Mann der ausgetüftelten Gaumenphantasie, sondern des solid - Bodenständigen, was ihn freilich nicht daran hinderte, uns als ersten Gang mitten im Waldviertel wunderbare Avocado - Hälften mit Shrimps anzubieten, die er, wie er uns versicherte, frisch am Markt in Zwettl eingekauft hatte.
Nach dieser üppig bemessenen Vorspeise kam aber dann doch das regionale Element zum Tragen und näherte sich dem massiven Küchentisch in Form eines Riesentrumm - Schweinsbratens a la Trumler, der von solch vorzüglicher Qualität war, daß unser Wirt gewiß den ortsansässigen Fleischhauer mit zumindest einem handsignierten Bildband bestochen haben muß, um an diese Qualität zu kommen. Nicht minder sensationell der Serviettenknödel, der deutlich die Handschrift des Meisters erkennen ließ: stets auf Größe bedacht.

Gerhard Trumlers Liebe zur Natur verspürten wir schließlich am gut gepflegten Käsebrett, welches von einem prachtvollen Brunello begleitet wurde. Der Maestro hatte nämlich das Käsearrangement mit allerlei Blüten und Blümchen liebevoll drapiert, und was wir für eine Dekoration hielten, verschmauste der Herr des Hauses schließlich mit Putz und Stingel sowie den Worten: « Bei mir kann man alles essen.» Womit er eigentlich recht hatte!
-1979 - Christoph Wagner ist Gastro Kritiker für zahlreiche Magazine und Zeitschriften des In-, und Auslandes +


Carl Aigner
Das Land vor dem Winter

Das Waldviertel des Gerhard Trumler
Alles verschwindet. Wir müssen uns beeilen, wenn wir noch etwas sehen wollen!» Dies ist kein Ausspruch von Gerhard Trumler, sondern von niemand Geringerem als Paul Cezanne, einem der grössten Künstler der letzten 150 Jahre. Cezanne hat am Ende des 19. Jh gemeint, was denn durch die Malerei überhaupt noch dargestellt werden könne, wenn die Welt so schnell wird, dass alles bisher dagewesene verschwindet.
Ich beginne mit desem Zitat, deshalb, weil ich denke, dass diese Äusserung von Paul Cezanne in vieler Hinsicht hineinführt in das Herz der Arbeit von Gerhard Trumler, allerdings nicht in einem romantischen Sinn.

Ich halte Gerhard Trumler neben Franz Hubmann oder Erich Lessing, für
einen der Österreichischen Giganten der Photographie nach 1945.
Nicht deshalb, weil es hier seitenlange Listen gibt, von Publikationen, zum Teil mit höchsten Preisen ausgezeichnet, als Schönstes Buch des Jahres, oder zahlreichen Staatspreisen.
Auch nicht, wie mein Freund und Kollege Peter Baum einmal geschrieben hat, weil Gerhard Trumler zu jenen gehört, die in den letzten vierzig Jahren die Welt wahrscheinlich mehr durch den Sucher ihrer Kamera wahrgenommen haben, als mit blossem Auge.
Nicht darum sondern vielmehr deshalb, weil die Photographie und die Möglichkeit des Photographierens für ihn etwas vollkommen Existentielles geworden ist. Wenn man seinen Lebenlauf betrachtet, so ist er ja fast ein Spätberufener, denn erst in seinem dreissigsten Lebensjahr hat er wirklich entschieden: «Ich werde Photograph, und das mit Haut und Haar!» Und er hat es seitdem auch tatsächlich so gehalten!

Die Photographie ist für Gerhard Trumler eine Leidenschaft, aber nicht eine der blossen Darstellung der Welt! Das muss hier ganz explizit gesagt werden. Beim Betrachten seiner Werke erkennt man, dass er eine schier unglaubliche «Seharbeit» geleistet hat, um alles das photographisch wahrnehmen und aufnehmen zu können. Es ist ja nicht einfach so, dass man durch die Welt geht und einmal hier abdrückt und einmal dort. Man muss sehr genau hinschauen auf diese Photographien, sich auf sie einlassen, um zu erkennen, welch präzise, welch intensive Seharbeit uns aus diesen Bildern immer wieder anspricht und fasziniert.
Aber es ist nicht nur eine Seharbeit, es ist ein Engagement, das sehr stark mit dem Spüren, mit dem Erfüllen dessen, was Gerhard Trumler sieht, zu tun hat, und das ist etwas ganz Wesentliches. Wir kennen ja viele dieser Photographen, die ein Motiv, so es nur ausreichend skurril und exotisch erscheint, einfach so im Vorbei fahren knipsen und schon damit Publikationen und Ausstellungen gestalten.
Trumler ist also auch ein Künstler, der sich dieses Mediums in einer derartigen Weise bewusst ist, wie wir es bei wenigen Photographen in Österreich finden, auch wenn viele solches vorgeben wollen. Er ist sich aber nicht nur bewusst, die inneren Erfordernisse des Mediums erkannt und begriffen zu haben: Es muss der Photograph, der Künstler, das Medium «mitdenken». Er muss bereit sein, zu einer jahrelangen Auseinandersetzung, zu einer Reibung, denn gerade dies trägt zur Qualität dieser Bilder bei: Was ist von der Chemie her möglich, was von der Optik, was kann durch die Kameratechnik erreicht werden, und wie kann eine innerliche Vision entwickelt werden, um zu diesen wunderbaren Bildergebnissen kommen. Auch das dürfen wir nicht übersehen.
Was uns aber berührt, in den Photographien von Gerhard Trumler, ist nicht nur, das «gerade noch Erfassen» eines Augenblickes, vielleicht hinein in das Gestern, oder in eine Zeit, die tatsächlich im Verschwinden ist, das allein ist es nicht. Es ist auch nicht diese unglaubliche Präzision, diese Hingabe zum Detail. Es geht ja nicht nur um das Motiv, das bei ihm meist ganz dominierend ist, sondern um das, was aus diesem Motiv sich alles erkennen und entwickeln lässt. Um das Potential, hineinsehen zu können, denn dies ist ja das Wichtigste auch in der Photographie: Wenn der Photograph nicht hinter das Motiv hineinsehen kann, dann wird aus dem Bild auch nichts heraussehen können.
Und genau diese Verbindung ist es, welche das Faszinosum darstellt, in
den Bildern von Gerhard Trumler, weil er sich sehr wohl dessen
bewusst ist, was die Photographie in der Geschichte der Bilder, in der Geschichte der Medien, so einzigartig macht.
Die Epoche der Photographie, jenes fast 170 Jahre jungen Mediums, neigt sich in unseren Tagen mit dem Aufkommen des digitalen Bildes ihrem Ende zu. Darüber dürfen uns wir uns nicht hinwegtäuschen. Aber die Photographie ist deshalb ein so einmaliges und einzigartiges Medium, weil sie ein ungeheuerliches Vermögen besitzt, das direkt aus der Geschichte des19. Jahrhunderts entspringt, aus einer Zeit, wo die europäische Gesellschaft sich zu transformieren begann, wie nie zuvor:
Die Indus tri ali sie rung, die Technisierung, die Urbanisierung der europäischen Güter, kurz, wo die europäische Gesellschaft in jene Beschleuni gung eintritt, mit der wir heute ringen.
Und genau in diesem Moment tritt, nicht zufällig, ein Medium auf den Plan, denn egal, mit welchen Bildmedien die Menschen jemals hantiert haben, immer gab es einen logischen inneren Zusam menhang warum es gerade zu diesem Zeitpunkt entstanden ist, oder eine Gesellschaft mit gerade diesem Medium arbeitet. Und im 19. Jahrhundert, mit seinem damaligen Background war es das Medium der Photographie, das drei essentielle Dinge vermochte:
Erstens: Die Photographie konnte Details «schnell» vermitteln, so schnell, wie damals kein Medium es verstand. Auch die Malerei seit dem 15. oder 16. Jahrhundert besass diese Fähigkeit der Vermittlung von Details. Wohl war das nicht das Neue, doch die Photographie arbeitete so schnell, wie bis dato kein Medium.
Zweitens: Die Photographie kann es «massenhaft», und das bildete eine Parallele zur ent ste henden Massengesellschaft im 19. Jahrhundert.
Sie ist das erste «Bild -Massenmedium».
Doch das was sie wirklich auszeichnet, ist noch etwas anderes:
Drittens: Wenn wir uns ein wenig vor Augen halten, wie sich die Gesellschaft zu verändern begann, müssen wir die Auswirkungen des Beginns der «Kolonialisierung» durch die europäischen Mächte bedenken:
Die Menschen fingen an, plötzlich eine Welt zu sehen, von der sie vorher nicht einmal gewusst hatten, dass es sie gab.
Alle diese Momente, und auch die Tatsache, dass in einem gigantischen kulturellen und industriellen Erneuerungskarussell alles Althergebrachte der Moderne zu weichen hatte und zu verschwinden begann, hatten in der Gesellschaft das Bedürfnis entwickelt, alles dieses Verschwindende authentisch festhalten zu können.
Und genau das konnte und kann die Photographie!

Und sie hält nicht nur «authentisch» fest, sondern sie hält es auf eine Art und Weise so fest, dass sie auch «bezeugt» was sie zeigt.
Das ist das Einmalige, es ist das anthropologische Bildwunder in dem wir Menschen leben. Wir besitzen ein Bildmedium, von dem wir wissen, dass alles das, was wir in diesen Bilder «sehen», auch wirklich «existiert» hat.

Der bekannte französische Philosoph Roland Barthes spricht von einer «vorweggenommenen Zukunft» : «Das alles wird dagewesen sein!» Alles das, was wir in diesen Bildern sehen, wissen wir, ist «wirklich da», noch vielleicht, aber es wird dagewesen sein, egal, wie die Photographen auch manipulieren, es bleibt doch immer die ureigene Kraft dieses Mediums.
Gerhard Trumler kann dieses alte Mühlrad nicht photographieren, wenn es nicht physisch existentiell vorhanden ist.
Die Photographie «zeigt» das nicht nur, sondern sie «bestätigt» es.
Das ist dieses ganz Einmalige, und dies ist das verborgene Faszinosum:
Wenn wir eine Photographie ansehen, spüren wir, oder ahnen zumindest, dass hier tatsächlich etwas Reales gewesen sein muss.
Und genau um dieses Reale geht es Gerhard Trumler. Nicht um einen romantischen Blick zurück. Was wäre denn ein romantischer Blick
zurück?: Wir wissen, dass die Entdeckung dessen, was Landschaft, was Leben am Lande ist, im 19. Jahrhundert in der bildenden Kunst durch die Künstler sehr stark erfolgt ist. Von Wien aus, etwa die «Wachau Malerei», die städtische Sehnsucht nach einem «Urzustand der Gesellschaft», weil ja die städtische Gesellschaft eine so hoch entwickelte Kultur und Zivilsation darstellt, dass hier eine Sehnsucht und ein Bedürfnis entsteht, zu elementaren Wurzeln zurückzukehren.
Auch das, möchte ich betonen, ist im Werk von Gerhard Trumler ganz gewiss eingeschlossen. Es ist ganz etwas Essentielles. E Ich habe mit Paul Cezanne begonnen, lassen sie mich mit einem Zitat eines anderen grossen Künstlers, aus einer Zeit vor 200 Jahren, enden:
«Ein Maler soll nicht nur das malen, was er vor sich sieht, sondern auch das, was er in sich sieht. Und sieht er nichts in sich, so möge er unterlassen, das zu malen, was er vor sich sieht!» Das für die Photographie genauso gültig, wie für das Malen, für die Zeichnung, egal, für welche bildneri sche Ausdrucksform auch immer:
Die Welt nur darzustellen, so wie man sie sieht, ohne dass man sie auch innen sieht, das geht nicht.

Und das ist es, was Gerhard Trumler absolut begriffen hat: Es gilt, die Welt nicht nur zu sehen, sondern im Akt des Sehens immer wieder neu zu erfinden!
2005 - Mag. Carl Aigner, Rennomierter österreichischer Kunsthistoriker und Museumsexperte Direktor des Niederösterreichischen Landesmuseums Sankt Pölten NÖ Laudatio anlässlich der Ausstellungseröffnung and der Donau Universität Krems im Mai 2005

 

David Staretz
Blauer Himmel bedeutet Schlechtwetter für mich...

Ein Besuch bei Gerhard Trumler in «seinem» Waldviertel Schon bald nach der Begrüssung vertiefen wir uns in der Bibliothek seiner heimeligen Landvilla in Photoliteratur. Trumler weist hin auf Details, erklärt Ausleuchtungsprobleme, vergisst dabei aber nie, sich selbst ins Licht zu rücken: «Bei mir mündet alles in irgendeinem Buch, man darf jedoch nie vergessen, die eigenen Vorlieben mit dem Markt zu harmonisieren!»

Der unbändig von Thema zu Thema Eilende bringt immer wieder so manchen
Sager: « Photokunst bedeutet heute oft das Bedecken von vielen Quadratmetern Galeriewand!» Doch bei aller scheinbaren Hektik verlässt der hyperaktive Künstler (Trumler ruft ihn seine Frau, Trumler nennt er sich selbst, und irgendwie scheint dies das substantivisch gebrauchte Adjektiv für exakt diese Person Trumler zu
sein) nie seine getreue Line: «Mein Credo: ich bin kein Photokünstler, ich bin Photograph!» Längst hat er erkannt, dass heutzutage weniger Inspiration oder gar Transpiration zählen, sondern «zu neunundneunzig Prozent Marketing - neben Fleiss, Ausdauer und Engagement, und darüber hinaus entsteht doch wiederum alles aus Begeisterung!»

Ob er unangenehm sein kann, wenn er auf einem speziellen Photomotiv besteht? «Ein Ort meiner Begierde kennt nur zwei Stadien: Vor Trumler:
“motiviert und gutgläubig”. Nach Trumler:”Um Himmels willen!”
». Der Meister spielt damit an, auf seine kompromisslose Arbeitstechnik, die schon einmal ein wohlausgestattetes Museum durch stundenlangen Arbeitsaufwand - unter andauerndem Lamento der Direktoren und Kunsthistoriker - zurückverwandelt in die Salons der ehemaligen Bewohner aus früheren Zeiten. Alleine der oft tagelange Arbeitsaufwand, mit dem er einen Kreuzgang in einem Kloster, eine Bibliothek oder eine Krypta ausleuchtet ist enorm und hält sämtliche Beteiligten auf Trab.
Sein Credo: «Man muss kompromisslos absolute Qualität anstreben, um zumindest erste Qualität errreichen zu können!» So gewinnen bei ihm auch scheinbar banale Aussagen Gewicht - wie etwa ein einfacher Stock, der aus dem Schnee ragt (und den er - natürlich - vorher noch ein wenig zurechtgestutzt hatte): «Photographieren ist Photographieren ist Photographieren ...» Er sucht eines seiner Bücher und schlägt das Bild einer sogenannten Rauchküche in einem alten Bauernhaus auf, und man erkennt, wie er es verstanden hat, durch Verwendung des «falschen» Kunstlichtfilms das einfallende Tageslicht blau darzustellen um den Rauch des Herdes effektvoll hervorzuheben, durch die Trennung kalter und warmer Farben.
Man kann, wenn man will, absichtlich ALLES scheinbar «falsch» machen, vorausgesetzt man weiss, was man tut, und warum! Ich mache vieles GEGEN die herkömmliche Lehre - kompositorisch oder in der Dunkelkammer. Aber ich weiss WARUM und WIE!» Niemand wird Trumler widersprechen, wenn er etwa statuiert: «Jetzt denke ich in Schwarzweiss!» und auf die Frage, welches Projekt ihn zur Zeit in Anspruch nehme, antwort er lächelnd: «Sie belieben zu scherzen, ich arbeite immer an zehn bis fünfzehn Projekten
gleichzeitig: Bücher. Portfolios, Objekte usw.!» Gerade ist ein kleines, aber intensives Buch erschienen: KLEINES KLOSTER FÜR DIE SEELE «Leider sind meine Bücher eigentlich Friedhöfe, achtzig Prozent der darin abgebildeten Menschen sind mittlerweile gestorben!». Trumler ist sich seiner Einschätzung als engagierter Photograph «seines» Waldviertels wohl bewusst, aber auch, wie man den plakativen Erfolg bald erreichen könnte: «Ich habe jedoch keinerlei Interesse daran, nackte Frauen auf Granitfelsen zu photographieren. Interessant wären hingegen - eher in ethnologischer Hinsicht - Photographien von abgearbeiteten, verbrauchten Körpern, etwa jenen eines altgewordenen bäuerlichen Ehepaares aus dem Waldviertel - eher als Architektur betrachtet - doch es wäre höchst schwierig, Menschen hier zu solchen Aufnahmen zu überreden: «Granit ist mir lieber, weil ich ihn nicht lange bitten muss er dann wenigstens ruhig stehenbleibt solange ich ihne brauche!» Das Waldviertel hat Trumler wesentlich zu seiner Bekanntheit
verholfen: Sein Buch GRANIT war der Durchbruch, kaum erschienen, schon vergriffen. Zum Signieren brachten die Käufer oftmals zwei Bücher, und auf Trumlers Frage kam die verblüffende Begründung, dass man ja solch ein Buch nicht verschenken wolle, ohne selbst eines zu besitzen.
«Trumler trifft die Menschen nicht im Kopf, sondern direkt ins Herz», schrieb unlängst ück schrecke. «Ich mache dokumentarische Bilder, die aber selbstverständlich kompositorischen Gesetzen folgen müssen.
Und vor Arbeit, schrecke ich schon gar nicht zurück! Ich habe ganze Wasserfälle vom Moos gereinigt, um die archaisch erratischen Gestalten der Felsblöcke herauszuarbeten und sodann wiederum jedes Blatt auf die Steine im Wasser einzeln hineinkomponiert.
Die aktuelle Frage zur Digitalphotographie musste natürlich gestellt werden. Trumler behandelt sie souverän: «Damit habe ich mich ausreichend beschäftigt, mich tief in die Materie und ihre Möglichkeiten versenkt und bin nach zwei Wochen wiederum in meine Dunkelkammer zurückgekehrt. So wie das Handyphoto für Nachrichtendramatik sorgt, finde ich das gut. Aber Pixel als photographisches Gestaltungselement? Nein danke! Bei Gegenlicht gibt es Probleme, echte Farbdarstellungen sind nur mittels geld- und zeitaufwendigem Colourmanagement zu erreichen, nichts für mich!
Photoshop? Ja, für die Kataloge und Plakate, die ich selbst gestalte.
Als Ersatz für die Laborarbeit? Nein. Wozu habe ich meine Hände. Was ich will, erreiche ich nur in der Dunkelkammer. Dort gestalte ich meine Bild kompositionen mit grossem Zeitaufwand. Drei bis vier Fine Art Prints pro Tag, mehr nicht. Wenn man bedenkt, wie tausende Gehirne jahrzehntelang an der Entwicklung von Optik und Chemie gearbeitet haben und wunderbare Dinge ersonnen haben. So etwas wirft man doch nicht über Nacht auf den Müll!

Trumlers Kommentar zur Unbequemlichkeit: « Was haben wir davon, nur angenehm zu sein? Wir lächeln uns an, und nichts ist geschehen, was uns geistig weitergebracht haben könnte!» Wir spazieren nun hinunter zu einem Gebäude, welches soeben seinen Feinschliff erhält, als Galerie, Museum und Schule, in der Trumler seine Workshops gestaltet. Bilder über Bilder, Kachelöfen, Gästezimmer mit allem Komfort, und ein Studio mit Photobüchern in fast unübersehbarer Menge.

Wie alles begann? Mit 13 schenkte mir ein Onkel eine Kamera - 6x6 Format - wie heute meine Hasselblad - und ich begann, meine Welt zu dokumentieren. Viele der damaligen Sujets sind auch heute mein Wirkungsgebiet. Vom Kloster Zwettl bis hin zur bäuerlichen Arbeit. Es ging mir damals schon weniger um Aktualität, sondern vielmehr um das BILD. Ich bin als Kind schon in die bäuerliche Welt hinein gewachsen und damals wurde meine Hochachtung vor diesen Menschen geprägt, denen wir doch zu einem wesentlichen Teil das Wohlfühlen in unserem Leben verdanken. Vom Bio Ei zum Frühstück bis hin zu einem wunderbaren Wiener Schnitzel, selbst wenn dieses im abgehobenen Ambiente, etwa des Hotels Sacher serviert wird. A propos Schnitzel, es gibt schon eine Sammlung von Kochrezepten: «Zu Gast bei Gerhard Trumler», ähnlich etwa wie:Zu Gast bei Paul Bocuse.» Gerhard Trumler liebt Adalbert Stifter. Die Texte seines vielfach preisgekrönten Hauptwerke BUNTE STEINE hat er dem Werk des verehrten Dichter entnommen.
Oft und oft liegen Stifter Zitate auf seinen Lippen, wie etwa der Ausspruch der Grossmutter in «Aus der Mappe meines Urgrossvaters»:
«Alles nimmt ab, der Mond am Himmel, und der Fisch im Wasser!», oder :«Die Dinge sollen nur durch das wirken, was sie sind!»

Das Handy klingelt, Trumler managt die Baustelle, brutzelt den Schweinsbraten, gibt ein Interview, und trifft sich zwischendurch mit dem Strassenbauingenieur, um Probleme der Zufahrt zu lösen.
Da ist er schon wieder in der Küche und erzählt: «Beim Photographieren gibt es nur ein Kriterium: Ruhe und Konzentration.
Unlängst etwa fuhr ich nahe Kitzbühel in einer dichten Kolonne am Wilden Kaiser vorbei und sehe, wie sich die Wolken in einzigartiger Weise an den Kalkwänden hochschieben. Sofort halte ich an, ungeachtet des Hupkonzertes hinter mir. Stativ, Kamera, ein wunderbares Bild. In aller Ruhe. Weit weg von dem lauten Getriebe. Das ist Photographieren».

Trumlers Biographie wird eingeleitet von Aussprüchen philosophischer
Geister: Adalbert Stifter etwa, oder Francis Bacon: « Die Darstellung der Dinge, wie sie sind, ohne Irrtum oder Verwechslung, ohne Falschheit oder Betrug, ist in sich edler, als eine ganze Ernte von Erfindungen.» Weit über hundert Seiten berichten vom Werk dieses Photographen, über 130 Buchpubliktionen werden erwähnt, hundert Portfolios, Auszeichnungen, Preise, etc etc. Seine Anthologie BUNTE STEINE, mehrfach mit dem Staatspeis SCHÖNSTES BUCH ÖSTERREICHS geehrt, sein Buch über den ATHOS wurde vom Präsidenten dieser Mönchsrepublik zum «Schönsten Buch über den Heiligen Berg im 20. Jahrhundert» erklärt.

Trumler gerät ins Monologisieren: «Es wäre schön, so berühmt zu sein, dass ich ausschliesslich vom Verkauf meiner Photographien leben könnte. Ehrungen gab es ja genug, auch habe ich wunderbare und errfolgreiche Ausstellungen an prominenten Plätzen gehabt, wie etwa im Kunsthistorischen Museum in Wien, oder der Leica Gallery in New York.
Doch der Start in den internationalen Kunstmarkt notabene als Photograph ist sehr schwer zu erreichen. Unlängst schrieb ein Rezensent die Worte: « Gerhard Trumler wäre vielleicht schon weltberühmt - wenn er im anglo-amerikanischen Raum geboren wäre!» Und so bleibt immer wieder nur eines : Umtriebigkeit, Fleiss, Marketing. Und gute Photographien. Denn grausige oder sensationell plakative Bilder alleine bewegen gar nichts, eine ästhetische Dimension muss wohl darin enthalten sein. Schon Horaz hat dies vor fast 2000 Jahren postuliert. «Ohne Ästhetik gibt es keinen Zugang zu einem Kunstwerk!» Und auf darauf ist Gerhard Trumler geradezu
abonniert: « Etwa fünf bis sieben Bücher publiziere ich pro Jahr».

Was den photographischen Ausdruck betrifft, ist er in letzter Zeit stark am Reduzieren: «Wenn der Grashalm richtig steht, dann stimmt das Bild!» David Staretz, Journalist - profil, morgen +

 

Gilbert Zinsler
Bauernherrlichkeit ?
Gerhard Trumlers Photographien aus dem Waldviertel

Gerhard Trumler meint seine Ausstellungen wären Friedhöfe - seine Bücher wären Friedhöfe - seine Bilder wären Friedhöfe! Warum Friedhöfe?
«Darum, weil so vieles schon zerstört ist, weil nahezu alle Menschern, die uns aus diesen Bildern ansehen, gestorben sind: Die Katzenschlagerin ist tot, das Fuchs Mariedl ist tot, die Leopoldsederin ist tot, der Hanmüller ist lange schon gestorben, der Hacklhof ist am Zusammenbrechen, der Irrhof ist demoliert und und und!» So lautet seine trotzige Antwort. Typisch Trumler!
Aber gerade seine Bilder sind es, die der Vergänglichkeit widerstehen, ihr trotzen! Vieles von dem, was wir hier sehen ist bereits verschwunden. Verfallen, gestorben, aus unserer Welt entrückt. Aber doch festgehalten. Und so bewahrt, in den Photographien von Gerhard
Trumler. Zeigen die Bilder also eine rückwärts gewandte Sehnsucht?
Zeigen sie romantisch verklärten Stillstand? Nein! Trumlers Bilder sind Dokumente einer Veränderung! Veränderung einer Landschaft, Veränderung eines Lebensraumes, eines Kulturerbes.
Das Waldviertel wird zunehmend durch die Internationalisierung vereinnahmt. Hier will ich aber noch nicht von Globalisierung sprechen. In der Folge verliert unser Land seine Unverwechselbarkeit und seine Eigenart. Es werden überall die gleichen Fertigteilhäuser gebaut, in Echsenbach wie in Montreal. Es werden überall die gleichen Textilmuster verarbeitet, in Groß Siegharts wie in Malaysia. Und es werden die gleichen landwirtschaftlichen Maschinen in Breiteneich verwendet, wie in Südkorea

Und hier bin ich beim eigentlichen Nukleus dieser Ausstellung: Ernst Mader, der Bauer aus Breiteneich, hatte 1975, also vor genau 30 Jahren, seine gesamte Sammlung, sein Lebenswerk der Stadtgemeinde Horn vererbt,ten, um damit ein landwirtschaftliches Museum einzurichten.
Mader lebte mit Leidenschaft für seine bäuerliche Heimat, die sich in seiner Lebensspanne grund legend veränderte. Im Zeichen der Motorisierung, der Mechanisierung und der Automatisierung wandelte sich das Bild des Bauernstandes vollkommen.
Der Landwirt Mader hatte sich den Herausforderungen seiner Zeit gestellt, er hatte rechtzeitig die technischen Umbrüche in seiner Heimat erkannt, und begonnen, Maschinen und Gerätschaften zu sammeln, welche diese Revolution in der Landwirtschaft dokumentierten. Am Ende seines Lebens sollte diese Sammlung mehr als 700 Objekte umfassen:
Objekte der «Bauernherrlichkeit»?

Und genau 30 Jahre später, lud der Museumsverein in Horn einen der bedeutendsten österreichischen Photographen ein, im Rahmen dieser bestehenden Sammlung durch eine Ausstellung von zeitgenössichen Photographien das bäuerliche Leben unserer Tage zu hinterfragen.
Gerhard Trumler hat schon oft die Schönheit des Waldviertels in Bildern verewigt, wie auch seine Kargheit. Und so hat er das erdverbundene Leben seiner bäuerlichen Bewohner in ihrer Einfachheit in eindrucksvollen Photographien ebenso festgehalten, wie das langsame Verlöschen einer durch Jahrhunderte gewachsenen, traditionellen bäuerlichen Kultur.
Er hat das Bild des Waldviertels durch seine weltweiten Ausstellungen und viele unvergleichliche Photobände geprägt. Das Waldviertel und seine Bewohner – zumindest bis vor kurzem zum Großteil Bauern – werden oft idyllisch verklärt gesehen. Ein touristisch vermarktbares Bild wird konstruiert und propagiert: Ein Bild mit einem gefährlichen Potential an Realitätsverweigerung.
In seinen großartigen Schwarz-Weiß Photographien von Gerhard Trumler wird nun gerade dieses Bild gespiegelt und hinterfragt: Gab es jemals «Bauerherrlichkeit»?
Hier in Horn zeigt Gerhard Trumler heute vielleicht nicht alle seiner neuesten Photographien, ganz sicher aber seine bekanntesten. Bilder die den Photographen Trumler geprägt, die seinen Namen bekannt gemacht haben.

Deswegen bin ich der festen Überzeugung, daß sie hier in dieser Gegenüberstellung eine besondere Akzentuierung sowohl setzen, wie gleichzeitig auch erfahren. Sie haben hier eine besondere Qualität.
Deswegen freue ich mich daß Gerhard Trumler sich sofort bereit erklärt hat mit uns hier in Horn diese Austellung zu realisieren. Dafür herzlichen Dank!
Die grundlegende Idee hinter dieser Ausstellung war es, alle diese bäuerlichen Geräte - die meist grau gestrichenen Maschinen - in einen Dialog zu setzen mit den Photos jener Bauern, die auch sie verwendet haben könnten.
Gerhard Trumlers Photographien sind still, ohne jedoch bedeutungslosen Stillstand zu zeigen, und Trumlers Bilder sind sentimental ohne in oberflächlicher Sentimentalität zu verflachen. Faszinierende Liebe zum Detail, technischer Perfektionismus und das Erkennen des unwiederbringbaren Augenblicks ermöglichen es, Photographien von stiller Schönheit und kraftvollem Ausdruck entstehen zu lassen. Doch seine Bilder sind keine Schnappschüsse. Sie sind konzipiert, sie sind gestaltet, sind arrangiert, komponiert. Gleich einem altmeisterlichen Gemälde. Gleich einer stifterischen Erzählung.
Trumlers Photographien sind ebensolche stille Erzählungen. Jedes Photo ist die Erzählung von einem Menschen. Mit keinem anderen Medium, als der Photographie wird ein einziger Augenblick, ein Bruchteil einer Sekunde so unwiederbringlich festgehalten. Peter Baum sagte einmal:
«Im Photo ist die Zeit, die unser Bewußtsein trägt, zum Stillstand gekommen!» Der Künstler bannt stille Landschaften, schweigende Menschen auf Film und Photopapier. Seine Bilder zeigen Bauern, eine bäuerliche Welt ohne Pathos, ohne jegliche Heroismen einer Raiffeisen Genossenschaft, und ohne stolze Protagonisten von Bauernkammern.
Trumler zeigt eine Welt, die unter die Räder gekommen ist. Unter die Räder von Technologisierung und Motorisierung. Eine Welt die vielleicht nur mehr einen kurzen Moment, einen stillen Augenblick noch existiert. Eine Welt die friedlich ist. Eine Welt der Stille in leeren Stuben und auf kargen Äckern.

Aber eine Welt, die KEIN Friedhof ist. Friedhöfe sind entweder pathetisch, oder kitschig. Das sind Trumlers Bilder ganz sicher nicht, und auch die bäuerliche Welt ist es nie gewesen. War sie jemals herrlich? Gab es je eine «Bauernherrlichkeit»?
Wir stehen hier Bildern gegenüber - Bildern, ganz ohne Herrlichkeit - und gerade das ist das Herrliche an Trumlers Bildern.
2005 - Mag. Gilbert Zinsler ist Direktor des Kulturvereins Museum der Stadt Horn NÖ

 

Der Heilige Alltag
Alltäglichkeit im Werke von Adalbert Stifter

Hier geht es um ein Zital aus der «Mappe meines Urgrossvaters» in der Buchfassung der «Studien».
Bedenkt man die sehr aufmerksame Zensur der Metternich Zeit, so muss die folgende Stelle unvermeidlich auffallen, ein Zitat, das im Zusammenhang einer Reflexion des in sein Elternhaus zurückgekehrten Ich-Erzählers steht, und das da lautet:
« Wie der Mensch doch selber arbeitet dass das vor ihm Gewesene versinke, und wie er wieder mit seltsamer Liebe am Versinkenden hängt, das nichts anderes ist, als der Wegwurf vergangener Jahre. Es ist dies die Dichtung des Plunders, jene traurig sanfte Dichtung, welche bloss die Spuren der Alltäglichkeit und Gewöhnlichkeit prägt, aber in diesen Spuren unser Herz mehr erschüttert, als in anderen, weil wir auf ihnen am deutlichsten die Schatten der Verblichenen fortgehen sehen und unsern eigenen mit, der jenen folgt. .... Es ist etwas rührendes in diesen stummen, unklaren Erzählern der unbekannten Geschichte eines solchen Hauses. Welches Wehe und welche Freude liegt doch in dieser ungelesenen Geschichte begraben, und bleibt begraben.» In seinem «Sanften Gesetz», das zu oft als sein Credo gelesen wurde, verlagert Stifter eigentlich zunächst eine historisch explizite Umkehrung der Verhältnisse in die Naturgeschichte. Vielleicht wird man dieses «Sanfte Gesetz» einmal als metaphorische Umsetzung des «Mappe» Zitats lesen.
Prominenteste Belege für ein angemessenes Aufgreifen des Stifterschen Alltagstehemas liefert HEINRICH BÖLL in seinen Frankfurter Vorlesungen. Er empfahl den Dichter als eine Orientierung für die Gegenwart. Nicht nur, dass Böll Stfter immer wieer zitiert, er entwickelt auch einen seiner zentralen Gedanken in Korrespondenz zu Stifter, zu einem Begriff, der unmittelbar vor der eingangs zitierten Passage aus der «Mappe» steht, der «Dichtung des Plunders» .
Was Stifter schreibt, strahlen für ihn auch die überholten Zeugnisse vergangenen Alltagslebens aus. Die Korrespondenz bei Böll liegt mit seinem Plädoyer für Alltag und Abfall vor: Einer seiner ersten programmatischen Aufsätze verteidigt die Waschküchen als literarische Gegenstände, und zur Auffüllung der Defizite einer auf sterile Ordnung und Sauberkeit ausgerichteten Gesellschaft propagiert Böll eine «Ästhetik des Humanen», für die ihm Stifter, neben Jean Paul und Fontane als Kronzeuge gilt. An seiner Sprache sollten sich Autoren eines «neuen humanen Realismus» schulen, die «die Abgründe zwischen der statistischen und der in der Literatur geschilderten Wirklichkeit ... langsam aufschütten!

Wie eine Bestätigung des Böllschen Ansatzes kann man die fünf
grossen Schwarz - weiss Bildbände von GERHARD TRUMLER sehen, in
denen der Fotograf unter dem Titel der Erzählungen aus «Bunte Steine» seine Bilder aus österreichischen Landschaften und aus Wien mit Stiftertexten unterlegt, die auf die «Würde des Übersehenen» und die «Phänomänologie einer bedrohten Humanitas» (Buchklappentexte) in Zeiten der Globalisierung aufmerksam machen.

Stifter eignet sich also weniger für metaphysische Spekulationen oder nolstalgische Simplifizierungen, als für eine kritische Sichtung unserer Verhältnisse. Er liefert uns immer wieder Anstösse, die sein Werk noch immer lebendig erhalten.

Dr. Ulrich Dittmann
Vorsitzender des Vorstandes der Oskar Maria Gross Gesellschaft und Mitglied des Vorstandes des Adalbert Stifter Institus München Dieser Text ist seinem Beitrag zum Stifter Symposium der Universität Oppeln und des Österreichischen Kulurforums entnommen

 

Textcollage nach einem Essasy von Gerhard Roth Surreal verklärte Bilder aus einer versunkenen Welt

Im Winter 1998 beschäftigte ich mich in meinem Haus auf dem Land in der tief verschneiten Süds teiermark, viele Tage lang mit Trumlers schwergewichtigem Athos - Märchen - Traumbuch. Da ich gleichzeitig an einem Roman arbeitete, der zum Teil ebenfalls auf dem Berg Athos spielte, waren Trumlers Fotografien für mich Anregung und Hilfsmittel zugleich.

Vieles, was ich in diesen Bildern wiederfand, hatte ich bei meinem kurzen Aufenthalt in der Mönchsrepublik selbst gesehen, sodaß ich mich mit ihrer Hilfe in die Klöster und Landschaften der Halbinsel
zurückversetzt fand und in Wachträumen durch sie wandern konnte. Im
Athos - Buch ist Gerhard Trumler wirklich in seinem fotografischen Element. Hier decken sich die Sehnsüchte des Fotografen mit den Sujets; es ist eine stehengebliebene, eine sich auflösende, eine längst schon dahingegangene Welt. Eine im Zeitfluß versunkene Titanic, zu der Trumler hinabtaucht, in eine Welt der Spiritualität, eine Welt auf dem Rückzug, geprägt vom orthodoxen Christentum, eine verborgene, eine geheimnisvolle Welt.

Gerhard Trumler findet hier, was er anderswo mühevoll suchen und entdecken muß: Bilder, impulsiv, wie seine Arrangements, bilden hier lebendige Wirklichkeit, doch ist es seiner Besessenheit zuzuschreiben, seinem Perfektions drang, daß er selbst in ruinös verfallenden Athosklöstern, welche Sujets sonder Zahl anbieten, mit diesen unzufrieden, seine eigene Sicht der Dinge erarbeitet, und so manches Stilleben vor seiner Linse verklärt «ins Licht komponiert».

In Trumlers klassischen Fotografien hat alles seine ganz eigene Ordnung, seine ganz eigenen Proportionen, sein ganz eigenes Gleichgewicht, keineswegs ident, mit Ordnung, Proportion und Gleichgewicht im herkömmlichen, im realistisch -- physikalischen Sinn. Die Schwarzweiss Bücher über alle seine Traumlandschaften in
der grosen fünfbändigen Österreich -- Anthologie Bunte Steine
etwa, tragen wohl die Namen von Steinen und enthalten Zitate aus Adalbert Stifters Dichtung, doch scheinbar nur eröffnen sie reale, in Wirklichkeit aber längst verklungene und fast exotische, ja geradezu höchst artifizielle und vielleicht auch vom realen Leben schon wieder abgehobene Welten. Trumler trifft seine Bildauswahl mit einer, keinen Widerspruch duldenden Entschlossenheit, sodaß seine Fotografien, Produkte seiner Vorstellung ebenso, wie einer oft glückhaften Fügung, in ihrer Gesamtheit betrachtet, schon wiederum beginnen, auf eine höchst unerwartete, eine fast surreale Weise zu wirken.
Gerhard Trumler offenbart sich in seiner Obsession als temperamentvoller, oftmals als geradezu besessen eigenwilliger Künstler, der trotz seiner impulsiven Lebhaftigkeit, für uns immer und immer wieder seltene und kostbare Augenblicke der Stille und der Unendlichkeit aufzuspüren und festzuhalten imstande ist. +

 

Gerald Piffl
HOMMAGE

Gerhard Trumlers HOMMAGEN sind liebevolle Blicke auf die Götter im fotografischen Olymp..

DER TRUMLER–KOSMOS
Wenn sich Gerhard Trumler auf die Suche nach den verlorenen Bildern begibt, dann wird daraus oft eine Reise in die Geschichte der Fotografie, in die Werke großer Fotografen, bedeutender Literaten und nicht zuletzt in das eigene Leben.

Es gibt Bilder, die unwillkürlich die Erinnerung an andere Bilder evozieren. Sie erinnern den Betrachter an schon Gesehenes und sind dennoch nicht Nachahmung, sondern Reaktion und Neuinterpretation verwandter Situationen und Motive. In seinen Hommagen strebt Gerhard Trumler nicht danach, Fotos zu schaffen, die so aussehen wie Werke anderer, sondern findet Motive, die fotografiert werden wollen und fotografiert werden müssen. Es sind Archetypen der Fotografie, die oft frappant an (Vor) Bilder erinnern, die ein anderer großer Fotograf in einer ähnlichen Situation gesehen hat. Trumler sucht keine Vergleiche, sondern den Diskurs seiner eigenen Werke mit jenen der großen klassischen Fotografie.

DAS WIEDERGEFUNDENE BILD
Kein künstlerisches Werk entsteht aus dem Nichts. Gerhard Trumlers Hommagen sind liebevolle Blicke auf die Götter im fotografischen Olymp. Sein Werk steht in der Tradition der großen, zumeist amerikanischen, Fotografen. Trumler ist ein profunder Kenner der Fotogeschichte und -geschichten. Stundenlang kann er von kompositorischen Feinheiten schwärmen und von verborgensten biografischen Details, etwa aus dem Leben Edward Westons, Paul Strands, von Ansel Adams oder Walker Evans berichten. Eine poetische Eloge über Fotografie und ein leidenschaftliches Zitieren.

Um alle Anspielungen dieser Fotografien zu verstehen, muss man vieles mitdenken. Die Weiterführung der Thematik und Ikonographie seiner Bilder auf eine intellektuelle Ebene verlangt dem Betrachter einiges ab und erschließt sich oft erst mit der Erklärung des Künstlers – das ist das Trumler-Rätsel. Denn erst im Gespräch kann man entdecken, welche Fragen ihn bewegen. Es sind existentielle Themen, Fragen nach dem Werden und Vergehen, dem rauen Leben im Waldviertel, Trumlers Lebenslandschaft, in der viele dieser Bilder entstanden sind. Dieses harte Leben spiegelt sich etwa in der Hommage an ein Foto von Arthur Rothstein, entstanden 1936 im Rahmen des FSA-Projektes. Das Bild zeigt einen von Arbeit gebeugten Farmer, der, zusammen mit seinen Kindern, in einer durch Dürre unfruchtbar gewordenen Wüstenlandschaft in Cimarron County, Oklahoma, vor einem Sandsturm in seine niedrige Bretterhütte flüchten muss. Dieser Ikone der Fotografie stellt Trumler das Bild eines Waldviertler Bauernpaares beim Pflügen mit einem Ochsengespann gegenüber. Beide Motive erzählen von leidvollen Entbehrungen und lebenslanger harter Arbeit.

Den Bildern im Trumler-Kosmos wohnt oft ein gewisses Maß an Humor inne. Wenn man den White Fence im Waldviertel betrachtet und jenes legendäre Foto des Weißen Zauns von Paul Strand aus dem Jahr 1916 in New England, USA, vor dem geistigen Auge auftaucht, auf das er als Hommage verweist, muss man unweigerlich schmunzeln – ein Déjà-vu voll Witz.
Ein Spiel mit Kontrasten und Relationen, ein Jonglieren mit Ähnlichkeiten und Parallelitäten.

-2007- Mag. Gerald Piffl, Chef der Bildagentur IMAGNO, Photo Fachmann, Rezensent und Forscher +

 

 

 

 

 

BUCHREZENSIONEN

 

Mannahatta
Now I see what there is in a name, a word, liquid, sane, unruly, musical, self-sufficient,
I see that the word of my city is that word from of old, ...
an island sixteen miles long, solid--founded,
Numberless crowded streets, high growths of iron,
slender, strong, light, splendidly uprising toward clear skies

Walt Whitman

 

 

Auswahl

Das Ewige wehrt sich erfolgreich gegen das Neue. (GRANIT)
Die Zeit/ roko

Abschied von einer uralten Kulturlandschaft. (BERGKRISTALL)
Die Presse

Die kunstvollen Bilder zeigen Granit ohne dessen Härte, Kälte und die archaischen Kräfte, die jeden einholen. (Granit)
Tiroler Tageszeitung

Trumlers photographische Techniken sind natürlich erstklassig, sein Anspruch an das Endprodukt grenzenlos. (GRANIT)
Trend

So wie Gerhard Trumler hat noch keiner die herbe Eigenart dieses Landes eingefangen. Hier hat ein großer Künstler, der mit der Kamera träumen und malen kann, ein Werk geschaffen, das die Generationen überdauern wird. (DAS WALDVIERTEL)
Waldviertelmagazin

Winter aus Stein. GRANIT lohnt das genaue Hinsehen. Wälder, wie von Caspar David Friedrich, knorrige Menschen, gezeichnet von Armut und Beharrungsvermögen, ohne daß Entbehrung zur pittoresken Peepshow für Städter verkommt. GRANIT ist also, jenseits aller Faszination, die von perfekten Bildern ausgeht, auch eine Dokumentation der allerletzten Minute. (GRANIT)
Der Standard

Nichts ist abwehrend und fremd, und gerade deshalb verführt uns dieses wunderbare Buch durch seine meisterhaft gekonnte Bildfolge zum Weiterblättern und zum Genießen. (KATZENSILBER) Markus HabsburG Österreichisches Photomuseum Bad Ischl

Gerhard Trumler bringt es fertig, die Kargheit des Landes einzufangen, mitsamt seiner Schönheit und die Dinge ihre eigene Geschichte erzählen zu lassen. (GRANIT)
Der Standard

Trumlers Motivsuche ist ausgesprochen malerisch, in den Photos selbst aber verzichtet er ganz auf Effekte der schönen Photographie.
Die Schönheit von Trumlers Photographien ist wie die der dortigen Landschaft: unaufdringlich. (DER BÖHMERWALD)
Kurier

Das BUCH VOM WIENERWALD von Gerhard Trumler ist ein fulminanter Bildband, und darüber hinaus aber eine Natur- Sozial- und Kulturgeschichte des Raumes, wobei die Gefährdung des Wienerwaldes nicht unterschlagen wird.
Neue AZ

Stille eindringliche Bilder zeigen die oft wenig beachtete Schönheit ursprünglicher Wälder, denen wir, die Menschen soviel zu verdanken haben. Ein unwiederbringliches Dokument, eine Anklage für Generationen, wenn es nicht gelingt, den Wienerwald zu retten.
Bergedorfer Zeitung Hamburg
Voll Wehmut blicken wir in diese Welt von Zeugen, Gebären und Sterben.
Hier ist alles Historische nach innen gewendet. (GRANIT)
Die Zeit

Trumlers Photographie grenzt an Magie. Der Künstler vermag es, leblose Dinge zu beseelen, und sie so gleichwertig neben uns Lebewesen zu stellen. (BERGKRISTALL)
Michael Köhlmeier

Die zwischen Text und Bild vermittelnde Gestaltung dieser Bücher ist nicht nur gediegen, sondern in ihrer Art in einer Zeit des Verlustes dessen, was wir Buchkultur nennen, ohne Beispiel. (BUNTE STEINE)
Morgen/ks

Wieder ein gewaltiger nachhaltiger Eindruck. Ich habe Tirol in diesen wunderbaren Bildern wieder gefunden und war dabei berührt von der Schönheit und menschenwürdigen Offenheit, die von ihnen ausgeht.(BERGKRISTALL)
Landesrat für Kultur B. Hosp Bozen

Trumler trifft den Beschauer seiner Bücher dort, wo er ihn treffen
will: nicht im Kopf, sondern direkt ins Herz. Ein Ergebnis, das den Künstler gleichsam zum  Tiroler honoris causa erhebt.
In einer Textstelle von BERGKRISTALL heißt es: «Tirol zu suchen ist eine Sache - es zu finden eine andere.» Gerhard Trumler hat es gefunden!
Kronenzeitung

Gerhard Trumler zählt zu den besten Photographen unseres Landes, und damit ist wohl über die Qualität der Bilder alles gesagt
(TRAUMSCHLÖSSER)
ORF Radio OÖ

Hinreißend der Bildteil, welcher Thomas Mann´s Wort bestätigt, man atme im Kloster Kunst und Bildung förmlich ein. Dem Photographen Gerhard Trumler ist es vor allem gelungen, deutlich zu machen, mit welch sicherem Gefühl für die Wechselwirkung von Landschaft und Architektur die Äbte einst die Bauplätze ausgewählt hatten, wie harmonisch die Klöster in ihre Umgebung hineinkomponiert worden sind.
(KLÖSTERREICH)
Welt am Sonntag - TM

Mit seiner Kamera malt Gerhard Trumler das vielfältige Motiv Neujahrskonzert. Er hat sich mit seinen Büchern KLÖSTERREICH, TRAUMSCHLÖSSER, oder SCHÖNBRUNN; und mit seinem großen Waldviertelbuch in die erste Reihe der österreichischen Photographen mit Anspruch auf internationales Renommè vorgespielt. Und spielerisch scheint er sein Handwerk zu meistern. Was er schafft, sind Kunstwerke seines Metiers. (SEID UMSCHLUNGEN MILLIONEN - NEUJAHRSKONZERT DER WIENER PHILHARMONIKER)
Kleine Zeitung

Eine Auswahl unter seinen Bildern zu treffen, gleicht angesichts von Trumlers überschäumender Schaffenskraft dem Versuch, das durch die Brandung sich ständig verändernde Mosaik eines Kieselstrandes durch einige wenige Steine darzustellen.
1996 - Oliver LEHMANN, Hsg UNIVERSUM

Die zwischen Text und Bild vermittelnde Gestaltung dieser Bücher (Bunte Steine) ist nicht nur gediegen, sondern in einer Zeit des Verlustes dessen, was wir Buchkultur nennen, in ihrer Art ohne Beispiel.(Bergkristall)
-1997-- Kristian SOTRIFFER, Kulturredakteur
Die Presse

Gerhard Trumler zählt zu den besten Photographen unseres Landes, und
damit ist wohl über die Qualität der Bilder alles gesagt.
-1999 - ORF - Ö1

Beim ersten Aufschlagen schon. Im Augenblick: Augenlust, Augenschmaus, Augenweide, nein, mehr noch: Augentrost.
- 1995 - Rheinischer Merkur

In Gestaltung, Ausdruck und Farbgebung oft der Gedankenwelt der Romantik eines Caspar David Friedrich und seinem Kreis nahe, legt Trumler auch graphische Photographie modernster Prägung vor. Seine Bilder vermögen jeden Zweifel zu zerstreuen, ob Photographie Kunst sein kann.
- 1982 -Wiener Zeitung

Das Waldviertel hat Trumler wesentlich zu seiner Bekanntheit verholfen:
Sein Buch GRANIT war der Durchbruch: Kaum erschienen, schon vergriffen.
-2005- David Staretz - morgen

Die Photographien von Gerhard Trumler erinnern an einen Ausspruch des großen amerikanischen Photographen Edward Weston: »Torsi,
Schornsteine, Muscheln, Paprika, Wolken, Bäume, Felsen sind
zusammenhängende und aufeinander ver-weisende Teile eines großen Ganzen, welches Leben heißt !« Dies also: »Einen Felsen photographieren, machen, dass er aussieht wie ein Felsen, aber mehr ist, als ein Felsen!« Diesem Mehrwert versucht auch Gerhard Trumler in seinem Werk seit
Jahren auf die Schliche zu kommen.
Mit stetig wachsendem Erfolg.
-2000 -Dr.Christian Brandstätter, Wien

Trumlers Photographien sind Seelenlandschaften, die in einer ungeheuren Klarheit hinter alle Oberflächen, in die Tiefe unserer Existenz weisen. Nichts ist verzaubert, nichts ist mystisch, sondern alles erscheint uns wunderbar geschärft und akkurat. Ein klarer Einblick in die «condition humaine».
- 2005 - Univ. Prof.Dr. Herbert Kramer, Rektor Donau Universität Krems

Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet der österreichische Fotokünstler Gerhard Trumler daran, Stifters Poetik in seine eigene Kunst, die Schwarzweißf otografie, zu übersetzen Daraus wurde ein Zyklus von Bildbänden, die zum bedeutendsten zeitgenössischer Fotografie zählen.
Trumler übt seine Kunst des genauen Sehens im Medium zartest justierter Aufnahmen, die oft geradezu graphische Qualitäten annehmen.
Das Licht ist gleich-mäßig, selbst bei großen Totalen erscheint das Einzelne so, dass man jedes Blatt oder jeden Baum zählen zu können meint. Die Stiftersche Dialektik von winzig und erhaben ist in staunenswerter Weise erhalten geblieben – kein Sfumato trübt einen Blick, der sich der Schwermut nicht verschließt, sich aber keinen Tränenschleier durchgehen lässt. Die meditative Ruhe der Stifter ´schen Prosa wurde hier zu einer Bildmusik von unsentimentaler Schönheit.
-2006 -Dr. Gustav SEIBT, Süddeutsche Zeitung München

Immer ist dieser Realismus durchzogen von Webfäden einer entdeckeden Phänomenologie der bedrohten Humanitas, eng, verloren, scharf konturiert. Kostbare Stille, spröde Emotion, intellektuelle und wehmütig -kluge Liebe.
-1997 - NZZ Neue Zürcher Zeitung.

Mit seiner Kamera malt Gerhard Trumler das vielfältige Motiv Neujahrskonzert (Seid umschlungen Millionen --Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker).
Er hat sich mit seinen Büchern Klösterreich, Traumschlösser, oder Schönbrunn und mit seinem großen Waldviertel buch in die erste Reihe der österreichischen Photographen mit Anspruch auf internationales Renommè vorgespielt. Und spielerisch scheint er sein Handwerk zu meistern. Was er schafft, sind Kunstwerke seines Metiers
.- 1996 - Kleine Zeitung, Graz

Gerhard Trumlers Photographien sind stille Erzählungen, sie dokumentieren - ohne zittriges Pathos - eine untergehende, oft aber schon untergegangene Welt. Es sind Menschen im Ausgedinge, Menschen, denen die Gegenwart keinen Kredit mehr gewähren will.
Andreas Reiter, Journalist in Wien (GEO)

Bergkristall:, Staunen - Sehnsucht - Heimweh. Diese Bilder sind erfüllte Augenblicke in unserer menschlichenEndlichkeit. So waren wir einmal.
Dr. Martin Ortmeier, Direktor der Museen in Massing und in Finsterau/ Bayern

Winter aus Stein. GRANIT lohnt das genaue Hinsehen. Wälder wie von Caspar David Friedrich, knorrige Menschen, gezeichnet von Armut und Beharrungsvermögen, ohne dass die Entbehrung zur pittoresken Peepshow für Städter verkommt. GRANIT ist also, jenseits aller Faszination, die von perfekten Bildern ausgeht, auch eine Dokumentation der allerletzten Minute.
Der Standard

Sehr behaglich geht es aber weder bei Stifter noch auch in Trumlers Bildern zu. Alles Kleine spiegelt nur die Gesetze eines eiskalten oder in Feuerkatastrophen sich verzehrenden Weltalls. Das Mittlere und Warme sind immer bedrohte menschliche Errungenschaften. Auf unserem Bild ist es schon wieder kalt geworden,und die aufgemalte Tapete versteckt die Armut nicht mehr. Heute kommt zur unbehaglichen Idyllik der Stifterwelt noch der historische Aspekt hinzu, der von Überholtheit.
Trumler zeigt eine verschwindende Lebensform mit anderen Zeitmaßen und ihrer eigenen Poesie.
Seine Kunst beruht auf Vermeidung jeglicher Sentimentalität, dem Bestehen auf Kälte, Verlorenheit, Enge und Armut dieses Daseins. Die Schönheit ist das Unerwartete, sie kommt aus der Ruhe, die diese Bilder vermitteln.
FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung/gs

Gerhard Trumler photographiert anachronistische Idyllen mit
allerhöchster Präzision.
VISA

Irgendetwas Trauriges, Bedrohliches ist um all diese Photos, eine verwunschene Welt erscheint da lebendig zu werden, und doch tritt
die Poesie der kleinen Dinge deutlich hervor.
NZZ Neue Zürcher Zeitung

Trumlers photographische Techniken sind natürlich erstklassig, sein
Anspruch an das Endprodukt grenzenlos.
- trend

So führt Trumler mit seinen Aufnahmen, seinem wohlgesetzten Aneinanderreihen kleiner Einheiten in mehrfacher Hinsicht in historische Tiefen. Von ihnen sprechen sowohl die Natur, als auch das
Sichbehaupten des Menschen in ihr.
-1 992- Prof. Kristian Sotriffer,  Ressortleiter Kultur,
Tageszeitung DIE PRESSE Wien

Her wird Kargheit nicht verschönt! Die Bilder aus dem Waldviertel, die Gerhard Trumler uns präsentiert, vermitteln keinen falschen Glanz, sie sind aber auch etwas ganz anderes als historische Photodokumentation; sie halten auf künstlerische Weise die Erfahrung einer Landschaft und ihrer Menschen fest, die jetzt zur Vergangenheit wird.
Prof. Dr. Arno Klönne, Ordinarius emerit. für Sozialgeschichte, Universität Paderborn

http://www.zeit.de/online/2007/51/bg-trumler
Die Zeit - Hamburg,Germany
Der schön ausgestattete Band Provinzen und Metropolen, den der Verlag Christian Brandstätterjetzt vorgelegt hat, ist eine Werkschau mit Arbeiten aus über ...

 

Jan-Frederik Bandel
GEOMETRIE DER SCHÖNHEIT

Der Fotograf Gerhard Trumler erkundet die Formen von "Provinzen und Metropolen".
Wir zeigen eine Auswahl seiner Bilder in einer Galerie.
Der 1937 geborene Gerhard Trumler ist nicht nur einer der bekanntesten Fotografen Österreichs, sondern auch einer der klassischsten. Seine schwarz-weißen Bilder zeichnen sich durch präzise Komposition aus.
Gerade Linien und elegant geschwungene Bögen, Kuppeln, Quader, Kreise, raue und glatte Flächen – das sind die Elemente, die Trumler in seinen Fotografien immer neu arrangiert. Aus einem Winteracker löst die Kamera rätselhafte dynamische Formen heraus. Scharfe Kontraste zerlegen die Architektur von Bahnhöfen, Bürobauten und ländlichen Arbeitsstuben in pure geometrische Schönheit. Ein Brennholzstapel kann sich ebenso in ein abstraktes Mosaik verwandeln wie ein Eimer Hühnermais. Jeder Schatten fällt perfekt.
Regalweise Kataloge hat Trumler schon veröffentlicht. Der schön ausgestattete Band Provinzen und Metropolen, den der Verlag Christian Brandstätter jetzt vorgelegt hat, ist eine Werkschau mit Arbeiten aus über 40 Jahren und zugleich ein Streifzug durch die Welt. Der Schwerpunkt liegt auf Trumlers Fotografien seit den neunziger Jahren.
Allerdings geht es ohnehin nicht um eine chronologische Dokumentation seiner künstlerischen Entwicklung, sondern um die wiederkehrenden Formen, Motive und Arrangements. (Im Bild: eine Glasdecke in Brüssel.) Kompositionen, Motivvariationen und unerwartet verwandte Formen stehen nebeneinander und gegenüber und liefern so eine (nur gelegentlich etwas zu aufdringliche) Interpretation von Trumlers fotografischem Blick.
Die Zeit 2007
Von:Google Alerts [mailto:googlealerts-noreply@google.com]
Gesendet:Montag, 17. Dezember 2007 12:44 An:f.rumschoettel@cbv.at Betreff:Google Alert - christian brandstätter verlag +

 

Das sanfte Gesetz des Sehens

Vollendeter Zyklus: Gerhard Trumlers Fotografien nach Motiven Adalbert Stifters

Adalbert Stifter hat eine eigene Kunst gegenständlicher Poesie entwickelt, deren Kern Deutlichkeit ist, die gleichmäßige Greifbarkeit und Genauigkeit in der Wahrnehmung aller Dimensionen: Und diese reichen vom winzigen Kieselstein bis zum Ausblick über Landschaften, die sich wie Messtischblätter vor den Augen der Leser entfalten. Dazu kommt der ruhige Schritt der Prosa, der Verzicht auf dramaturgische Raffungen, die gleichmäßige Ausleuchtung von Dingen und Tatbeständen. Solche, oft in Erinnerungsform gebrachte Bildhaftigkeit hat man mit der homerischen Erzählweise verglichen, die das Große im Kleinen findet, das Griechenheer im Fliegenschwarm oder die überwältigende Wiedersehensfreude beim Entdecken einer Narbe.
Stifter selbst hat in seinem „Sanften Gesetz“ – der Entwicklung riesiger Naturvorgänge aus kleinsten Elementen – eine Formulierung dafür gefunden – in der Vorrede zu seiner Novellensammlung „Bunte Steine“, die belebte und unbelebte Natur in einen kontinuierlichen Zusammenhang bringt.

Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet der österreichische Fotokünstler Gerhard Trumler daran, Stifters Poetik in seine eigene Kunst, die Schwarzweißfotografie, zu übersetzen – und daraus wurde ein Zyklus von Bildbänden, die zum bedeutendsten zeitgenössischer Fotografie zählen.

Es begann 1994 mit dem Band „Granit“ und findet im Stifter-Jahr
2005 seinen vorläufigen Abschluss mit dem fünften Buch der Reihe, betitelt „Kalkstein“. Dabei wird jeweils eine österreichische Landschaft mit Motiven der Stifterschen Steine-Erzählungen in Verbindung gebracht. Die Erzählung „Kalkstein“ spielt eigentlich in den Karawanken – ein karger, karstiger Landstrich, den Stifter als Stätte innerer und äußerer Armut exponiert, mit der für ihn typischen Spannung zwischen Gottverlassenheit und religiöser Innigkeit.

Trumler übt seine Kunst des genauen Sehens im Medium zartest justierter Aufnahmen, die oft geradezu graphische Qualitäten annehmen.
Das Licht ist gleichmäßig, selbst bei großen Totalen erscheint das Einzelne so, dass man jedes Blatt oder jeden Baum zählen zu können meint.
Die Stiftersche Dialektik von winzig und erhaben ist in staunenswerter Weise erhalten geblieben – kein Sfumato trübt einen Blick, der sich der Schwermut nicht verschließt, sich aber keinen Tränenschleier durchgehen lässt. Die meditative Ruhe der Stifterschen Prosa wurde hier zu einer Bildmusik von unsentimentaler Schönheit.
Süddeutsche Zeitung / Gustav Seibt

 

Mindestens fünf dieser Photographien in meiner Wohnung aufhängen !
-- 2007 - Dr. Klaus Albrecht Schröder - Direktor der Albertina Wien, nach Durchsicht des Buches HOMMAGE

Der römische Dichter HORAZ (Quintus Horatius Flaccus) postulierte in seinem Hauptwerk «De Literatura» drei Forderungen an ein Kunstwerk - wobei seine Art unerheblich wäre, sei es nun Dichtkunst, Malerei, Gesang usw.:

1. «Delectare» - (den Menschen) «Erfreuen»
2. «Movere» - (den Menschen) «Bewegen»
3. «Prodesse»- (1+2 folgend, den dem Mitmenschen zu-) «Nützen»

Durch diese drei Eigenschaften sollte ein Kunstwerk imstande sein, einen Menchen zu beeinflussen, um ihn in eine höhere Bewusstseinsebene seine Menschlichkeit zu versetzen, um ihn in der Folge positiv auf seine Mitmenschen in seiner Umgebung zu wirken. +

 

 


 

KOMMENTARE

 

Erfreuen ...
Bewegen...
Nützen....

Horaz*)

 

Trumler ist ein Meister der klassischen Schwarz-Weiß-Photographie, vielleicht der letzte Photograph. Alle Abstufungen von Weiß über Grau
bis Schwarz sind seine Farben.
Dir. Peter Weiermair/ehem. Kunstmuseum Bologna

 

Gerhard Trumler weiß um die Kostbarkeit dessen, was er sieht und die Vermittlung dieser Kostbarkeit ist zweifellos sein photographisches Lebenselixier, das Atout seiner photographischen Obsessionen.
Mag. Carl Aigner /Niederösterreichisches Landesmuseum St. Pölten

 

Gerhard Trumler’s images become heralds of freedom and of hope, of shared humanity in spite of diversity and of the fragility of human existence in spite of our achievements.
Dr. Thomas Michael Gunther/ Universität Paris

 

Die Bilderwelt von Gerhard Trumler leistet einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität Österreichs und zeichnet ihn als Fotografen aus, der auf der Suche nach den universellen Werten des scheinbar so Unscheinbaren ist, wobei er den Begriff Heimat in einem globalen Sinn vermittelt.
-2006 - Botschafter Dr. Emil Brix, Leiter der kulturpolitischen Sektion im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten der Republik Österreich

 

Die Trumler eigene Bildsprache stellt in ihrer Unverwechselbarkeit, in ihrer Klarheit, in ihrem Selbstverständnis und Anspruch einen Meilenstein dar, in der an großen Photographen keineswegs armen
Geschichte der Photo graphie in Österreich.
-2001- HR Dr. Wilfried SEIPEL, General Direktor Kunsthistorisches Museum Wien

 

Ich halte Gerhard Trumler, neben Franz Hubmann und Erich Lessing, für einen Giganten der österreichischen der Photographie nach 1945, weil
die Photographie und die Möglichkeit des Photographierens für ihn
etwas voll kommen Existen tielles geworden ist.
-2005 - Mag. Carl Aigner, Diektor des NÖ Landesmuseums St. Pölten

 

Trumlers Photographie grenzt an Magie. Der Künstler vermag es, die leblosen Dinge zu beseelen, um sie so gleichwertig neben uns Lebewesen zu stellen.
-2000 - Michael Köhlmeier, - Laudatio - Alpenvereinsmuseum Innsbruck

 

Trumler trifft den Beschauer seiner Bilder dort, wo er ihn treffen
will: nicht im Kopf, sondern direkt ins Herz.
2000 - Dr. Hanna Molden, Kronenzeitung

 

Was ist denn schon dran an Trumlers Bildern von Bauernhäusern, von alten Leuten und an der Schüssel voll Erdäpfeln!? Keine Rosenbouquets, keine Skylines, keine schimmernden Autolacke, keine Bürgerkriegsleichen und keine blühenden Frauenbrüste! Keine unzweifelige Gegenwärtigkeit!
-995 - Dr. Martin Ortmeier Museumsdirektor Finsterau, Bayern

 

Holding der Österreichischen Bundesgtheater «Es wäre ganz wunderbar, wenn ich den ganzen Tag von lauter Trumlers umgeben wäre!»
- 2007 - Dr. Georg Springer. Vorstand der Holding «Österreichische Bundestheater»

 

Gerne würde ich mir sofort mindestens fünf dieser Photographien in meiner Wohnung aufhängen !
-- 2007 - Dr. Klaus Albrecht Schröder - Direktor Graphische Sammlung Albertina Wien, (nach Durchsicht des Buches HOMMAGE)


... Mit dem Photographieren allein ist es aber noch nicht getan, um
seine Bilder außergewöhnlich zu machen.
Der ästhetische Schliff jedes einzelnen photographischen Rohdiamanten, der als Negativ vor und nach der Natur entsteht, vollzieht sich erst in der Dunkelkammer. Gerhard Trumler ist hier ein Virtuose, er gehört
in seiner Eigenschaft als Printer von Positivabzügen jedenfalls in
Europa zu den absoluten Ausnahme erscheinungen! Wer wie ich den Meister-Alchimisten einmal in der dunklen Kammer hantieren sah, wie er durch einen winzigen Spalt der fast geschlossenen Faust das Licht zu lenken weiß, wie er die Schwingungs ebenen des Lichts durch einen huschenden Zeigefinger verändert, wie er kleinste Partien des Positivs aufzuhellen oder nach zudunkeln versteht –, der begreift das Diktum des Photographen: «Erst in der Dunkelkammer entscheide ich, wie das Bild wirklich wird.» Auch die großen Bilder in dieser Ausstellung verdanken wir seiner stupenden Technik.
-2000 - Dr.Christian Brandstätter, Wien

 

Gerhard Trumler hat recht getan daran, dass er die Weltmeister der Photographie des 20. Jahrhunderts zum Vorbild genommen hat. Ob es nun
Ansel Adams ist, oder Alfred Stieglitz, ob Josef Sudek, oder Edward
Weston. Es sind die ganz ganz grossen Meister in der Geschichte der Photographie. Und er hat sehr sehr viel von ihnen gelernt. Ich denke, daß Gerhard Trumler vor allem gelernt hat, sich absolut radikal, ja manchesmal auch rücksichtslos und vorbehaltlos darauf einzulassen, was es heisst, photo -graphische Bilder überhaupt gewinnen zu können.
-2006 - Mag. Carl AIGNER, Diektor des NÖ Landesmuseums St. Pölten NÖ

 

*) Der römische Dichter HORAZ (Quintus Horatius Flaccus) postulierte in seinem Hauptwerk «De Literatura» drei Hauptanliegen an ein Kunstwerk - wobei seine Art unerheblich wäre, sei es nun Dichtkunst, Malerei, Gesang usw.:
1. «Delectare» - (den Menschen) «Erfreuen»
2. «Movere» - (den Menschen) «Bewegen»
3. «Prodesse»- (um nach 1+2 - den den Mitmensche zu) «Nützen»

Durch diese drei Eigenschaften sollte ein Kunstwerk imstande sein, einen Menchen zu beeinflussen, um ihn in eine höhere Bewusstseinsebene seine Menschlichkeit zu versetzen, um ihn in der Folge positiv auf
seine Mitmenschen in seiner Umgebung zu wirken. +gt-

 

 

 

BRIEFE AN TRUMLER

 

The Voice of the Rain
And who art thou? said I to the soft---falling shower, Which, strange to tell, gave me an answer, as here translated:
I am the Poem of Earth, said the voice of the rain, Eternal I rise impalpable out the the land and the bottomless sea, Upward to heaven, whence, vaguely form´d, altogether changed, and yet the same.
Walt Whitman

 

 

An: photoart@trumler.at
von:gerlinde.schwarz@ooe.gv.at

Linz im August 2005

Sehr geehrter Herr Professor Trumler!

Ihre Bücher sind wunderschön.
Ich habe - da ich selbst aus dem Mühlviertel bin - Ihr Buch Katzensilber schon einige Male an Freunde verschenkt und damit stets große Freude gebracht.

Ihre Bücher sind wirklich etwas Besonderes!

Gerlinde Schwarz

Gerlinde Schwarz
Büro des Landeshauptmannes von Oberösterreich Dr. Josef Pühringer

 

 

Hans Höller
EIN BRIEF AUS SALZBURG

Salzburg, 6. Oktober 1995

Lieber Herr Trumler,

Ich möchte Ihnen sehr herzlich für das schöne Buch danken. Sie sind wirklich ein grosser Meister dieser «Teufelskunst» (Zit. Thomas
Bernhard) - und ich bin sicher, Sie hätten mit Ihren Bildern der grössten Foto Hasser dieses Jahrhunderts bekehrt! Ich denke gern an Ihren Besuch im Sommer zurück, ein festliches Einsprengsel,

mit herzlichen Grüssen - auch an Ihre Gattin, Ihr Hans Höller

Univ.. Prof. Dr. Hans Höller ist Ordinarius für Germanistik am Institut für Germanistik der Universität Salzburg und Herausgeber des Thomas Bernhard Lexikons

 

 

Issar Smith - Christine Rollet
EIN BRIEF AUS AMERIKA - WEIHNACHTEN 2002

New York, December 2002

Dear Mr. Trumler,

We have just hung the photograph of the potatoes on a wooden table an keep admirng it. *) We are sorry, it took us to long to acknowledge receipt of this print and the wonderful book Hommage.
The fence photograph has also graced our home since the exhibit. *) You are truly a great artist - your photographs bring beauty and humanity into our daily lives.
Thank you.

Issar Smith and Christine Rollet
New York

*) Zwei Photographien: ERDÄPFELTELLER IRRHOF und WHITE FENCE -
ausgestellt und verkauft in der LEICA GALLERY NEW YORK 2002 - Christine Rollet , Witwe eines bekannten New Yorker Photographen und prominente Sammlerin von Photographien

 

 

Internationale Kunstausstellung

WIENER SILBER
Modernes Design 1780 bis 1918

Neue Galerie New York
Kunsthistorisches Museum Wien
Galerie Stefan Asenbaum Wiener silber

London im April 2004

Lieber Herr Professor Gerhard Trumler,

Nochmals möchte ich mich für die wunderbaren Photos bedanken, die Sie für dieses Buch aufgenommen haben.
Die Photographien zeichnen sich durch ihre perfekte Ausleuchtung aus, die eine hohe Brillianz und Schärfe erzeugt. Das Silber wirkt plastisch und erweckt so einen Eindruck von Dreidimensionalität.

Viele Fachleute in London, New York und Wien haben mir versichert, noch niemals so gute Aufnahmen von Silberobjekten in Händen gehalten zu haben.

Alles Liebe,
Günther Asenbaum

Günter Stefan Asenbaum , Kunsthändler in Wien und London und internationaler Konsulent und Kurator für die Kunst in Wien des 19.
und des beginnenden 20. Jahrhunderts bei Österreichischen und renommierten internationalen Museen und Galerien

 

 

cameraman photographer
Wolf Suschitzky
Flat 11–6 Maida Avenue
London W2 1TG
Tel 020 7723 6289

London, 14. März 2001

Lieber Herr Brandstätter,

Das «Trumler Buch» kam gestern. Ich bin ganz begeistert davon.
Der Mann ist wirklich ein Künstler.
Es gibt davon nur wenige unter den vielen Fotografen.
Aber auch der Druck – die herrlichen Schwärzen,
der Layout und das Format sind fabelhaft.
Das ist eine beneidenswerte Produktion ..

Mit besten Grüssen,
Ihr

W. Suschitzky

Wolf Suschitzky emigrierte vor dem 2. Weltkrieg von Wien nach London, wo er als erfolgreicher prominenter Photograph und Kameramann tätig ist.

 

 

Fotografische Sammlungen
Albertina Museum Wien

Wien 7.Oktober 2004

Sehr geehrter Herr Professor Trumler,

Dass Sie mir diese Serie über das Flatiron Building widmen wollen, empfinde ich als sehr schmeichelhaft für meine Person und außerordentlich einfühlsam von Ihnen, in Hinblick auf meine damals im Loos Haus gehaltene Rede. *)

Dennoch muss ich Sie um Verständnis dafür bitten, dass ich dieses Geschenk nicht annehmen kann, um als Fotokuratorin jede Art der persönlichen Involviertheit zu vermeiden.
Meine Hochachtung vor Ihrem Werk ist unverändert.

Mit der herzlichsten Gratulation zu Ihrer Ausstellung in Italien und freundlichen Grüßen,

Dr. Monika Faber

Dr. Monika Faber ist Kuratorin der photographischen Sammlung der Albertina Wien
*) Laudatio im Loos-Haus im Jahre 2000, anlässlich der Präsentation des Wien Buches TURMALIN von Gerhard Trumler

 

Imma von Bodmershof
EIN BRIEF VON EINER DICHTERIN

Gut Rastbach 20. September 1980

Sehr geehrter Herr Trumler,

Gestern erhielt ich ein Paket zu dem ich mir keinen Reim zu machen wußte, öffnete es, sah Ihren Namen, sah »Granit« und in steigender Bewunderung Ihr prachtvolles, unübertreffliches Bildwerk!
Natürlich regte sich in mir der Bezug »Mohn & Granit« und einmal schoß es mir durch den Kopf: »Kennt er das Buch, ist das ein Dank?
ein herrlicher Dank?«
Und dann sah ich nochmals Bild für Bild an, kam zu dem Büttenblatt, merkte erst jetzt, daß es gefaltet war, öffnete es - und traute meinen Augen kaum, als ich sah, was da stand.

Sie haben mir die größte Freude seit vielen vielen Jahren geschenkt, ich weiß nicht, wie ich Ihnen meinen Dank aussprechen soll, aber in der Bewegung meiner Freude, möchte ich Sie grüßen,

Ihre

Imma Bodmershof

Imma von Bodmershof, die prominente österreichische Literatin lebt auf Schloss Rastbach in NÖ. Ihr Hauptwerk ist der Roman Die Rosse des Urban Roitner GT übersandte ihr zum Dank für die Abdruckgenehmigung des Vorwortes von «Mohn & Granit » in seinem Portfolio GRANIT, die Mappe Nummer 1.

 

 

Ulrich Dittmann
EIN BRIEF VON EINEM LITERATEN

München im November 2005

Hochgeschätzter Herr Trumler,

Inmitten Ihrer Fotos zu weilen und Sie persönlich zu treffen, waren Höhepunkte unserer «Stifter Tagung» in Prag!
Ich bin dankbar für Ihr Interview über Stifters Novelle «Zwei Schwestern» und grüsse Sie, mit guten Wünschen für Ihre Arbeit.

Ulrich Dittmann

Dr. Ulricch Dittmann, Vorsitzender des Vorstandes der Oskar Maria Gross Gesellschaft und Mitglied des Vorstandes des Adalbert Stifter Institus München

 

 

CONDÉ NAST
House & Garden

New York, 12 March 1997

Dear Professor Trumler,

Thank you so much for taking some extra photographs for us and sending them in.
The editor knows what an excellent photographer you are, but finds these too depressing.
I hope, we will assign a story to you soon.
Thanks again,

Wendy Moon

342 Madison Avenue, New York, NY 10017 (212) 880 - 4580 . FAX (212) 880 - 8533

 

Anne Adams Helms
25350 Camino de Chamisal
Corral de Tierra, CA 93908
(831) 484-6534Corral de Tierra

May 19.2007

Dear Gerhard Trumler,

I finally had a chance to sit down and look carefully at your book, Hommage.
Fascinating! And an interesting concept. I recognized many of the similarities.
That is a beautiful book and I thank you for the copy you gave me at Westlicht.
Warm regards,

Anne Adams Helms

Anne Adams Helms, Tochter von Ansel Adams, nach Überreichung des Buches HOMMAGE in Wien anlässlich einer Ansel Adams Ausstellung in welchem drei Photogaphien ihrem Vater gewidmet sind

 

GZ. 40.611/2/2008
New York im September 2008

Sehr verehrter Herr Professor,

Ich möchte mich bei Ihnen für die Zurverfügungstellung der Ausstellung «Austria meets New York» und für Ihre Bereitschaft, Ihre Werke bis Ende des Jahres 2011 an der Ständigen Vertretung Österreichs bei den Vereinten Nationen zu belassen, herzlichst bedanken.

Ihre Werke haben anlässlich einer Vielzahl von Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der Vertretung grosses Interesse hervorgerufen und wesentlich zum ausgezeichnetetn Image Österreichs in New York und in den Vereinten Nationen beigetragen. Die Ausstellung ist somit ein nachhaltiger Erfolg.

Ihr Werke und Ihr künstlerisches Schaffen haben das positive Österreichbild verstärkt und bilden einen ausserordentlichen Rahmen bei Veranstaltungen auf internationaler Ebene.

Ich darf Ihnen zu Ihrem Lebenswerk meine tiefste Hochachtung und Bewunderung zum Ausdruck bringen und verbleibe mit aufrichtigem Dank

Ihr Gerhard Pfanzelter
Ständiger Vertreter Österreichs bei den Vereinten Nationen in New York

 

 

 

GEDICHTE

 

Armes altes Haus, vielleicht noch heute
kommen sie mit Hacken Schaufeln, Karren, fühlloser Gesellen eine Meute, und sie legen dir Gerüst und Sparren frei wie Rippen vor dem Blick der Leute.
Ihnen bis du nur ein wüster Haufen
Schutt und Holzes, billig zu verkaufen:
Geld gibt Recht, und Recht macht leichte Beute.
Anton Wildgans

 

Isolde Kerndl
Da Feu´beenbam in Fraberg.
Über Gerhard Trumler

Dort drob´n in Fraberg, glei hinta de Stoa, då steht er, da Feu´beenbam.
Er moant si´ zwar månchmål a wengl alloa und tramt seine seltsåmen Tram!

Sei´ Rind´n de is ån so månchana Stöll´
a wengerle rauch und a hårt,
båld streckt er de Asteln in ´d Höh` wia da wöll, schia z´weitings zur himmlischen Fåhrt.

Im Herbst nocha protzt er mit feurige Been,
laut schreiat wia brennroter Wei´.
De Bee´ln de san zerscht recht hantige gwen beiß´t oana viel z´frua in eah drei´.

Do blåst dånn da Wind, und es håt såfti´ gfrert, dånn süaßt si´ da sauare Såft und håt er dånn går in da G´hoam no vagärt, dånn gibt er a kripplate Kråft.

Geht oana vorbei, und er schaut net genau, so moant er, der Bam war eahm z´grob:
«Denn is a so påtzi´ so schau´i ´n net au, weil i net gern s´Schreiate mog!»

Do Freund låß da Zeit, ´s kummt da Winta sche kårg, und do knaut, still im Wind unsa Bam – als Nåckata steh´, des is freili´ recht årg– ohne Blea, ohne Been, ohne Tram.

Erst im Fruajåhr do merkst es, tieaf drin´ is a Leb´n, und da Bam blüaht die zårtesten Blüah.
Jo di Seel von de Rauch´n, de kånn der net sehg´n, der nur bleanz´lt in unzeitig´ Früah.

Willst an Feu´beenbam kenna, do brauchst Seel` und Vastånd, muaßt in Ruah di zu eahm zuwiloahn, dånn erst g´spürst seine Saftln åls rauschates Bånd, und fühlst di bei eahm sche´ dahoam!

Feu´beenbam - mundartlich - Vogelbeerbaum.
Die rotorangen bittersaueren Beeren, reich an Vitamin C, sind Grundlage eines der feinsten Fruchtbrände.

 

Edgar Baumgartl
Symphonia Trumleriana

Es dirigiert der Komponist

 

Die Sätze und ihre Bezeichnungen

I. Introduzione: andante tranquillo
Eine für den Komponisten höchst ungewöhnliche Tempobezeichnung
«Ja, wos ist? Zeigt´s ma wos! Bei wem konn i in´d Kamera neischau´n?»

II. Fuga: largo espressivo
«Geht´s, sägt´s ma den dicken Bam da hinten weg!»

III. Rondo: allegro spirituoso:
«Schaugt´s mi an! I schreck vor kaan Arrangement z´ruck!»

IV. Finale: maestoso - tempo di marcia
«Wann i denen Zwiderwurzeln no länger beim photographieren zuschau´n muaß, dann draht´s mi haam!!!»

Dr. Edgar Baumgartl, Wissenschaftler aus Lauf a.d. Pegnitz in Bayern, sehr engagierter Teilnehmer am Workshop Schule des Sehens im Waldviertel Der bayerische Sprachausdruck ist durch die Muttersprache des Urhebers bedingt.
Anmerkung: Diese Symphonie möge nicht mit den CARMINA BURANA verwechselt werden.

 

Martina Rudolph
Workshop bei Gerhard Trumler

Der Trumler ist ein Fototier.
Das sind wir auch, drum sind wir hier
in Fraberg, damit er uns lern',
auch gut zu knipsen, nicht nur gern!

Uns allen vieren ist gemein:
wir wollen Trumler's Schüler sein.
Damit sich unser Sehen schärf',
zogen wir Trumler's letzten Nerv
mit Hochformat, Touristensicht,
mit falschem Standort, falschem Licht,
mit seitlich störendem Geäst.
Dies alles stellte Trumler fest
und musste furchtbar drunter leiden.
In Zukunft werden wir's vermeiden!

Jetzt wissen wir, dass sich's gehört,
hinwegzufegen, was uns stört,
was hinzustellen, wo was fehlt,
dass geh'n und steh'n allein nur zählt,
dass wichtig ist das beste Licht,
denn sonst gelingt das Foto nicht!
Der Trumler steckt im Ohr uns drin,
wir können nicht mehr ohne ihn.
Und hören wir ihn einst nicht mehr -
dann kommen wir halt wieder her!

Fraberg im Oktober
© 2002 by Martina Rudolph

 


EIN LEBEN FÜR BÜCHER

 

Gerhard Trumler - Geboren 1937 in Wien

Kurz vor Beginn der Schulzeit wurde die Mutter zusammen mit den Kindern in ein kleines Dorf im Waldviertel evakuiert, wo Menschen und Landschaft erste Eindrücke im Bewußtsein bewirkten, welche später prägend werden sollen, für das Verhältnis zur bäuerlichen Kultur und die Einstellung zur Natur.

Zum 13. Geburtstag erhielt er vom Onkel seine erste Kamera, einen einfachen 6x6 Apparat (Eumigetta 1), mit dem Gerhard Trumler damals begann, jene Sujets aufzunehmen, welche Jahre später Gegenstand der Inhalte seiner Bücher wurden. Neben kulturell interessanten Motiven in Wien und seiner Umgebung, blieben auch die Professoren in der Schule vom Tatendrang des Gymnasiasten nicht verschont, die in besonders auffälligen Posen abgelichtet wurden. Mit den Photographien betrieb der Studiosus einen schwunghaften Handel solange, bis eine Professorenkonferenz ihm die Autorisierung der Bilder vor dem Verkauf auferlegte. Der hoffnungsvolle Photojünger ließ die Bilder also zum Zeichen des Einverständnisses signieren, und verkaufte sie umso erfolgreicher und teurer.

Die Pläne, sich nach der Matura 1956 der Photographie zuzuwenden, scheiterten am Veto des Vaters, und so wurde ein Studium der Jurisprudenz begonnen. Die dazu nötige Karriere als Werkstudent aber artete bald schon in einen Hauptberuf aus, welcher nach Absolvierung
zahlreicher, nicht unkomplizierter, Fachprüfungen im Erwerb der roten
Dienstkappe eines Fahrdienstleiters gipfelte. Nach Ablegungen der letzten Prüfungen bei den Österreichischen Bundesbahnen suchte Trumler - nach erfolglosen Versuchen, nach Wien versetzt zu werden, um dort das Studium wiederaufzunehmen- nach einem Betätigungsfeld in der Hauptstadt, das er bald bei der im Aufbau befindlichen Österreichischen Flugsicherung fand.

Auch nach diesem Berufswechsel 1958 war an die Fortführung des Studiums nicht zu denken, denn innerhalb der folgenden Jahre waren nicht weniger als 16, teils sehr umfangreiche Prüfungen zu bestehen,
um schließlich als Radarfluglotse approbiert zu werden. Nach dem
jahrelangen Studium technischer und rechtlicher UNO-ICAO Dokumente, von Meteorolgie, Navigation und Luftfahrzeugtechnik, war das Interesse erloschen, wiederum mit einer neuen Belastung das Studium zu beginnen, und Trumler entschloß sich 1962, seine zu keiner Zeit aufgegebene Beschäftigung mit der Photographie zur Lebensgrundlage aufzubauen.
Zunächst aber stand wiederum eine vier Jahre dauernde Ausbildung zum Photographen bevor. In der Freizeit, welche der Schichtdienst in der Flugsicherung bot, absolvierte er sein Photo studium als externer Schüler der Graphischen in Wien, und beschloß schließlich seine Ausbildung mit einem Photofachstudium in Wien, nach einer Gastsemsester in München.
Doch einige Jahre vor dem Semester als ausserordentlicher Gaststudent an der staatlichen Bayerischen Fachschule für Photographie war Münche vorher schon ein Angelpunkt für ihn, denn München war der «technische» Ursprung der Photographenkarriere des Gerhard Trumler.
Photographieren war immer schon das Anliegen des begeisterten jungen Schülers und Studenten gewesen. Zahlreiche Preise hatte er bei Amateur Photo wett bewerben gewonnen, nur seine Berufung zum Photographenberuf, seiner heimlichen Sehnsucht, lag noch eingebettet in eine ferne Zukunft, unaufhaltsam aber kam sie auf ihn zu. Und nun, in München hatte sie ihn endlich eingeholt.

Die Tätigkeit eines Fluglotsen im Rahmen der ICAO (Verfahren zur
Flugverkehrskontrolle) unterliegt international der Aufsicht der UNO, welche Ausbildung weltweit regelt und überwacht. Trumler wurde im Jänner 1965 in das Ausbildungszentrum München zu einem dreimonatigen Studium delegiert und hier legte er den Grundstein für seine zukünftige Tätigkeit durch ein Vorgehen, das ohne Übertreibung als trumlerspezifisch bezeichtet werden kann:
Gerhard Trumlers grösster, bisher aber unerreichbar scheinender Wunsch hiess LEICA. Und plötzlich stand diese Vision fast greifbar vor ihm:
Da in Wien das Gehalt an die Familie ausbezahlt wurde, verblieben die Diäten in beachtlicher Höhe zur Verfügung in München. Und diese Summen sollten eine LEICA Ausrüstung finanzieren. Ein restriktiver Sparplan wurde realisiert: Das billigste Zimmer mit Küchen benützung, gleich unter der An - und Abflugroute des Flughafens München - Riem wurde gemietet. Nun wurden die Aufwendungen für Verpflegung ebenfalls drastisch minimiert: Ein grosser OMO - Wäschekochtopf wurde erworben, und dazu die Lebensmittel: Erdäpfel, Zwiebel, Knoblauch, Karotten, Sellerie, Gewürze, Mehl, Salz und Öl. Daraus entstanden rund 10 Liter wunderbare Gemüsesuppe, welche die Grundlage für den Essensplan bildete: Frühstück: 1 Teller Suppe und ein Stück Brot.
Mittagessen: 2 Teller Suppe und Brot. Abendessen: 1 Teller Suppe und Brot. Nach einer Woche folgte der nächste Einkauf, gefolgt vom nächsten Topf Gemüsesuppe. Dieser Fahrplan dauerte insgesamt 14 Wochen, fast zum Nulltarif, aber das Bankkonto wuchs und wuchs, in Schwabing herrschte Fasching, viele Kollegen tauchten unter in dem närrischen Treiben und kehrten später mit einem Minuskonto nach Wien zurück.
Gerhard Trumler aber konnte trotz des anstrengenden Studienplans jeden Freitagnachmittag einige Stunden erübrigen, für den Besuch der Leica Vertretung in München, einem Paradies, in dem er begann, nach und nach gebrauchte Geräte auszusuchen, zu überprüfen und einiges davon zu reservieren. Eine phantastische Sammlung von Leicas und Zubehör begleitete die Rückreise des glücklichsten Photographen der Welt nach
Wien: Leica M1, M2, M3, Visoflex-1 und Visoflex-2, dazu zahlreiche Objektive, Elmare der Brennweiten 35mm, 50mm, 90mm, ein Hektor 135mm, Telyt 200mm, dazu viel Kleinzubehör. Ein erfüllter Traum!
In Wien begann nun, neben der anstrengenden Tätigkeit im Flugsicherungszentrum am Flughafen Schwechat eine wunderschöne, eine phantastische Zeit. Gerhard Trumler konnte seine Vorstellungen von Photoraphie ausleben. Ohne Beschränkungen, in höchster technischer Qualität, mit seiner LEICA. Wien und seine Altstadt wurde zunächst zum ersten, selbsterwählten Aufgabengebiet.

Bei Photoaufnahmen in der Blutgasse, einem renovierten Altstadtviertel wurde der frischgebackene Photograph von einem zufällig Anwesenden eingeladen, seine Bilder zu präsetieren, und dabei stellte sich heraus, daß der Chef der Werbung der ZENTRALSPARKASSE DER GEMEINDE WIEN Interesse an diesen Aufnahmen gezeigt hatte, die auch alsbald im Auftrage der Z in Druck gingen. Nach der Einladung, für die Bank als Photograph zu arbeiten, wechselte Trumler wiederum einen lukrativen Arbeitsplatz gegen eine neuerliche Ausbildung 1967, diesmal zum Bankkaufmann, nach 3 Jahren waren alle Prüfungen geschafft, und rund
48 Bankfilialen absolviert. Mehrere erfolglose Ersuchen zur Versetzung in die Werbung veranlaßten ihn, über Nacht zu kündigen, und 1969 als Freelancer ein eigenes Photostudio zu eröffnen. Schon im ersten Jahr, während des Aufbaus war Gerhard Trumler erfolgreich für das eben verlassene Kreditinstitut tätig, was für das Creativ Team mit dem ÖSTERREICHISCHEN STAATSPREIS FÜR WERBUNG anerkannt wurde, dem später vier weitere folgen sollte, sodaß nach den nächsten zwei Jahrzehnten insgesamt fünf Staatspreise den Rezensenten des EUROPEAN MAGAZIN zu der Werbung veranlaßten, Trumler habe sich offenbar eine Option auf diese Auszeichnung erarbeitet.
Die Wiener Repräsentanz des Schallplattenkonzerns CBS nahm Trumler unter Vertrag, und so entstanden in den folgenden Jahren Photostudien von zahlreichen international bekannten Solisten, die in Wien gastierten, beginnend etwa bei Art Farmer und Cannonball Adderly oder Friedrich Gulda, bis hin zu Harry James und Horst Stankovsky oder Bill
Ramsey, die sich in der Folge allesamt auf internationalen
Schallplatten covers wiederfanden. Auch die aufstrebende Computerindustrie versicherte sich des Könnens von Gerhard Trumler für deren Werbearbeit, eine herausragende Tätigkeit aber, begann damals schon sich abzuzeichnen, als der rührige Photokünstler eingeladen wurde, ab 1969 die Wahlreisen von Dr Bruno Kreisky, dem späteren Bundeskanzler, zu dokumentieren. Diese Photographien wurden in der Folge von fast allen Printmedien in Österreich und dem benachbarten Ausland publiziert, und als Anerkennung dafür reichte man Trumler an Dr Rudolf Kirchschläger weiter, den er auch in späterer Zeit als Photograph betreute.
Im Jahre 1978 trat Fritz Molden an Trumler mit dem Vorschlag heran, ein Buch über Klöster zu illustrieren, und lange vor der Beendigung dieser Arbeit bewogen die mittlerweile entstandenen Photographien den Molden Verlag dazu, den Lichtbildner mit einem weiteren Auftrag zu betrauen, österreichische Burgen und Schlösser für einen Bildband zu photographieren.
Nach der Verleihung weiterer Auszeichungen und Preise, wurden die Photoaufträge von in- und ausländischen Redaktionen zahlreicher, aber trotz erfolgreicher Arbeiten, etwa für NZZ/Zürich, OVATION MAGAZIN / New York, GEO/Paris, RHEINISCHER MERKUR/Bonn, FAZ/Frankfurt, LIFE/ Tokyo, BELL´EUROPA/Milano, Die ZEIT/Hamburg,FASHION FOUNDATION OF MODE/Tokyo, ZÜRICHER WELTWOCHE, sowie für nahezu alle repräsentativen Zeitschriften und Magazine in Österreich, blieben die beiden Schwerpunkte der Arbeit von Gerhard Trumler Industrie, bzw Werbephotographie und seine geliebten Bücher.

In den zwanzig Jahren zwischen 1978, als sein erstes Werk KLÖSTERREICH erschienen war, bis 1998 hat der rastlose Künstler fast 100 eigene Bücher publiziert, und an mehr als 200 weiteren Werken mitgearbeitet.
Den sehr erfolgreichen Büchern KLÖSTERREICH - bis 1997: 12 Auflagen - und TRAUMSCHLÖSSER folgten einige Bücher geringeren Umfanges, wie etwa das aufrüttelnde Werk LAINZ, EIN PLATZ ZUM STERBEN? in der Edition Maioli, weiters Bücher, deren Inhalte einen Bogen spannten, von THONET Möbel über KREUZSTICKEREI, oder TABAK, bis hin zu liebevoll aufgefaßten und dargestellten Themen, wie SCHREBERGÄRTEN oder VOGELSCHEUCHEN.
I mmer wieder ergaben sich während der umfangreichen photographischen Arbeiten Kontakte zu Kollegen, von denen der unvergessliche Lothar RÜBELT in seiner unermüdlichen Begeisterung einen ebenso tiefen Eindruck hinterlassen hat, wie die seltenen Begegnungen mit dem verehrten, immer noch zwischen Paris und Jerusalem wirkenden Erich LESSING, der nie müde wurde, dem jüngeren Kollegen immer wieder mit seinem fachmännischem Rat zu Hilfe zu kommen.

Weil er auch auf dem Gebiet der Industrie- Werbe- und Architekturphotographie fast ausschließlich alleine arbeitete, blieb der photographische Einzelgänger Gerhard Trumler nahezu allen geselligen Kontakten, Symposien und Konferenzen der Fachwelt fern, soferne man von den jahrelangen Bemühungen absieht, den Arbeitskreis IMW (Industrie-Mode-Werbung) zusammen mit einigen interessierten Photokollegen am Leben zu erhalten, ein Bestreben, welches allerdings mit dem sanften Entschlafen dieser Interessensgmeinschaft enden sollte.

Manchesmal nur blitzen Kontakte der Sympathie auf, wenn Trumler, im Rahmen von Buchproduktionen Kolleginnen oder Kollegen in Lithoanstalten oder Druckereien trifft, und dort, etwa mit Christine de GRANCY oder Harry WEBER das Leid der Photographen, angetan von unsensiblen Graphikern, Lithographen oder Druckern, diskutiert, und sich gegenseitig Mut zusprechen.

Die nächsten „Autoren“ Trumlers waren berühmte Dichter, wie J.W.v.Goethe und A. Stifter: die beiden Meditationsbücher : ÜBER ALLEN WIPFELN... und VOM SANFTEN GESETZ, brachten große Anerkennung bei einem sensiblen Publikum, die vor allem in einigen Neuauflagen sich bestätigte.Von den folgenden Büchern seien nur einige wenige herausgehoben, etwa eine Anthologie der Kunst in Österreich:
SCHNITTPUNKT DER WELTEN, ferner ALTSTADT IN ÖSTERREICH, oder OBERÖSTERREICHISCHE BAUERNMÖBEL, und STATIONEN DER ERINNERUNG - Die alten Bahnhöfe in Österreich - welche beiden letztgenannten Werke wiederum die Auszeichnung des ÖSTERREICHISCHEN STAATSPREISES der SCHÖNSTEN BÜCHER ÖSTERREICHS erhielten.

In einer Zeit unendlicher Diskussionen in der Fachwelt Europas, über den Stellenwert der Photogtraphie in der bildenden Kunst, welche in Kreisen der Museumsleute, Galeristen und Sammler in den USA längst schon zugunsten der Photographie entschieden worden war, stellte die Aufnahme von Gerhard Trumler in das Wiener Künstlerhaus gleichsam eine Demonstration des Sachverstandes und des art feelings in dieser legendären Künstlergilde Wiens dar.

Es folgte eine Einladung nach Stift Geras im Rahmen der Sommerakademie, wo ambitionierte junge Kolleginnen und Kollegen ihre Sensitivität und Creativität unter den Fittichen von Gerhard Trumler schärften und erweiterten.Nach der Ernennung Trumlers zum Professor 1988, wurde die PHOTOAKADEMIE - NORDWALD in der schönsten Gegend des romantischen Waldviertels, in Fraberg gegründet Das Buchprojekt für den Herold Verlag DIE FÄHRTE DER WÖLFIN - Rom in
NÖ- führte zu Photoaufnahmen in die prominentesten Museen Roms, und dem anstrengenden, aber impressiven Aufenthalt in der Ewigen Stadt folgte unmittelbar eine mehrwöchige Arbeit im tiefverschneiten Ennstal, wo im Stift ADMONT in peinvoll frostiger Atmospäre ein Buch erarbeitet.
Eine lang gehegte Sehnsucht bewog Gerhard Trumler, die Heimat des verehrten Dichters Adalbert Stifter a ufzusuchen, und in sorgfältig nachempfundenen Photoessays darzustellen, eine Aufgabe, welche zu realisieren außerordentlich langwierig und gefahrvoll war, in einer Zeit, in der die kommunistischen Machthaber der CSR großen Argwohn hegten, gegenüber einem wißbegierigen Photographen, der, gar nicht weit vom streng bewachten Eisernen Vorhang, Dörfer, Wälder und Kulturdenkmale aufsuchte und penibel im Bild festhielt. Trumler fand aber auch im Nachbarland engagierte Kunstliebhaber, konnte seinen Vorsatz erfolgreich realisieren, und das Buch DER BÖHMERWALD - Auf den Spuren von Adalbert Stifter- erzeugte sehr große Begeisterung beim Publikum und Resonanz in allen Medien, aber auch zahlreiche Aktenseiten beim tschechoslowakischen Geheimdienst, da die meisten Aufnahmestandorte der Stifter´schen Literatur in Grenznähe gelegen haben, wo das Photographieren argwöhnisch registriert wurde.

Nach der Herausgabe des Werkes DAS grosse weinlexikon publiziert vom Freund und verehrten Mentor György Sebestyen, welches auch von vielen Bierfreunden herzlich aufgenommen wurde, trat der Österreichische Bundesverlag mit dem Vorschlag an den Photographen heran, ein Buch über das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker photographisch auszustatten.
Die großen Vorbehalte, Maestro Lorin Maazel könnte sich, durch die photographischen Aktionen gestört, dem Projekt gegenüber ablehnend verhalten, wurden sehr rasch und vollkommen entkräftet. Kaum jemals hat ein solch weltberühmter Künstler sich zu einem Photographen so hilfreich und kooperativ verhalten, eine Tatsache, die Trumler erst Jahre später schreckhaft nachdrücklich in die Erinnerung zurückgerufen wurde, als- anläßlich des Festkonzertes zum 150 jährigen Bestehen der Wiener Philharmoniker - Maestro Ricardo Muti zum Entsetzen des Lichtbildners um ein Haar das Konzert abgeklopft hätte, weil das Auslösegeräusch der Kamera, während eines Forte gestartet, im Konzert laut hörbar wurde, als innerhalb von Sekundenbruchteilen unmittelbar ein Pianissimoo gefolgt war.

Eine weitere, obzwar intensive, aber durchaus angenehme Zusammenarbeit im Ambiente der Wiener Philharmoniker brachte ein Auftrag des SchweizerVerlagshauses Zürich, das Buch DEMOKRATIE DER KÖNIGE; welches zum 150 jährigen Jubiläum der Gründung des weltberühmten Orchesters erscheinen sollte, photographisch auszustatten. Dank der fürsorglichen und absolut kompetenten wie professionellen Betreuung durch Clemens Hellsberg, dem Buchautor und Betreuer des philharmonischen Archivs, konnte auch diese Arbeit, die einen Bogen spannte, vom Begründer der Philharmonischen Konzerte, Otto Nicolai, bis hin zu Herbert von Karajan und Carlos Kleiber, rechtzeitig und erfolgreich abgeschlossen werden.

Eine anstrengende Zeit sollte folgen, als der Verlag Brandstätter Trumler mit der photographischen Bestandsaufnahme der prominentesten Kunstwerke der WIENER WERKSTÄTTE betraute. Durch viele Museen ging die Reise, aber auch in zahlreichen Privatsammlungen wurden die kunstvollsten Werke der Meister der Jahrhundertwende aufgesucht und im Bild dokumentiert. In einer dieser Sammlungen lernte Gerhard Trumler die Familie des verstorbenen FRANZ von ZÜLOW kennen, die Folge war
(natürlich) die Publikation der ersten Monographie über diesen, damals fast schon vergessenen, Künstler.
Ein Werk über Schloß SCHÖNBRUNN folgte in der Edition Tusch, welches ebenfalls über ein Jahrzehnts hindurch immer wieder Neuauflagen erfuhr, die schließlich in einer Pionieredition von Christian Brandstätter, einer der ersten in Österreich über dieses Thema produzierten CD-ROMs, über das weltberühmte Schloß ihren Höhepunkt erfahren sollte.

Den nächsten Höhepunkt im Bücherschaffen von Gerhard Trumler bildetete die Herausgabe eines Buches über den Heiligen Berg ATHOS, ein Werk, welches als Gesamtkunstwerk konzipiert, kompromißlos die Vorstellung des Autors und Photographen (in einer Person) realisierte, und der (fast zwingend) die Auszeichnung der Wahl unter die SCHÖNSTEN BÜCHER ÖSTERREICHS folgte. Auch dieses Buch ist lange schon vergriffen.

Die nächste Arbeit kündigte sich in Form des Anrufes eines britischen Historikers an, und entwickelte sich zu einer der anstrengendsten und härtesten Herausforderungen in der Karriere des mittlerweile erfolgreichen und gefragten Photokünstlers. Der Textautor Lord Michael Pratt plante die Publikation eines Werkes im New Yorker Verlag Abbeville Press; als Dokumentation der SCHÖNSTEN LANDSCHLÖSSER UND HERRENSITZE IN OSTEUROPA:
In den folgenden drei Jahren waren die Frühjahrs- und Herbstmonate Reisen vorbehalten, die bis an die russische Grenze führten, Schlösser, deren Namen kaum bekannt waren, mußten erkundet und ausgeleuchtet werden, die Einrichtungen der Räume oft unter den wachsamen und argwöhnischen Augen der Direktoren und Direktorinnen vom musealen zum wohnlichen Stil verändert werden, und nach Bewältigung aller Schwierigkeiten um die Zeit des Endes der kommunistischen Regimes in den ­osteuropäischen Staaten, waren auch die Photoarbeiten erfolgreich beendet. Das Buch wurde ein ganz großer Erfolg in den USA und in Großbritannien, bald folgten Auflagen in Paris, Rom, München
und Tokyo, und auch in Wien fand sich die adelige Gesellschaft -
geladen von Lord Pratt - zur vielbeachteten Buchpräsentation ein.

Aber der Bücheralltag mußte wieder zu seinem Recht kommen, denn ein neues Bierbuch wurde fällig. Dem Großen Bierbuch war das OTTAKRINGER JUBILÄUMSBUCH gefolgt, RÖMERQUELLE ließ nicht lange auf sich warten, und nach einigen weiteren realisierten Büchern, wie etwa KÄSE FÜR KENNER, oder wiederum ein kleineres MÜHLVIERTEL Buch, bot das Jubiläum der STIEGL BRAUEREI Anlaß für eine Buchpublikation.
Das Thema war beileibe noch nicht ausgeschöpft und ein vorläufiger Abschluß dieser bierigen Angelegenheit war 1996 die Publikation des Buches 1000 JAHRE BIER - 50 JAHRE BBAG in Linz.
Wiederum folgte ein neuer SCHÖNBRUNN Führer, und der Brandstätter Verlag entschloß sich zur Herausgabe eines Werkes über die Traum- und Lieblingslandschaft von Gerhard Trumler, das WALDVIERTEL, welches mittlerweile erfolgreich eine zweite Auflage erlebt, und welchem ein ebenso großzügig ausgestattetes MÜHLVIERTEL Buch folgte - das vierte von Trumler, innerhalb eines Jahrzehntes - fast zwanzig Jahre nach der Publikation von Trumlers ersten Buch im Jahre 1978. Bald folgte ein weiteres Lieblingsprojekt des Künstlers, ein Buch über die österreichische Kleineisen industrie und der weltweit berühmten österreichischen Sensenerzeugung in den EISENWURZEN.
+
Die letzten Jahre des zweiten Milleniums bringen eine vollkommen neuartige Buchreihe über österreichische Kulturlandschaften, nachempfunden den Novellen von Adalbert Stifter BUNTE STEINE. Anlaß für die Herausgabe dieser Werke war die Unzufriedenheit des Photokünstlers Gerhard Trumler mit der mangelnden Sensibilität von Buchgestaltern und vielen Verlegern bei der Umsetzung seiner
photographischen Intentionen im Zuge der Erstellung von Buchlayouts,
Farbauszügen und Druck der Bücher.
Gerhard Trumler hatte sich entschlossen, Photographie und Stifter Texte der Bände der BUNTEN STEINE selbst zu erarbeiten, die technischen Mitarbeiter selbst auszuwählen, und den gesamten Produktionsvorgang ohne jede Einschränkungen, etwa durch kommerzielle Erwägungen bedingt, nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Nach erfolgreichem Abschluß der Finanzierung des ersten Bandes GRANIT, erhob sich 1993 die Frage, einen Verleger zu finden, welcher Werbung und Vertrieb der Bücher ausführen wollte.

Die Zusammenarbeit mit dem Verlag Bibliothek der Provinz, bei einem jüngst erschienen Buch über Franz Stelzhamer GROSS PIESENHAM, hatte sich erfolgreich gestaltet, daß Gerhard Trumler sein allererstes, vollkommen selbst gestaltetes Buch, GRANIT - Das Land vor dem Winter - Waldviertel, R.Pils anvertraute, der das Werk zu einem beachtlichen Erfolg führte, und, unaufhaltsam fast, folgte bald wiederum die neuerliche Auszeichnung mit dem (fünften) Österreichischen Staatspreis für das SCHÖNSTE BUCH ÖSTERREICHS 1995 und kurz danach, die zweite Auflage von GRANIT 1997. Die herausragenden Printmedien in Österreich, wie fast im gesamten deutschsprachigen Raum brachten zustimmende Rezensionen, und auch in nahezu allen Programmen des ORF - TV und Hörfunk - wurde GRANIT besprochen.
Obgleich es für den folgenden, zweiten Band einer Reihe schwierig ist, die Akzeptanz des Vorgängers zu erreichen, hat sich KATZENSILBER-Land zwischen Mihel und Aist, Mühlviertel, ebenso auf dem Markt behaupten können, und Diskussionen sind mittlerweile entstanden, welchem der beiden Werke der Vorzug zu geben wäre. KATZENSILBER wurde mit der Aufnahme unter die SCHÖNSTEN BÜCHER ÖSTERREICHS 1996 ausgezeichnet.
Dies bestärkt Gerhard Trumler in seiner Absicht, die Reihe
fortzusetzen, und 1998 den dritten Band der BUNTEN STEINE, das
Werk BERGKRISTALL - Land im Gebirg- Tirol, im Verlag Bibliothek der Provinz, zu publizieren.

+++++ hier folgt Kommentar zu: 1996 WR PHILHARMONIKER DISPLAY
WELTAUSTLLG SEVILLA
++SCHÖNBRUNN-CD - SILBER NÖ ++++

Trotz des äußerlichen Anscheins, das photographische Dasein des Gerhard Trumler bestehe fast ausschließlich im Erarbeiten von Buchpublikationen soll nicht unerwähnt bleiben, daß, trotz großer Erfolge auf diesem Gebiet, die Kosten für den alltäglichen Betrieb eines Photostudios aus den Erträgnissen dieser buchkünstlerischen Arbeiten bei weitem nicht zur Gänze bedeckt werden können, weshalb Aufträge aus Werbung, Industrie und Architektur ausgeführt werden müssen. Aber auch hier läßt sich die Ambition des Büchermachers nicht ganz vermeiden, und so sind es auch auf diesem photographischen Gebiet bevorzugt Geschäftsberichte, Firmenkataloge, aber auch Jubiläumsbroschüren von Banken oder Architekten, und auch über Themen wie Weinkeller und Brauereien, Truthähne oder Turbinen und ähnlichem, die Trumlers Ambitionen fordern.

Auch das Erreichen des sechzigsten Lebensjahres kann die rastlose Energie des engagierten Künstlers nicht beeinträchtigen, und deshalb ist neben der Fortsetzung der BUNTEN STEINE, schon wieder eine neue, eigene Kunst-Buchreihe geplant, welche unbekannte Traumlandschaften an den Grenzen Österreichs ausleuchten wird, sei es nun der Böhmer- und der Bayerische Wald, das Grenzgebiet zu Slowenien und Kroatien, zur Westslowakei und Ostmähren, oder Nordfriaul und Carnien. Eine wahrhaft europäische Aufgabe.

Begeisterung und professionelle Arbeit des Photographen und Buchgestalters Gerhard Trumler, aber auch die Akzeptanz und die Liebe des Publikums zu bibliophilen Büchern mögen auch in Zukunft die Herausgabe zahlreicher kostbarer Bücher ermöglichen.
Der sechzigste Geburtstag fordert natürlich heraus, Bilanz des bisherigen Lebens zu ziehen, Gerhard Trumler konnte dies jedoch in kurzer Zeit abhaken, denn ganz neue Gedanken machten sich breit in seinem Bewusstsein:Er wollte berühmt werden.

Natürlich war niemals die Rede davon, weltberühmt zu werden, nein, dazu war er schon zu alt, und überdies wusste er, dass die Thematik seiner Arbeiten, die alltägliche Kultur der einfachen Menschen und die bäuerliche Kultur neben der Landschaft Mittleueropas nicht dazu geschaffen waren, weltweit bei Sammlern zu reüssieren.
Schon einige Jahre zuvor hatte Museumsdirektor Dr Martin Ortmaier in einer Ausstellungsrezension über die Arbeiten Trumlers geschrieben, «sein Bestehen auf einer Thematik, welcher von den Menschen unserer sogenannten Moderne kaum Beachtung geschenkt wird» usw. «was ist denn schon dran an Trumlers Photographien, keine Skylines, keine Rosenbouquets, keine schwellenden Frauenbrüste ....» (zit ende). In der gleichen Laudatio jedoch hob der Redner den künstlerischen Anspruch von Gerhard Trumler hervor, der auf das Bewahren von Kultur fokussiert und nicht auf werblich Wirkung nach aussen. Diese Denkweise, ganz im Sinne von Adalbert Stifter ist in keiner Weise dazu geeignet, in unserer Medienwelt des Lauten und bunt Schreienden, des nur auf Beeindruckung und Wirkung bedachten, mit dem Sanften Gesetz, ein grossen Publikum zu erreichen.
Gerhard Trumler begann, durch seine internationalen Ausstellungen und Publikationen mit wachsendem Erfolg, ein interessiertes und sensibles Publikum jenseits der Grenzen seiner Heimat, zu erreichen.

Doch zunächst sollte in seiner Heimatstadt, eine wirkungsvolle, eine beeindruckende, eine ganz besondere Ausstellung stattfinden.
Der Generaldiektor des Kunsthistorischen Museums, Dr Seipel lud Trumler ein, eine Ausstellung in der Gemäldegalerie des Museums, im Palais Harrach einzurichten, was der Photograph begeistert annahm.
Nicht in den angebotenen Prunkräumen der Beletage des Palastes, sondern in den schmucklos spartanisch nüchtern gestalteten Ausstellungsräumen begann Gerhard Trumler die Präsentation seiner Photographien als Installation einzurichten, von dem viele der beeindruckten Besucher noch Jahre später immer wieder sprechen sollten Natürlich wuchsen Dr Seipel vermehrt viele neue graue Haare in diesen Wochen, insbesondere deshalb, weil der Künstler darauf bestanden hatte (und unbedachte Zustimmung erhalten hatte) alle Photographien, und es waren fast 200, einzeln mit ganz speziellen Scheinwerfern auszuleuchten. Allerdings besass das Kunsthistorische Museum von diesen besonders teuren Stücken nicht einmal die Hälfte der benötigten Geräte, und so blieb Dr Seipel nichts anderes übrig, als bei den Kollegen der Wiener Museen diese Juwelen ausleihen zu müssen. Der Erfolg bei Presse und Publikum war allerdings durchschlagend, und die Installation über die gezeigten Exponate hinaus ein Erlebenis.
Der Verlegerfreund Christian Brandstätter nutzte dieses Ereignis, um Gerhard Trumler eine vielbeachtete Monographie zu widmen, die neben der Buchausgabe auch als Museumskatalog erschien. Sie war erfolgreich.

Neue Herausforderungen werfen ihre Schatten voraus, allem voran aber galt es nun, eines der grossen Lebensprojekte in Angriff zu nehmen, ein eigenes kleines Photo Museum, schon zu Lebzeiten einzurichten.
Gerhard Trumler lehnt es nämlich vehement ab, der Nachwelt zuzumuten, später einmal anlässlich eines runden Jubiäums wie vielleicht etwa dem 100. Geburtstag des Künstlers, dann nämlich, wenn dieser schon längst seine Bilder jenseits dieser Welt zu schiessen pflegt, eine Gedenkstätte, von einem Museum gar nicht zu reden, einrichten zu müssen, ganz abgesehen von den begleitenden Duskussionen unwissender oder unverständigerZeitgenossen über die Notwendigkeit einer solchen Institution. Trumler meint, er erbaute sein eigenes Museum selbst, und er sorgte auch für die zeitgerechte Publikation etwa seines Opus Magnum, anlässlich seines 70. Geburtstages 2007, weil er da alles selbst bestimmen könnte, das Layout gestalten, Papier und Typographie aussuchen umschliesslich den Druck mitsamt der Buchproduktion selbst zu überwachen, und so für allererste Qualität des Werkes Sorge tragen zu können.+ Wir schreiben 1997 und als nächstes Buch folgt BERGKRISTALL...Fortsetzung folgt Dieser Essay wird bei Gelegenheit weitergeschrieben

 

 

PARALIMPOMENA

(Ergänzungen und Neuigkeiten)

 

«To be - or not to be »!
and WHAT is the question ?»

GT

 

Gerhard Trumler
Die Welt der Dinge
Meine Photographie

Und bei der Eisenbahn, da ist doch der Teufel dabei!» Dieser Aufschrei, vom österreichischen Dichter Peter Rosegger einem einfachen Bauern in den Mund gelegt, ist symptomatisch, ja fast prophetisch für die ungeheure Beschleunigung unseres Lebensstils seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine Rasanz, die seither gnadenlos unser Leben bestimmt und uns den Atem nimmt, selbst wenn viele Menschen dies bisher noch gar nicht bewusst wahrnehmen. Das 20. Jahr hundert wird in die Geschichte eingehen, als das Zeitalter der Bilder, einer ungeheuren Flut von Bildern, die uns zu verschlingen droht. Grell, komplex, unverständlich, eine ständig sich verändernde Semiotik, von der einen Generation verstanden, von der nächsten schon nicht mehr.

«Wir Menschen plagen uns ab, um die Mittel zum Leben zu erwerben – nur das Leben lassen wir dann bleiben !» Adalbert Stifter, Schöpfer dieser Worte, Philosoph der Stille, hat sein Sanftes Gesetz postuliert und uns damit eine Maxime geschenkt, für unseren Weg in eine Welt bewussten Wahrnehmens, in einen Kosmos des menschlichen Denkens und Erlebens an sich.

In dieser extrovertierten Gesellschaft, mit ihren Wertvorstellungen vornehmlich materieller Natur, wo Äusserlichkeiten dominieren, in einer Gesellschaft, in der die Seele des einzelnen Menschen ebenso wie die Seele der Dinge gezwungen ist, sich in innere Emigration zurückzuziehen, ist mir Stifters Sanftes Gesetz zu einem Wegweiser geworden, um zurückzufinden zum Menschsein, zur Besinnung auf unsere zutiefst inneren Werte.

Dieser Rückbesinnung widme ich meine Arbeit, versuche, Ruhepunkte zu schaffen, Rettungsinseln in dieser hektisch und nervös gewordenen Welt. Mit meiner Photographie will ich Vergessenes, längst verloren Geglaubtes zu bewahren suchen, Ertrunkenes im Strudel der ungeheuren Geschwindigkeit, die unseren Alltag heute prägt. Meine Welt ist die Seele der Dinge, der inneren Betrachtung, der Selbstfindung, der Kontemplation.
Meine Photographie will dabei nicht verdrängen, nicht beherrschen und nicht beschönigen. Aber sie ist vermessen und selbstbewusst genug, zumindest den Versuch zu unternehmen, eine Generalpause in den mitreissenden alltäglichen Stromschnellen zu sein, ein stiller Kontrapunkt in der lauten Eile, der Ruhe ausstrahlt, um den Betrachter wiederum gestärkt in das rasende Tempo des Draussen zu entlassen.

Mein Weg zu diesem Ziel war und ist vorgezeichnet: Die Beobachtung der Zeitläufte, die Beschäftigung mit den Inhalten abendländischer aber auch östlicher Philosophie, mit der Phantasie von Dichtern und Denkern haben die Beobachtung geschärft, den Geist klar gemacht. Das Ergebnis wird sichtbar in meine Bildern. Sie streben hin zu einer Konzentration, die es ermöglicht, meine Intentionen unmittelbar und ohne jeglichem Zierrat an den Beschauer weiterzugeben. Ohne weitere Erklärungen, aber auch ohne den Zwang, Wahrnehmungen und Gefühle exhibitionistisch darlegen zu müssen. Dies reduziert die Ikonographie der Beliebigkeit im allgemeinen und fokussiert – ohne Abschweifungen und Anbiederungen, oder Verbrämungen – ein klar erkennbares Thema.
Denn vor allem anderen steht bei meiner Sicht der Welt die logischen
Prämisse: «Die Dinge sollen nur durch das wirken, was sie sind.» ( A. Stifter )

Gerhard Trumler, Sommer 2002 +

 

 

Anthologie
BUNTE STEINE
GRANIT KATZENSILBER BERGKRISTALL TURMALIN KALKSTEIN

Die zwischen Text und Bild vermittelnde Gestaltung dieser Bücher ist nicht nur gediegen, sondern in einer Zeit des Verlustes dessen, was wir Buchkultur nennen, in ihrer Art ohne Beispiel....
Kristian Sotriffer - Die Presse

 

Zu Beginn der Neunziger Jahre begann ich, mein Vorstellung zu realisieren, ein Buch über Kultur und Menschen jener Landschaft zu publizieren, in der ich aufgewachsen war, in der ich meine ersten Schuljahre zubrachte, ehe ich zum Besuch des Realgymnasiums und der weiteren Berufsausbildung nach Wien übersiedelte.

Jahrzehnte vergingen, bis ich schliesslich mein erstes Haus im Waldviertel bauen konnte (ein zweites - mein Photomuseum sollte 20 Jahre später folgen), wo ich mit Entsetzen den Verfall der bäuerlichen Kultur miterleben musste, der damals massiv vorangetrieben wurde, nach dem Motto: «Holz gab ich für Kunststoff!»

In den Siebziger Jahren begann ich, mit meiner Kamera alles das zu dokumentieren und damit zumindest «optisch» zu retten, was vor meinen Augen rettungslos vernichtet wurde.
Ein Vorgang wiederholte sich ununterbrochen: «Erst stirbt der Mensch, dann stirbt das Haus! » Im Laufe der Jahre begann sich umfangreiches Bildmaterial in meinem Archiv anzusammeln, ich sichtete, ordnete und versuchte, Verleger für eine Buchpublikation zu interessieren. Obwohl ich schon damals in der Branche nicht mehr allzu unbekannt mehr war - ich hatte inzwischen über vierzig Bücher in den unterschiedlichsten Verlagen publiziert - war das Ergebnis meiner «Herbergssuche» gleich Null.

Meine Alternative hiess nun: «Selbst finanzieren, oder das Thema vergessen!» Ich wählte die erste Variante, besorgte mir einen Kredit bei meiner Bank, und fragte den Inhaber eines Kleinverlages, im Waldviertel, den ich einige Monate vorher bei der Frankfurter Buchmesse kennengelernt hatte, ob er mein Buch, wenn er es schon nicht finanzieren konnte, zumindest vertreiben wolle. Er wollte!
Ich begann also ein Layout zu entwerfen, sammelte Adalbert Stifter Zitate, prüfte, gestaltete, verhandelte mit Druckereien, Buchbindern, mit Lithographen und schliesslich ging das Buch in Druck.
Der erste Band GRANIT war sehr erfolgreich, das Publikumsinteresse gross. Die Fachwelt und die Kritiker (siehe oben) lobten, ein Staatspreis wurde verliehen, und nach zwei Jahren hatte meine Bank ihr kreditiertes Geld samt Zinsen zurückerhalten.
Durch diesen Erfolg bestärkt, entwarf ich das Projekt der fünfbändigen Anthologie BUNTE STEINE wiederum mit Texten von Adalbert Stifter. Auf GRANIT folgte KATZENSILBER, das Mühlviertel Buch, welches die Lieblingslandschaft Stifters beschreibt Dieser zweite Band verkaufte sich gar nicht so schlecht, mein Bankkredit konnte wiederum innerhalb zweier Jahre ausgeglichen werden, ebenso, wie jener für den dritten Band, das Tirol Buch BERGKRISTALL.
Auch KATZENSILBER und BERGKRISTALL konnten Preise und Auszeichnungen erreichen.
Nun sammelte ich alle meine Wien - Negative, photographierte zielgerichtet auf mein Buchprojekt, vergrösserte über ein Jahr lang, und im Jahre 2000 erschien, von allen meinen guten Wünschen und Hoffnungen begleitet, der vierte Band der Anthologie, das Wien Buch TURMALIN im Pils Verlag.
Seit dieser Zeit bezahle ich immer noch (2007) meine monatlichen Kreditraten, und in einem halben Jahr werde ich dann auch die mittlerweile dafür aufgelaufenen Zinseszinsenn ausgeglichen haben.

Der Grund? Ein Blitz!

Als dieser Blitz beim Verleger - der TURMALIN vertrieb - im Waldviertel einschlug und das Verlagsgebäude fast zur Gänze ein Raub der Flammen wurde (die Bücher lagerten damals glücklicherweise an anderer Stelle), und als zu allem Überfluss einige Monate später ein Hochwasser auch noch das Bücherlager teilweise überschwemmte, wurde der Vertrieb von TURMALIN ausser Haus gegeben (outsourcing heisst das wohl).

Der Effekt? Kürzung meines Entgeltes!
Und zwar deshalb, weil der gesonderte Vertrieb nun zusätzlich Kosten erzeugte, gravierender aber war der massive Rückgang der bisher wenigstens langsam dahintröpfelnden Buchverkäufe, wegen der nachlassende Werbeaktivitäten des Verlages.

Ich bin unter anderem immer noch (mehr oder weniger stolzer) Besitzer von über der Hälfteder Auflage von TURMALIN, und versuche nun tapfer aus eigener Kasse meine Kreditraten zurückzuzahlen.
Deshalb musste das für 2002 geplante Erscheinen des fünften, noch ausständigen Bandes «KALKSTEIN» - Salzkammergut auf Grund mangelnder Finanzkraft des Autors + Photographen + Buchgestalters + bisherigen Herausgebers, vorläufig verschoben werden. Und so muss wahrscheinlich die Herausgabe dieses abschliessenden Werkes wohl oder übel dem Verleger überlassen bleiben *)

Gerhard Trumler
Rosenhof Fraberg im Waldviertel, Sommer 2005

 

*)Post Scriptum ...
Im Herbst es Jahres 2005 hat der Verlag den fünften Band KALKSTEIN, allerdings in einer reduzierten und leider auch modifizierten Ausgabe publiziert, und damit die Anthologie BUNTE STEINE vollendet.
Das Gesamtwerk BUNTE STEINE wurde 2006, im Adalbert Stifter Gedenkjahr
- vom Autor - der weltberühmten Bibliothek von Alexandria gestiftet.
+

 

 

Gerhard Trumler
DE PHOTOGRAPHIA
Wertschätzung einer Kunstform in Österreich - und anderswo.

... Die «KLaue» *) wird immer noch höher geschätzt als unsere «Schwarze Schachtel» ...


In Österreich ...

Der Graphikraum im LENTOS ist also nicht optimal für eine Photoaustellung, weil nur wenige Besucher zur Besichtigung des Photographien und Graphiken gerne in einen Keller hinabsteigen.
Von dem GROSSEN SCHIFF erwartet man sich Licht und Weite, doch in den FRACHTRAUM will man eben nicht gerne vordringen...
-C.R-L. Wien Mai 2003

Erwiderung einer prominenten Persönlichkeit aus dem Kulturbereich auf mein Lamento, dass die Photographien im neueröffneten LENTOS Museum Linz im Keller neben den Garderoberäumen platziert worden sind.
*) die «Klaue» bedeutet, ein Kunstwerk mit der «Hand» anstatt mit einer «Maschine» zu schaffen.

 

Und in Frankreich ...
..
Dass die Schau über das photographische Lebenswerk Cartier-Bressons übrigens nicht - wie ursprünglich geplant - in Paris´ rennomiertestem, zentral gelegenem Ausstellungshaus, dem Centre Pompidou stattfindet, deuten Cartier - Bressons Frau und sein Kurator als phänomenale Taktlosigkeit und als Geringschätzung der Photographie in der Kulturpolitik.
Nun findet die opulente Schau in der Nationalbibliothek am Stadtrand in la Defense statt.
- profil - Mai 2003

 

Kommentar Trumler:
... Na da bin ich ja noch einmal gut davongekommen, mit meiner Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien, in «zentraler Innenstadtlage» ...
«Ein Hoch für KHM Dr W. Seipel» tr +

 

 

Gerhard Trumler
New York

CHAIR´D IN THE ADAMANT OF TIME

Meine erste Reise führte mich 2000 auf Einladung der LEICA GALLERY
nach New York, wo ich 2002 bei meiner Ausstellung am Broadway viele, der zwei Jahre zuvor erarbeiteten Ansichten des «Big Apple» amerikanischen Sammlern mit grossem Erfolg verkaufen konnte.

Erstmals in New York, wanderte ich durch diese Welt der ungheuren Stalaktiten und photographierte auf den Spuren der drei grossen «ST», der Photo Klassiker Edward Steichen, Alfred Stieglitz und Paul Strand, deren Bilder mit schon seit vielen Jahren gegenwärtig waren. Die kühne Silhouette des «Flatiron» etwa , oder das wunderbar filigrane Gewebe aus Tragseilen der «Brooklyn Bridge», aber auch die starken historischen Kontraste zwischen den verspielten Fassaden der Jugendstiltürme und den modernen glatten Pylonen der Gegenwart. Stets begleitete mich auf meinen Photo Streifzügen durch Manhattan die wunderbare Musik von Antonin Dvorak, seiner 9. Sinfonie in E-Moll op.
95, die auch meinem Portfolio - welches 100 Schwarzweissphotographien beherbergt - seinen Namen schenkte. : AUS DER NEUEN WELT.

Die Bilder werden voruassichtlich im Jahre 2009 in dem Buch «CHAIR´D IN THE ADAMANT OF TIME» publiziert werden, begleitet von den wunderbaren Gedichten des wohl berühmtesten amerikanischen Lyrikers WALT WHITMAN

 

 

+
Wolfgang Paterno
DICHTER MIT BILDERN

..... Der Fotograf Gerhard Trumler zählt zu den ‘Doyens der heimischen Lichtbildkunst. Nahaufnahme eines Marathonmanns, der kürzlich seinen Siebziger feierte -

Trumler redet und redet. Trumler sitzt in einem Ohrensessel seiner Altbauwohnung nahe der Innenstadt, im Blick raumhohe Bücherregale, orchestrale Töne aus riesigen Boxen unterlegen das Selbstgespräch,
ein Monolog wie ein Monsunschauer. Trumler, den man für Anfang
Sechzig halten könnte, der kürzlich aber siebzig wurde, spricht, unterbrochen nur vom Atemschnappen über Karl May und Adalbert Stifter, Bruno Kreisky und Darth Vader, über seine Holzspielzeugsammlung und seine zwei Häuser im Waldviertel. Er sagt:«Ich fotografiere lieber Steine im WAldviertel, als in den”Seitenblicken“ aufzutauchen». Er deklamiert « Wo ich bin, ist oben. Auch wenn ich vielleicht nur ein kleines Oben bin. Das Kriterium für den Trumler ist der Trumler.

Der Trumler. Man kann den Fotografen Gerhard Trumler als Naturgewalt preisen, und, zumindest nach drei Stunden intensiven Zuhörens, als Schnellsprudelsprecher beklagen. Wien und die Welt betrachtet er seit fünfzig Jahren durch den Sucher seiner LEICA; gemeinsam mit Inge Morath, Franz Hubmann und Erich Lessing zählt er zu Österreichs Klassikern der Lichtbildkunst. Einerseits. Andererseits verkörpert Trumler die Antithese zum bestaunten Fotogroßmeister, der bloß seine künstlerische Erbmasse verwaltet. Im Bücherregal, mit viel Literatur und ein wenig Triviallesestoff gefüllt, ist eine Abteilung eigens für die Trumler-Arbeiten reserviert – eine gut drei Meter lange Buchrückenreihe. 151 Titel, von rechts nach links chronologisch geordnet, vom Erstling «Blutgasse» (1967) bis zur jüngst erschienenen Werkschau «Provinzen und Metropolen». Trumler, der anstelle von gewöhnlichen Augenbrauen zwei dichte Haarbüschel kultiviert, sitzt nicht als Fotoklassikdarsteller in seinem Ohrensessel vor seinem Lebenswerk. «Ich bin ein hektischer Mensch, auf jeden Berg muss ich rauf, nach wie vor», sagt der Lärmhansel aus Leidernschaft, und er springt widerholt auf, zieht einzelne Fotobände aus dem Buchregal. Einmal blättert er rasch in einem Sammelwerk, « Trumler–Fotografien 1970 bis 2000», und schlägt das Buch an jener Stelle auf, das zwei klobie Wasserhähne zeigt. «Mein Motto», deutet er auf das Schwarzweißfoto, eine mustergültige Trumler–Komposition, klar. übersichtlich, auf das Wesentliche reduziert, so eigenwillig wie
konsequent: «Heiß oder kalt», sagt er. «Nie lauwarm.»

Gerhard Trumler kam auf Umwegen zur Fotografie. Als Achtjähriger half er, die im Krieg zerbombte Wiener Familienwohnung, in der er heute noch lebt, herzurichten. 1958 wurde er Fahrdienstleiter bei den ÖBB, einige Jahre darauf Radarfluglotse in Schwechat. Damals erwarb Trumler auch seine erste gebrauchte LEICA: Während einer Lotsenschulung in München organisierte er sich zwecks Geldsparmaßnahmen (aus den nicht unbedeutenden Diätenzahlungen für den Auslandsaufenthalt -Anm.tr-) für den Kamerakauf einen 30-Liter Kochtopf plus Kartoffeln und Zwiebeln und Karotten und lebte so ausschliesslich von Wasser und Brot – und selbstgekochterSuppe. Zum Frühstück, zum Mittagessen, zum
Abendessen: Gemüsesuppe, drei Monate lang.
Die Geschichten, die er aus jener Zeit erzählt (während der Zeit als Fahrdienstleiter mit minimalem Gehalt Anm.-tr-), beginnen oft mit «der Trumler», er spricht von sich selbst als Abenteuergestalt. Er sagt
etwa: «Der Trumler hat auf einem Strohsack und Leintüchern geschlafen, in zugigen Dachböden (von alten Bahnhöfen-Anm tr-)»
Oder: «Der Trumler hatte (in der Mittelschule Anm -tr-) immer den “Schlapfen” offen – aber man hörte ihm immer gerne zu».

Die Fotokarriere begann sich Trumler erst mit Anfang dreißig aufzubauen; vielleicht erklärt das die unbedingte Arbeitswut, vielleicht ist der Kreativdrang auch nur die Arbeitsgrundhaltung des Marathonmanns. Von 1969 bis 1985 dokumentierte Trumler die Wahlreisen des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky. 33 Jahre lang arbeitete er als freier Fotograf für die Zentralsparkasse.
Ab 1994 erschien eine Reihe unzeitgemäßer Buchpublikationen, durch die der Fotomann nachhaltige Bekanntheit erlangte – mit Arbeiten wie «GRANIT», «KATZENBSILBER», oder «BERGKRISTALL», vom Stifter Verehrer zusammengefasst zur Anthologie «BUNTE STEINE» schuf Trumler ein einprägsames Porträt (österreichischer Kulturlandschaften Anm -
tr-) vom Mühlviertel bis Tirol ebenso, wie dem Waldviertel von dessen Wäldern, Steinen und Einwohnern: Reportagefotografie ohne Verfallsdatum.
Elf neue Trumler Bücher sind derzeit in Arbeit und in Planung. Der Ursprung vieler Projekte liegt übrigens hier, in Trumlers geräumiger Wohnung mit Blick auf den Ringturm. Es kommt oft vor, erzählt er, dass er im Ohrensessel Platz nehme, verstumme und drauflosdenke. «Ich erarbeite mit meine Fotografie durchs Denken! Meine Frau rügt mich
häufig: «Jetzt denkst schon wieder!»

Seit geraumer Zeit schreibt er auch an einer Art Autobiografie; derzeit hält er bei 121 in kleiner Schrift verfassten DIN-A4-Seiten, in denen er Auskunft gibt über seine Vorlieben, seine Lieblingsbücher, seine bevorzugten Getränke, sein Leben. Mit einem bloßen Rückblick gibt sich Trumler dabei nicht zufrieden, und in den mit «Der Bilderpoet» überschriebenen Aufzeichnungen ist zu lesen:
«2017: Ich bin achtzig Jahre alt: Eine Frau, zwei Kinder, zwei Häuser. Mehr als hundert Bäume, mehr als 150 Bücher und unzählige Lichtbilder.» +

 

 

Carl Aigner
SCHLÄFT EIN LIED IN ALLEN DINGEN
Zum Buch «Wien Poetisch» von Gerhard Trumler

Über die «Wien Bilder» von Gerhard Trumler zu sprechen hiesse, «den Stephansdom nach Wien zu tragen». Es braucht nicht besonders erwähnt zu werden, welch unzählige Publikationen er erarbeitet, wieviele Ausstellungen er welweit gestaltet hat, denn er ist sicherlich überzeugt davon, dass man die Welt nur über die Photographie erfahren kann.
Wenn wir sein Werk betrachten, welches der «traditionellen», der analogen Photographie treu geblieben ist, so ist seine Botschaft für
uns: «Die Beglaubigung der Existenz des Dargestellten».

Gerhard Trumler gehört einer Photographen Generation an, die gerade noch einen «Zipfel» dieser wunderbaren, der verschwindenden «tradtitionellen» Photographie für sich gerettet hat.
Natürlich ist er ein «Augenmensch», denn sonst hätte er in seinem Leben nie eine solch wunderbare Symbiose der Photographie mit seiner Persönlichkeit zu realisieren vermocht. Er ist ein Künstler, der eine weitere Dimension der Photographie verinnerlicht hat, nämlich, dass die Photographie unsere Welt viel weniger «abbildet», als «herausbildet». Er hat, wie kaum ein anderer Photograph seiner Generation in Österreich, begriffen, dass die Photographie «per se» eine Maschine ist, welche die Möglichkeit impliziert, etwas sichtbar zu machen, das wir meist gar nicht warhrnehen, auch wenn es direkt vor unseren Augen steht. Dies ist eine der grossen Leistungen im Werk vor Gerhard Trumler

Wenn man seine einzigartigen Wien Bilder betrachtet, erkennt man die ungeheure Dichte dieses Oevres, wie auch die starken Akzente, mit denen er seine Bilder für uns entschlüsselt. Gerhard Trumlers Photographie halte ich deshalb für so wichtig, weil er sich mit der Realität auseinandersetzt, und uns seine Botschaft zugänglich macht, indem er sie heraushebt, aus der rasenden Bilderflut, die uns so rettungslos mitreisst, dass wir darin einzelne Bilder oft überhaupt nicht mehr wahrnehmen können.
Es ist keine leichte Arbeit und erfordert viel Kraft und einen starken Willen, seinen eignen Blick freizuhalten, um sich nicht von dieser Bilderflut erdrücken zu lassen. Auch dafür steht das Werk von Gerhard Trumler und natürlich steht es noch für vieles mehr: Er ist ein fanatischer Romantiker, genauso, wie ein besessener Techniker, und die Präzision, mit der er seine Photographie handhabt, ist inzwischen auch schon seltene Rarität geworden.
Die Aufgabe der Kunst ist es nicht, Sichtbares wiederzugeben, sondern es sichtbar zu machen, und gerade diese Arbeit am «Sichtbarmachen» ist die Herkulesarbeit von Gerhard Trumler.
Schliessen möchte ich, mit einem Hinweis auf das «Romantische der Zeit», mit dem wunderbaren Gedicht des Romantikers Joseph von Eichendorff, einem der Lieblingsdichter von Gerhard Trumler.
Schläft ein Lied in allen Dingen, - die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen, - triffst du nur das Zauberwort.

Mag. Carl Aigner ist Direktor des Niederösterreichischen Landesmuseums, Herausgeber des Photo Kunst Magazins EIKON, Stiftungsrat und Rezensent

 

 

Collage aus einem Essay von Christiana Böck
UNERMÜDLICHER REDNER FÜR DAS SCHAUEN

...Vom Wiener Strassenleben bis zur Waldviertler Stenlandschaft...
Der Fotogaf Gerhard Trumler denkt in Bildern, verehrt Stifter und predigt den aufmerksamenBlick.

Selbstdarstellung! «Es bleibt eine ja nichts über!», sagt einer, der das wissen muss, Gerhard Trumler isgt ein Meister dieses Fachs. «Ich bin mein eigener PR Mann geworden, sagt er auch. Und man glaubt auch das. Denn ein Anruf ging diesem Interview voran. Trumler gratulierte zu einem Artikel über Erich Lessing - und fragte gleich, warum man nicht einmal mit ihm so eine Geschichte mache. Solch selbstbewusste Umschweiflosigkeit beeindruckt. Und «der Trumler», wie dieser Fotograf von sich selbst in der dritten Person spricht, hat ja eigentlich recht. Zu erzählen hat er nämlich sehr viel: Immerhin produziert er jedes Jahr zumindest ein neues Buch, oft viel mehr. Der wohl Uunermüdliche unter den österreichischen Fotografen hält derzeit bei 156 Büchern. Heuer erschien in seiner eigenen EDITION PORTFOLIO das Buch WIEN - STADT OHNE GEWÄHR, und derzeit arbeitet er an einem Buch über WALDVIERTLER GRANITLANDSCHAFTEN.

Langer Atem. Trumler ist auch sein eigener Buchagent. Viele seiner selbstverlegten Werke wird man in Buchhandlungen vergeblich suchen - er verkauft sie selbst. Geht zu Banken, in die Industrie, in Museen, ... Durchhaltevermögen zahlt sich hier aus, und dies gilt ebenso für seine Gesprächspartner. Dieser Fotograf hat nämlich einen langen Atem und ist beinahe erschreckend belesen. Und hat, wie erwähnt, sehr viel zu erzählen. Erbarmungslos mäandert er durch endlose Themata, erzählt Intimes aus der Fotografiegeschichte, die kein Kunsthistoriker je erkundet hat, erzählt, wie er als «Künstlervater der Siebzigerjahre» seinen Schützlingen, vielen damals mittellosen und heute arrivierten Künstlern Brot und Milch gebracht hat. Und er erzählt von der Geschichte, als sein damaliger Religionsprofessor im Gymnasium die spöttische Bemerkung tat, Trumler «hätte immer den Schlapfen offen», ein Kommentar, der unverzüglich vom Deutschprofessor mit den Worten relativiert wurde:«Aber man hört ihm gerne zu!» Stifter Jünger. Am liebsten aber zitiert Gerhard Trumler Adalbert Stifter, und nicht nur ein Motto hat er von diesem Dichter erkannt,
etwa: «Die Dinge sollen nur durch das wirken,was sie sind» !
Stifterisch kontemplativ wirken auch seine Bilder. Derzeit stellt er in in Lemberg aus, davor hatte er eine Ausstellung in Kiew eröffnet.
Keine seiner Reisen ohne Mehrwert: In Brody, nahe Lemberg, fotografierte er auf den Spuren von Josef Roth, in seinem Geburtshaus etwa, jene Famile dies es seit 1925 bewohnt.
Mit Konzeptfotographie hat Trumler nichts am Hut: «Herr Wurm ist sicherlich ein toller Künstler, der haut halt ein Haus auf ein Museum.
Bitte! Ich würde das Haus einer armen Familie zum Wohnen geben!»

Über Umwege. Im Waldviertel hält er auch Workshops ab: «Ich jage sie in Wasserfälle, ich jage sie ins Geäst. Bei mir gibt es kein:”Da kommt man ja nicht hin!”, denn um eine gute Fotografie zu gewinnen muss eben Energie aufgebracht werden!» Selbst ist Trumler übrigens über Umwege Fotograf geworden. Erst war er Fahrdienstleiter bei den ÖBB, dann Radar Fluglotse und schliesslich Banker. «In der Freizeit waren die Kollegen Tennis spielen, oder Bergsteigen, ich war Fotografieren.» Ob Landschaft oder Menschen, nichts ist vor dem Trumler sicher: «Ich will - und da bin ich mit Erich Lessing ganz d`accord - unsere Welt mitteilen. Die Menschen haben ja das Schauen verlernt!» Beim Schauen helfen kann auch das Museum, das sich Trumler jetzt selbst gebaut hat - gleich in der Nähe seines Wohnhauses im Waldviertel. So mancher bezweifelt nun den Nutzen einer so abgelegenen Institution, doch man darf sehr wohl davon ausgehen, dass seine Eloquenz bald jegliche Zweifeln ausräumen wird.

Die PRESSE, Kultur spezial 2008 +

 

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